Bei Pole Dance denken die meisten an etwas Anrüchiges und nackte Haut. Ein Klischee, das sich hartnäckig hält. Doch diese Sportart wird mittlerweile von (Hobby-)Sportlern in der ganzen Welt betrieben. Seit 2005 werden Meisterschaften veranstaltet. Mit Layla Stollbert kam die Deutsche Meisterin 2023 in der Kategorie Junior sogar aus Villingen.

Layla trainiert im Villinger Tanzstudio Gymdance von Nina und Cynthia Bull. So wie Oksana Adam (42) aus Bad Dürrheim und Bianca Peter (34) aus Villingen-Schwenningen.Die beiden treten im September in der Neuen Tonhalle bei den Meisterschaften Pole Paradise an, die zweiten Mal ausgerichtet werden.
Internationale Konkurrenz am Start
Hier geht eine internationale Konkurrenz aus Amateuren wie auch Profis an den Start.
Was fasziniert die beiden an dem Sport? Gesundheits- und Krankenpflegerin Oksana Adam fand vor fünf Jahren zum Pole-Sport. „Ich war schon immer sportbegeistert und habe lange mit dem Pole-Sport geliebäugelt, der für mich ein überdurchschnittliches Ganzkörper-Workout darstellt“, sagt die Mutter von drei Kindern.

So fand sie über Umwege ins Villinger Pole-Studio und ist seither gefesselt von der Vielfalt dessen, was der Körper an der Stange leisten kann und auch muss. „Am Anfang überwog zwar der Schmerz, doch mit der Zeit lernt man, ihn zu ertragen und zu ignorieren“ erinnert sie sich.
Für Oksana Adam sei schnell klar, gewesen, dass sie mehr wollte. Deshalb integrierte sie in ihr Pole-Training Muskelaufbau, verbesserte die Haltekraft der Hände, trainierte Klimmzüge und Ausdauer und achtete noch mehr auf ihre Ernährung. Seit gut eineinhalb Jahren fühle sie sich athletischer und stärker denn je.
„Jeder, der uns belächelt, sollte den Sprung an die Pole-Stange mal ausprobieren.“Oksana Adam, Gesundheits- und Krankenpflegerin
Die Teilnahme an einem Wettkampf sei allerdings nochmals eine ganz andere Herausforderung. Mit viel Disziplin, Ausdauer und Willenskraft bereitet Oksana sich vor. „Es spielt keine Rolle, wie alt man ist, um das zu tun, wofür man brennt. Hauptsache man ist mit ganzem Herzen und viel Leidenschaft dabei.“

Ein Sport wie Flamenco oder Fußball
Ihr ist es ein Anliegen, Vorurteile gegenüber dem Pole-Sport auszuräumen. „Jeder, der uns belächelt, sollte den Sprung an die Pole-Stange mal ausprobieren. Und er wird schnell merken, dass Pole Dance genauso ein Sport ist, den man mit Leidenschaft ausüben kann, wie ein anderer Fußball spielt oder Flamenco tanzt.“

Auch Bianca Peter kennt die Vorurteile: „Wenn ich erzähle, dass ich Pole Dance mache, steht vielen das Wort Tabledance oder Stripperin förmlich ins Gesicht geschrieben“, sagt die Einkäuferin, die ursprünglich im Springreiten zu Hause war.
Die meisten könnten sich nicht vorstellen, welche sportlichen Leistungen erbracht werden. Erst, wenn man Videos oder Bilder zeige, zeigten sich die Leute völlig überrascht.
Inspiriert durch die Schwester
Bianca Peter kam durch ihre Schwester zum Pole, die schon länger dabei war. „Einen ihrer Auftritte fand ich so schön, dass mir die Tränen in die Augen stiegen. Von da an wusste ich, dass ich das auch irgendwann einmal können wollte“, sagt die 34-Jährige.
„Dir tun Muskeln weh, von denen du nicht einmal wusstest, dass es sie gibt.“Bianca Peter, Pole-Sportlerin
Während der Corona-Pandemie fand sie schließlich den Einstieg und trainiert seither mindestens vier Mal pro Woche. Flexibilität, Kraft, Ausdauer und ein gutes Rhythmus-Gefühl sind ihrer Meinung notwendig, um im Pole-Sport etwas zu erreichen. „Und ein starker Wille, denn nur so kommt man über die anfänglichen Herausforderungen hinweg, die jeder an der Pole-Stange durchlebt.“
Auch für sie sei der Schmerz am Anfang das Schlimmste gewesen. „Dir tun Muskeln weh, von denen du nicht einmal wusstest, dass es sie gibt.“ Und durch den engen Kontakt von Haut zu Metallstange hole man sich unzählige blaue Flecken, Schürfwunden und auch mal Verbrennungen.
Aber: „Es lohnt sich. Früher war ich maximal unflexibel. Heute schaffe ich ohne Probleme einen Spagat und vieles mehr.“
Fünf bis sechs Trainings pro Woche
Wie bereiten sich die beiden nun auf die bevorstehende Meisterschaft vor? Zum Beispiel mit fünf bis sechs Mal Training pro Woche. Dabei wird eine Choreografie einstudiert, die Musik darauf abgestimmt, ein passendes Outfit organisiert und trainiert – so lange, bis alle Figuren beherrscht werden.
Die Familie hilft mit
Es gehört aber noch mehr dazu: Oksana betont, dass sie das alles nicht schaffen würde ohne ein Team im Hintergrund. Ihr Mann halte ihr mit den Kindern den Rücken frei. Mit Freunden und Bekannten tausche sie sich über die Ernährung in der Wettkampfvorbereitung aus und feile mit ihnen an ihrer Choreografie.

Nicht zu vergessen seien die vielen Unterstützer aus den Reihen des Pole-Studios: „Wir sind über die Jahre zu einer kleinen Pole-Familie zusammengewachsen, in der jeder den anderen unterstützt.“
Bianca Peter geht in insgesamt drei Kategorien an den Start, für die sie jeweils eine eigene Choreografie einstudiert. Sie arbeitet zusammen mit einer Trainerin am letzten Schliff.
Spaß haben, Erinnerungen mitnehmen
Ihr Ziel bei der bevorstehenden Meisterschaft ist nicht unbedingt der erste Platz in einer der Kategorien: „Ich will einfach Spaß haben, tolle Erinnerungen mit nach Hause nehmen und mit mir selbst zufrieden sein.“