Geschichte und Archäologie haben Joachim Jakob schon von klein auf interessiert. „Geboren in Blumberg, aber aufgewachsen in Gottmadingen, hatte ich mit der Festungsruine Hohentwiel auf dem Singener Hausberg ein imposantes historisches Relikt quasi direkt vor der Nase“, blickt der sympathische Mitfünfziger zurück.
Der Hohentwiel übte auf den Sondengänger und Denkmalpfleger eine besondere Faszination aus und weckte in ihm ein großes und dauerhaft anhaltendes Interesse an geschichtlichen Überlieferungen sowie materiellen Zeugnissen der kulturellen Entwicklung der Menschheit im Laufe verschiedener Epochen. Als gelernter Gießer und Handformer besitzt er zudem ein ausgeprägtes handwerkliches Verständnis und Geschick sowie ein feines manuelles Gespür, was ihm bei seinen Aktivitäten nützlich ist.
„Leider gibt es inzwischen auch viele Hobby-Sondengänger, die illegal unterwegs sind und es besonders auf Funde aus dem Bereich Militaria abgesehen haben“, erklärt Joachim Jakob. „Hier ist Kommunikation das A und O. Ich bin überhaupt kein Freund davon, immer gleich die Polizei zu holen. Man muss erstmal mit den Menschen reden und fragen, was sie tun und ob sie dazu berechtigt sind. Falls nicht, kann man sie darauf hinweisen, dass sie etwas Unerlaubtes tun.“

Berechtigte Personen können sich immer mit einem Lichtbildausweis des Landesamts für Denkmalpflege ausweisen. „Auch ich freue mich immer, wenn Menschen auf mich zukommen, wenn sie mich in Aktion sehen, Fragen stellen und sich für meine Arbeit interessieren.“
Neben dem zertifizierten Sondengänger ist Joachim Jakob seit Herbst 2019 zudem ehrenamtlicher Beauftragter für archäologische Denkmalpflege für den Schwarzwald-Baar-Kreis. Während er sich in seiner Anfangszeit noch selbst proaktiv melden und nachfragen musste, ist seine Tätigkeit nun weiträumig bekannt und sein Netzwerk inzwischen stark gewachsen. „Es macht unheimlich viel Spaß, mit den Archäologen zusammenzuarbeiten und gemeinsam immer wieder neue Projekte anzugehen.“
Ein bis zwei Zuweisungen pro Jahr
Pro Jahr erhält Joachim Jakob etwa ein bis zwei Zuweisungen für Flächen mit vermuteten Funden. Er war bereits im Neubaugebiet in Fürstenberg tätig. Seine aktuelle Baustelle liegt im Gewand Lorettenacker, wo neben der Lorettokapelle in Hüfingen ebenfalls ein Neubaugebiet entstehen wird.
Das offiziell beauftragende Schreiben enthält die genauen Flurstücksnummern der betroffenen Grundstücke sowie den zeitlichen Rahmen, in dem die Begehung abgeschlossen sein muss. Dies umfasst im Schnitt einen Zeitraum von etwa einem Jahr. „Bevor ich mich an die eigentliche Arbeit machen kann, gehe ich mit den Grundstückseigentümern ins Gespräch, stelle mich und die geplanten Aktivitäten vor und hole mir dafür die Freigabe ein.“

Danach kann er die eigentliche Begehung vornehmen. „Da ich beruflich in der Schweiz tätig bin, mache ich die Begehungen der mir zugewiesenen Flächen meistens am Wochenende oder im Urlaub. Wenn es die Zeit erlaubt, laufe ich die Grundstücke immer im Schachbrettmuster ab.“ Dabei gilt es zunächst die Augen gründlich offen zu halten, ob der Boden irgendwelche Auffälligkeiten aufweist, die einen Hinweis auf darunter liegende Funde geben könnten.
Detektor erkennt Metall bis in 30 Zentimeter Tiefe
Als Unterstützung dient danach ein Metalldetektor. Dieser sendet Magnetfelder und misst den Widerstand von verschiedenen metallischen Gegenständen. „Gute Geräte liegen preislich bei etwa 1500 Euro und können auch kleine Metallgegenstände in bis zu 30 Zentimetern Tiefe erkennen und per Tonsignal melden.“ Ertönt ein gleichmäßiger Ton, ist dies ein Hinweis auf ein Metallstück. Dann geht es mit der Schaufel ans Werk, um den Fund freizulegen und zu identifizieren.
40 Fundstücke auf dem Lorettoacker
Auf dem Lorettenacker war Joachim Jakob für das zugewiesene Stück insgesamt sechs Tage im Einsatz. In Summe konnte er dabei etwa 40 Funde ausmachen, darunter einige Münzen, Knöpfe und auch eine Gürtelschnalle. „Die eigentliche Suchdauer ist dabei wesentlich geringer als die notwendige Zeit für die Dokumentation“, erklärt der Sondengänger und Denkmalpfleger. „Alles muss genau vermessen, konserviert und dokumentiert werden, bevor es zum Restaurator geschickt wird.
Die meisten Sachen landen schließlich im Archiv in Karlsruhe, manche Fundstücke kommen auch in ein Museum.“ Dabei handelt es sich um eine eher oberflächliche Suche. Archäologische Firmen unterstützen diese Arbeit und können auch Grabungen und Arbeiten in tiefer liegenden Bodenschichten vornehmen.
Die Kelten wohnten in Holzhäusern
Wo künftig Mehrfamilienhäuser gebaut werden sollen, war im Rahmen der archäologischen Untersuchungen auf dem Lorettenacker auch ein früheres Siedlungsgebiet der Kelten aus der Latènezeit auszumachen, die dort auf einer Anhöhe gelebt hatten, bevor die Römer kamen. „Anhand der Grabungen der Archäologen konnte man die verschiedenen Farbschattierungen der Bodenschichten sehen und so herausfinden, dass die Kelten ausschließlich in Holzhäusern mit Lehmziegeln gewohnt haben“, berichtet Joachim Jakob und freut sich über die fortwährende Horizonterweiterung bei jeder neuen Baustelle. Es ist dabei unverkennbar, mit wie viel Freude und Begeisterung er seiner rein ehrenamtlichen Tätigkeit nachgeht.