Von der Stettener Höhe oberhalb von Leipferdingen blickt der Betrachter auf drei Landkreise: auf den Landkreis Tuttlingen mit dem Amtenhausener Berg und den Steinbruch bei Geisingen; auf den Landkreis Konstanz mit dem alten Postweg mit dem Napoleonseck und den Schweizer Alpen im Hintergrund sowie auf den Brand, und schließlich auf den Schwarzwald-Baar-Kreis mit dem Buchberg und Eichberg bei Blumberg und mit der Länge.
Diese Landschaft mitsamt ihrer Natur zu erhalten, ist Klaus Meilhammer aus Riedöschingen sowie Martin Fehringer und Michael Quetting ein Anliegen. Sie sind Mitglieder der neuen Regionalgruppe Hegau-Baar der bundesweit agierenden Naturschutzinitiative, einem als Verein eingetragenen Umweltverband mit Sitz im Westerwald. „Unser Ziel ist es, die Artenvielfalt und die wunderschöne Natur in unserer Region auch für künftige Generationen zu sichern“, sagt Klaus Meilhammer, Sprecher der Regionalgruppe.
Vogelvielfalt von besonderer Bedeutung
Bei der Artenvielfalt haben die Vögel und die Insekten eine besondere Bedeutung. „Wir finden dort viele Singvögel und zahlreiche Greifvögel“, sagt Michael Quetting und nennt Bussarde, Turmfalken, Rohrweihen, oder Habichte. „Unsere Schlüsselart ist der Rotmilan“, betont der als „Gänsevater“ bekannt gewordene Vogelkundler. Im Herbst wird die Artenvielfalt noch größer: „Wir befinden uns hier in einem Zugvogelkorridor von Osteuropa über die Schwäbische Alb und den Schweizer Jura bis nach Südfrankreich, Spanien und über Gibraltar nach Afrika„, erläutert Quetting.
Die Idylle sehen die Naturschützer bedroht. Auf dem Brand bei Stetten, einem Ortsteil von Engen, sind bereits drei rund 240 Meter hohe Windräder geplant, weitere Windparks sollen auf Anhöhen wie der Länge und bei Bräunlingen entstehen. Als besonders schwerwiegend empfinden die Naturschützer, dass die Windkraftanlagen zu einem großen Teil in intakten Waldgebieten entstehen sollen, wodurch Natur und damit Lebensräume für die Arten zerstört würden. Michael Quetting sieht die Situation so: „Durch die Dezentralisierung von Windrädern schafft man Flächenfraß und ein erhöhtes Gefährdungspotenzial für Zugvögel.“ Urlaubern aus dem Norden seien begeistert über die schöne Natur hier, weil sie nicht so mit Windkraftanlagen verspargelt sei wie bei ihnen.
Milan-Dichtezentrum festgestellt
Was die Naturschützer wundert: Das Landratsamt Tuttlingen, zuständig für die drei Windräder auf der Stettener Höhe, habe im Bereich neben dem Brand ein Milan-Dichtezentrum festgestellt und deshalb den Ersatz der drei kleineren Windräder durch zwei große neue Anlagen abgelehnt. Das Landratsamt Konstanz, in dessen Zuständigkeit die geplanten Windräder am Brand fallen, plane trotz dieser Information weiter. Die Mitglieder der Regionalgruppe sehen den Hegau und die Baar als einen zusammenhängenden Lebensraum an.
Sorgen bereitet den Natur- und Artenschützern das Bestreben des Bundeswirtschaftsministeriums, das Erneuerbare Energiegesetz dahingehend zu ändern, dass Windkraft künftig der nationalen Sicherheit dienen soll und der Arten- und Naturschutz dann hinten anstehen sollen. „Dann hätte Windkraft Vorzug vor Arten und Naturschutz„, erklärt Klaus Meilhammer, „dann könnten überall, egal mit welchem Abstand, Windkraftanlagen gebaut werden.“