„Hier möchte ich gerne leben.“ Wenn einem Gast am Ende eines erfüllten Urlaubstages dieser Satz über die Lippen kommt, wurde alles richtig gemacht. Hautnaher und freundschaftlicher Umgang mit den Gastgebern, regionale Küche, Aktivitäten ums Haus, Sport und Ausflüge in der Umgebung: Diese Mischung schafft Erlebnisse, lässt Gefühle aufkommen und ist der Stoff für Geschichten: die Basis mancher Ferienanekdote, die doch so viel mehr hergebe beim Gespräch nach dem Urlaub als die schlichte Ortsangabe eines mediterranen Badeorts, so Guido Wolf.

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Unmrahmte Gastgeber: Carolin und Ansgar Barth mit Tourismusminister Guido Wolf (links) und Bürgermeister Micha Bächle mit dem Bräunlingen-Körbchen. In Unterbränd, vor dem „Hüsli“, stellt sich das Schwarzwald-Tourismusprojekt „Natürlicher Dorfurlaub“ vor. | Bild: Wursthorn, Jens

Und auch dem Einheimischen müsse das vernetzte, vielfältige Urlaubsangebot vor der Haustür Herz und Augen öffnen. Dieser euphorischen Einschätzung des Tourismusministers Wolf ließ bei herrlichem Sonnenschein vor Barth‚s Hüsli kaum widersprechen. Schon gar nicht deshalb, weil sich bei der ministeriellen Stippvisite neben Vertretern der Politik auch Repräsentanten der Projektgemeinden mit an Gaumenfreuden üppig bestückten Körben ins Ensemble einbrachten.

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„Natürlicher Dorfurlaub„ heißt das Projekt, das der Tourismusverband Schwarzwald Tourismus (STS) aufs Gleis gesetzt hat. Weil der reich an Erlebnis und Erholung bestückte Kleinbetrieb von Ansgar und Carolin Barth so prima passt ins Konzept, setzte die beispielhafte Vorstellung Unterbränd einen Vormittag lang in den Mittelpunkt der tourististischen Aktivitäten im Schwarzwald.

Einheimische müssen vorleben

Authentisch sein, das Landleben auch vorleben sollen die Gastgeber. „Denn der Gast glaubt nur das, was die Einheimischen vorleben“, sagte STG-Geschäftsführer Hansjörg Mair. Deshalb müssten die Einheimischen mitgenommen werden.

Hüngerchen? Mit Präsentkörben werben die am Tourismusprojekt „Natürlicher Dorfurlaub“ beteiligten Gemeinden. Regionale ...
Hüngerchen? Mit Präsentkörben werben die am Tourismusprojekt „Natürlicher Dorfurlaub“ beteiligten Gemeinden. Regionale Lebensmittel gehören zu einem auf akives Mitleben statt passives Konsumieren ausgerichteten Urlaub. Aber auch ein Hinweis woher sie kommen. | Bild: Wursthorn, Jens

Bei den Barths ist diese Sorge unbegründet. Ob auf der Streuobstwiese, um die Brennkessel, auf der Bieneweide oder demnächst am Feldberg zum Enzian stechen: Der Imker und Brenner Ansgar Barth bezieht die wechselnden Gäste der ins Hüsli integrierten Ferienwohnung mit ein. Begehen, erleben, begeistern. Und das mit Familienanschluss an die sechs Barths. Mit der Welt der Schnelllebigkeit und sich aneinander reihenden Events müsse man da gar nicht konkurrieren. „Es sind Natur, Ruhe und das Wenige“, was die vom Minister so titulierten „Bewohner auf Zeit“ begeistern, ergänzte Carolin Barth.

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In Bräunlingen beschränkt sich das Projekt Natürlicher Dorfurlaub auf Unterbränd. Die Qualität eines mit rund 50 000 Übernachtungen kleinen, aber mit feinen Höhepunkten ausgestatteten Urlaubsstandorts strich Bürgermeister Micha Bächle heraus. Er wies auf die nächste reine Bräunlinger Projektveranstaltung hin. Im September wird es einen runden Tisch mit den Bräunlinger Gastronomen geben. Im Kern werde es darum gehen, dass Hoteliers und Wirte noch stärker auf heimische Produkte setzen, diese anbieten und Hinweise zur regionalen Herkunft zum Qualitätsnachweis veredeln sollen.

Hunderte Gespräche geführt

Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt, Bräunlingen steuert 2000 Euro in den Projekttopf ein. Bei einer Auftaktveranstaltung im Februar in der Brändbachhalle hatten sich Projektverantwortliche und Gastgeber kennengelernt und weitere Schritte skizziert. Dazu gehörte in den vergangenen Monaten hunderte von Beratungen, wie Dirk Monath von der Agentur Futour Südwest ausführte. Zur Palette gehören Aspekte der gesamten Lebensführung. Um Zeitmanagement ging es ebenso wie um Nachfolgeregelungen. Letztere waren in Unterbränd kein Thema, aber bei sech- bis sieben Gesprächen gab es unter anderem auch um die Frage, wie sich Sommersaison verlängern, der grandios gelegene See ganzjährig vermarkten, die Hütten dort zusätzlich nutzen und freche Ideen weitergedacht werden. „Wir sind zwar hier nicht am Feldberg, aber warum nicht mal eine Schneeschuhwanderung ins Programm nehmen?“ meinte Monath.

Die Konkurrenz lauert weltweit

Nun startet das Projekt in die zweite Phase, definiert durch die dann online buchbaren Umsetzungen von Dorfurlaubsangeboten. Deshalb demonstrierte der Vormittag am „Hüsli„ in Unterbränd im Kleinen, Körbchen an Körbchen, was im Großen funktionieren soll: Austausch und Vernetzung der Projektkommunen. Um mit dem minsteriellen Blick von oben zu sprechen. Der Schwarzwald werde international als einzelne gute Marke wahrgenommen, aber die Konkurrenz finde sich weltweit „und schläft nicht“.