Ruhig ist es um die Windkraftprojekte in der Region geworden. Wenn es um die Länge geht, blickt alles nach Mannheim, wo der Verwaltungsgerichtshof die Frage klären muss, ob die Genehmigungspraxis von Windanlagen in Baden-Württemberg grundsätzlich gegen Bundesrecht verstoßen.

Doch was ist eigentlich mit dem geplanten Windpark, der zwischen Waldhausen und Döggingen entstehen soll?

Die Windmessungen sind schon lange abgeschlossen, doch nun sind auch die Planungen für das Projekt darauf angepasst worden. Und die weichen nun doch erheblich ab von dem, was ursprünglich geplant gewesen ist. Der Grund: Wie das Freiburger Unternehmen Badenova mitteilt, sind die Windverhältnisse am geplanten Standort etwas schlechter als angenommen. „In Nabenhöhe erwarten die Windgutachter im Schnitt eine Windgeschwindigkeit von 5,2 bis 5,3 Meter pro Sekunde“, heißt es. Doch das Konsortium habe mit mindestens 5,5 Meter pro Sekunde gerechnet.

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Die Windgeschwindigkeit sei allerdings nur einer von mehreren Faktoren, die die Wirtschaftlichkeit eines Projekts beeinflussen würden. Mindestens genauso wichtig wären die Kosten für die Anlagen und der zum Standort passende Anlagentyp. Deshalb hätten die Gesellschafter der Planungsgesellschaft Konsortiums DGE Wind Baar eins, das sich aus DGE Wind GmbH, Badenova-Wärmeplus und Enercon GmbH zusammensetzt, in den vergangenen Monaten das Windpark-Layout überarbeitet und auf die vorliegende Windprognose optimiert.

Rotoren werden größer und die Nabenhöhe wird geringer

Vorgesehen sei nun ein Anlagentyp von Enercon, der über einen größeren Rotordurchmesser verfügt und dadurch mehr Wind „ernten“ könne. „Je größer die vom Rotor überstrichene Fläche ist, desto mehr Wind kann in Energie umgewandelt werden“, erklärt Frank Holfert, Projektmanager bei Enercon. So könne die etwas geringere Windgeschwindigkeit gut kompensiert und das Projekt wirtschaftlich gehalten werden.

Doch was heißt das nun genau?

Der Anlagenturm sei entsprechend niedriger und deshalb bleibe die Gesamthöhe der Anlage unter der von der Gemeinde festgelegten Maximalhöhe von 230 Metern. Auch sonst würden alle Vorgaben eingehalten, die der Gemeinderat zur Bedingung für die Verpachtung der städtischen Flächen gemacht hat.

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Während die ursprünglich geplanten Anlagen einen Roturdurchmesser von 138,6 Meter und eine Nabenhöhe von 160 Metern hatten, sind wohl nun Anlagen im Gespräch, deren Rotordurchmesser zwar acht Meter größer ist, deren Nabenhöhe voraussichtlich jedoch fünf Meter weniger beträgt.

Statt sieben Anlagen sind nur noch vier geplant

Doch wenn der Rotor größer ist, muss auch der Abstand zwischen den einzelnen Anlagen größer werden. Statt der geplanten sieben Anlagen würden die Planungen momentan nur vier Anlagen vorsehen. Der Grund: „Der größere Rotor macht einen größeren Abstand zwischen den Anlagen untereinander notwendig, damit es keine unerwünschten Abschattungseffekte und Turbulenzen gibt“, erläutert Marco Greci, Projektmanager bei DGE Wind.

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Auswirkungen hat das nicht nur auf die Anzahl der Anlagen, laut Konsortium verändern sich nun auch die Abstände zu den umliegenden Ortschaften und Ortsteilen. Wie mit der Gemeinde vereinbart, wären die Abstände zu den Wohnbebauungen an den Stellen, an denen es projektspezifisch möglich war, vergrößert worden.

Abstand zu Waldhausen soll 1700 Meter betragen

Die nächstgelegene Anlage zu Waldhausen beispielsweise soll nach den neuen Planungen rund 1700 Meter entfernt realisiert werden – knapp 100 Meter weiter als bisher geplant. An einigen Stellen sei eine Vergrößerung des Abstandes aufgrund der topographischen Bedingungen jedoch nicht machbar. „Ob wir mit genau diesem Windpark-Layout dann auch in den Genehmigungsprozess gehen können, hängt unter anderem von den Ergebnissen der archäologischen Untersuchungen im Windparkgebiet ab“, so Marco Greci.

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Durch die Verschiebung der Anlagenstandorte werden in jedem Fall neue Untersuchungen hinsichtlich des Naturschutzes notwendig, da die Untersuchungen, wie es um Brutvögel und Fledermäuse bestellt ist, immer bezogen auf die einzelnen Standorte realisiert worden wären. Als Zeitraum nennt das Konsortium hier März bis Juni 2020. Es werde schon Juli 2020, bis alle für den Genehmigungsantrag nötigen Unterlagen vorhanden sein können.

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Der Beginn der Bauarbeiten könnte dann Ende 2021 sein. „Natürlich bedeutet das gegenüber der ursprünglichen Planung eine Verzögerung, aber uns geht Sorgfalt vor Schnelligkeit“, sagt Klaus Preiser, Geschäftsführer von Badenova-Wärmeplus. Ans Aufgeben denkt er trotz aller Herausforderungen und auch dem Gegenwind von Windkraftgegnern nicht: „Gerade angesichts des aktuellen Einbruchs beim Ausbau der Windenergienutzung ist es wichtig, die erfolgversprechenden Projekte konsequent weiterzuverfolgenden und damit ein Zeichen zu setzen.“