Wohnraum ist mittlerweile ein knappes Gut. Zwar entstehen neue Baugebiete, deren Grundstücke sind aber in Windeseile veräußert. Immer weiter neue Gebiete erschließen, das geht jedoch auch nicht, der Platz wird weniger.
Gesucht wird daher auch nach Lösungen der Innenverdichtung. Und warum auch nicht? In Bräunlingens Altstadt finden sich wunderschöne mittelalterliche Gebäude – und etliche bieten noch ungenutzten Raum.
Viel Raum vorhanden
Der müsste allerdings oft entsprechend aufbereitet werden, sprich in baulicher Hinsicht in die Moderne gebracht werden. Und schon tauchen die ersten Hürden auf – und zwar in Form der Stadtbildsatzung. Sie soll das historische Erscheinungsbild der Altstadt bewahren. Und gerade in Bezug auf Dachaufbauten ging es hier besonders streng zur Sache. Die Folge: Viel Raum direkt unter dem Dach konnte nicht genutzt werden.

Und dann war da noch das Donaueschinger Architekturbüro Gäbele und Raufer, das mit einer tollen Lösung für eine Dachkonstruktion aufwartete. Gegenstand: Das Haus in der Sommergasse 16. Es soll modern hergerichtet werden und vier Wohnungen sollen dort entstehen. Der Gemeinderat zeigte sich einverstanden – und das Projekt konnte starten.

Der Umbau ist gut von der Straße aus sichtbar. Entsprechend sahen die Bräunlinger was dort passierte – und auch die Stadträte. Somit schlug das Thema abermals im Rat auf. Es kam zu Diskussionen.
Deutliche Abweichungen
„Wir hatten einen Bauantrag, der genehmigt wurde. Er beinhaltete weitgehende Befreiungen“, erklärt Bürgermeister Micha Bächle. Und aktuell? „Es gibt deutliche Abweichungen von dem, was wir genehmigt haben.“ Im Plan habe es sich auf dem Dach um Glaselemente mit Lamellen gehandelt, „es wurde allerdings anders gebaut. Es gibt jetzt ein mittiges Glaselement über viele Meter“, so Bächle weiter.
Ärger im Rat
Damit sei die Stadt nicht einverstanden und im Rat habe man sich auch geärgert. Aber was sagt der Architekt dazu: „Der einzige Fehler, den wir gemacht haben: Wir waren nicht mit in der Sitzung dabei, als es hoch herging“, sagt Lukas Gäbele. Dort hätte man direkt erklären und die Sache aufklären können.
Das sagt der Architekt
„Wir bauen nicht anders“, sagt er. Man sei absolut im Rahmen. Es gehe hier lediglich um Auflagen, die es von der Denkmalschutzbehörde gegeben habe, „dabei ging es um die Verglasung“, so Gäbele. Der zur Sprache gekommene Dachbereich befinde sich aktuell noch in rohem Zustand. Darüber soll noch eine Camouflage kommen, damit es sich von der Optik nicht zu sehr von den anderen Dächern abhebt.

Aktuell ist das Dach gut einsehbar. „Der Rat ist davon alles andere als angetan“, sagt Bürgermeister Bächle. Vor allem sei durch die Stadtbild-Satzung eine Zustimmung durch den Rat zwingend erforderlich. Und das sei nicht erfolgt. Man habe viele Freiheiten eingeräumt, „die aus unserer Sicht abweichend genutzt wurden.“ Der Bürgermeister wolle die Situation jetzt klären. Ihm gehe es darum, zu deeskalieren und eine Lösung für jene Dinge zu finden, über die noch entschieden werden könne.
Die Aussprache
Bisher habe es auch keinen Termin mehr gegeben, bei dem sich alle Beteiligten austauschen konnten. Das soll jetzt bald stattfinden, gemeinsam mit Architekturbüro, Landratsamt und dem Landesdenkmalamt.