Vordergründig erinnert im Bewusstsein der Bräunlinger heute nur noch wenig an die österreichische Zeit der Stadt. Trotzdem findet sich beim näheren Hinsehen und Hinterfragen noch eine Vielzahl an Sichtbarem und Verborgenen an die damalige Epoche, als Bräunlingen zu den Vorlanden der Habsburgermonarchie gehörte.

Historische Nachweise sind Mangelware

Sichtbares gibt es an den Gebäuden im Ortsbild, im Stadtwald und an den Traditionsfesten. Verborgenes ist hauptsächlich im Stadtarchiv zu finden. Gleichwohl gelte, dass historische Nachweise Mangelware seien, betont Buchautor Joachim Schweitzer.

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In seinen Augen habe das Thema Zähringergeschichte im Verhältnis zu der Fürstenberger- und Habsburgerzeit einen zu hohen Stellenwert. Die Zähringerzeit habe im Gegensatz zur Fürstenbergerzeit mit rund 80 Jahren und der Zugehörigkeit zu den Habsburgern mit über 500 Jahren, nur einen geringen zeitlichen Anteil an der Bräunlinger Stadtgeschichte und sie sei im Bewusstsein der Bevölkerung nicht mehr so präsent, wie es eigentlich für ihre Zeitspanne angemessen wäre.

Schon seit einigen Jahren habe er den Gedanken gepflegt, nach seiner Dienstzeit und zum Pensionäreintritt ab 2010, einiges über diese Thematik zu recherchieren und zu schreiben, was mit zur Fertigung des fast einhundert Seiten umfassenden Buches geführt habe.

Ausstellung gibt Forschungsimpuls

Ein weiterer Impuls über die Stadtgeschichte etwas zu veröffentlichen, kam auch durch die Ausstellung über die vorderösterreichische Zeit im Kelnhof-Museum mit einigen Recherchen. „Meine Hauptquellen und Informationen über die damalige Zeit waren das Stadtarchiv und auch die Literatur unter anderem von Hornung, Balzer und Rech, die über diese Zeit informierten und was noch vorhanden war“, sagt der Autor.

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Die Arbeitszeit für das neue Buch beziffert Schweitzer mit über zwei Jahre. Auch die Bebilderung nahm viel Zeit in Anspruch. „Viele Bilder, die ich zum Teil aktuell selbst fotografiert habe und etliche Archivbilder, überwiegend aus dem Stadtarchiv“, sind im Buch mit integriert.

Im Verbund mit vielen weiteren vorderösterreichischen Gebieten, war das relativ kleine Bräunlingen durch die Jahrhunderte in der Raumschaft eine österreichische Exklave oder innerhalb der Landgrafschaft Fürstenberg eine Exklave.

Ein paar wenige gibt es im Stadtbild: Am Stadttor von Bräunlingen sind Hinweise auf die österreichische Zeit zu sehen.
Ein paar wenige gibt es im Stadtbild: Am Stadttor von Bräunlingen sind Hinweise auf die österreichische Zeit zu sehen. | Bild: Dagobert Maier

Vorderösterreichisch ist für viele lediglich eine Bezeichnung, welche zur Stadtgeschichte gehört und nicht unbedingt mit dem dazugehörenden Hintergrundwissen verbunden ist. Das neue Buch soll Vergangenes und auch Vergessenes besser und teilweise auch genauer als bisher wieder sichtbare machen, wobei ein großer Teil erst nach der Zugehörigkeit zum Hause Österreich entstanden ist. Das trägt mit dazu bei, die Erinnerung an die reiche, verbindende Geschichte von Bräunlingen wach zu halten.

Einen Städteverbund gibt es nicht

Die Städte der Zähringerzeit, zu der auch Bräunlingen gehört, und die vor der Österreicher Zeit lagen, pflegen heute noch einen losen Verbund der Partnerstädte. Die ehemaligen vorderösterreichischen Städte haben nicht zu einem solchen Verbund gefunden, obwohl dafür viele gemeinsame Anknüpfungspunkte noch vorhanden sind und die Zugehörigkeit, mit über 500 Jahren, einen wesentlich längeren Zeitraum der Bräunlinger Geschichte umfasst.

Wichtige Inhalte des Buches sind unter anderem die Familie Johann Konrad Gumpp, die Remigiuskirche, das Kelnhofmuseum, die Gerichtsbarkeit, die Ottilienkapelle und das Stadtarchiv. Die Stadttore, die Denkmäler, die Distrikte im Stadtwald sowie die Stadtwehr und die Stadtkapelle sind weitere lesenswerte Unterthemen.