Damals kam ihre Entstehung einer Revolution gleich. Heute ist die einzige Frauengruppe der Bräunlinger Narrenzunft bei den historischen Gruppen fest integriert.
Die Blumennarren feiern Geburtstag, denn es gibt sie mittlerweile 20 Jahre. Seither gestalten sie einen großen Teil der Bräunlinger Fasnet mit ihrer Farbenpracht und außergewöhnlichem Häs eindrucksvoll mit.

Rückblick: Der Druck wurde nach dem Jahrtausendwechsel immer größer. Nach langen Diskussionen und Überlegungen mit dem Bräunlinger Narrenrat und dem kulturellen Beirat der VSAN (Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte) wurde letztlich 2002 in einer Generalversammlung der Gründung einer neuen Familiengruppe nachgegeben.
Die Wiederbelebung der aus den 1920er Jahren vorhandenen Figur Blumenhansel wurde umgesetzt. Der Blumennarr entstand. Als Musterbeispiele dienten Bilder und Kleider aus der Zunftkammer.
Das weiße Leinenhäs der Hansel wurde hellbraun eingefärbt und mit Ölfarben bemalt. Als Musterschnitt diente ein Frauenhäs der Fridinger Narrenzunft, das dann Friedel Hummel konzipierte, anpasste und somit den ersten Blumennarren nähte.
Seit 2005 in der Narrenvereinigung
Der erste Vorschlag der neuen Holzlarve wurde von der VSAN abgelehnt und man einigte sich auf eine noble Blässe aus den früheren Jahren. Somit stand dann der Aufnahme der neuen Familiengruppe in die VSAN 2005 in der Hauptversammlung nichts mehr im Weg.
Bei der Fasnet 2006 waren die ersten zehn Blumennarren zum ersten Mal als Mitglieder der Bräunlinger Narrenzunft mit dabei. „Immer mehr Mitglieder wurden dann in den folgenden Jahren in die Blumennarrenschar aufgenommen und inzwischen gehören über 60 Frauen dazu“, so Obfrau Nathalie Müller-Rozier.
Auch die Kindergruppe wurde immer stärker, wobei auch viele Kinder dabei sind, deren Eltern nicht Mitglieder der Blumennarren sind. Bei der Fasnacht 2024 konnten die Zuschauer am Schmutzigen Donnerstag feststellen, dass erstmals mehr Nachwuchs bei den Blumennarren als bei den Hansel zu sehen war, berichtete Ilka Gehringer, die Leiterin der Kindergruppe.
Auf die jeweils anstehende Fasnet wird der Nachwuchs mit den Schrittproben vorbereitet. Denn es ist ein Unterschied, ob man die für den Blumennarr besondere Schrittfolge allein mit der Mutter oder in einer großen Gruppe lernt. Die jüngste Schrittprobe fand am Samstag, 8. Februar, in der Aula der Grundschule statt.
Früher wurde das Häs der Kinder von den Eltern selbst genäht und mit Stofffarben bemalt. Mittlerweile wird der Bestand für die Kinder immer mehr in der Zunftkammer ausgebaut und es kann ein bedrucktes Häs ausgeliehen werden.
„Das Leinenhäs der Erwachsenen ist mit Öl gemalt“, betonte Nathalie Müller-Rozier. „Wir schauen immer danach, dass wir das Häs, die Maske und auch das Geschell in Bräunlingen fertigen lassen“, bekräftigte die Obfrau. Als Häsmaler stehen Elmar Dold, Wolfgang Kropfreiter und Luisa Rütschle zur Verfügung.
Die „Scheesen“ müssen alt sein
Das Bild der Blumennarren am Umzug werten auch die Mütter mit ihren Kinderwagen auf. Die „Scheesen“, wie es in Bräunlingen umgangssprachlich heißt, müssen natürlich alt und nostalgisch sein, oder „historisch eben“, würden die Bräunlinger sagen. Es ist sogar möglich, dass ein Mann beim Blumennarrengeschehen und den Umzügen mit dabei ist. Doch bis auf einen kurzen Versuch hat sich bisher noch kein Mann gefunden, der sich in den Kreis der Frauen einreiht.