„Der Zusammenschluss ist ein Glücksfall für Brigachtal“, sagte Evelyn Belle, Gattin des ehemaligen Brigachtaler Bürgermeisters Meinrad Belle, bei der Jahrfeier zur 50. Wiederkehr des Gemeindezusammenschlusses von Brigachtal. Damit ist eigentlich schon alles gesagt. Freilich gab es im Laufe des Jubiläumsabends noch viele weitere Wortbeiträge, meist in Form von netten Anekdoten einiger geladener Gäste.

Doch der Reihe nach: Schon weit vor Beginn der Feier füllten sich die Reihen im Saal der Froschberghalle nach und nach. Zeit, um ein Schwätzchen zu halten und sich bei einem Gläschen Sekt auszutauschen. Dann konnte es auch schon losgehen. Zunächst sprach Gastgeber Michael Schmitt kurz einige Worte: „Wir wollen heute feiern – und dürfen auch feiern“, sagte der Schultis zu den Gästen. Mit dabei war auch 84-jährige, ehemalige baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel als prominentester Gast.

Dann betrat Wilfried Dold aus Vöhrenbach die festlich dekorierte Bühne. Dold, Betreiber von Dold-Medien und Mitgestalter der Festschrift, hatte gleichzeitig den Auftrag, die Moderation des Abends zu übernehmen. Als Erstes kündigte er den örtlichen Musikverein unter Leitung von Volker-Rückert an. Und mit der Welturaufführung der Brigachtal-Hymne, einer so genannten Suite, stand zunächst eine Premiere auf dem Programm.

Der einheimische Musikverein, unter der Leitung von Volker Rückert spielt voller Inbrunst erstmals die Brigachtal-Hymne.
Der einheimische Musikverein, unter der Leitung von Volker Rückert spielt voller Inbrunst erstmals die Brigachtal-Hymne. | Bild: Klaus Dorer

Die neue Brigachtal-Hymne

Dieses viersätzige Musikstück, dass der 36-järiger Oberösterreicher Thomas Asanger als Auftragswerk komponiert hatte, soll alle drei Ortsteile musikalisch symbolisieren, wie der Komponist per Videoaufzeichnung sagte.

Dann startet der erste Satz, eine festliche Ouvertüre, mit kernigen Fanfaren-Klängen, der Klengen eindrucksvoll darstellt. Im zweiten Satz, einer choralartigen, kammermusikalischen Darbietung, wird Kirchdorf dargestellt. Der dritte Part widmet Überauchen einen schwungvollen Marsch. Zum Schluss dann der vierte Satz, bei dem alle Hauptmelodien der ersten drei Sätze vereint werden. Am Ende gab es tosenden Applaus für die Musiker, den Dirigenten und Udo Fünfschilling als Impulsgeber der Hymne.

Gerold Häßler, Gründungsgemeinderat Brigachtals und aktiv bis 1994, hatte einige nette Anekdoten aus den Gründungsjahren von Brigachtal ...
Gerold Häßler, Gründungsgemeinderat Brigachtals und aktiv bis 1994, hatte einige nette Anekdoten aus den Gründungsjahren von Brigachtal parat. Dafür gab‘s von der Chef-Hostess des Festes, Annette Hengstler, ein Präsent. | Bild: Klaus Dorer

Eine lohnenswerte Festschrift

Eigentlich ist das 144 Seiten umfassende, bebilderte Werk, an dem neben Bürgermeister Michael Schmitt und Annette Hengstler von der Gemeinde auch Josef Vogt sowie die SÜDKURIER-Mitarbeiter Hans-Jürgen Götz sowie Jörg-Dieter Klatt mitgewirkt hatten, gar keine Festschrift im klassischen Sinne. Der Betrachter hat eher den Eindruck eines bunt gefächerten Kaleidoskops, das viele Bereiche in Brigachtal aufgreift.

Die geladenen Gäste beim Festakt: Ehrenbürger Max Hirt (von links), Franz Schuhmacher (ehemals Landtagsabgeordneter), Erwin Teufel ...
Die geladenen Gäste beim Festakt: Ehrenbürger Max Hirt (von links), Franz Schuhmacher (ehemals Landtagsabgeordneter), Erwin Teufel (ehemaliger Minister-Präsident von Baden-Württemberg), Evelyn Belle, Gattin des verstorbenen Bürgermeisters Meinrad Belle, Landrat Sven Hinterseh, Sandra Schmitt und Bürgermeister Michael Schmitt (rechts). | Bild: Klaus Dorer

Schon der Einband zeigt eine wunderschöne Landschaft, weite grüne Auen um Brigachtal, die Brigach und einen roten Zug, der gerade am Kirchdorfer Gewerbegebiet vorbeibraust. Wirft man einen Blick hinein, wird man keinesfalls enttäuscht. Da wird von Flora und Fauna der Region berichtet, von den Spuren geschichtlicher Funde in Brigachtal, es geht bis hin zum heutigen Leben in der Gemeinde mit ihrer hervorragenden Infrastruktur und nicht zuletzt dem äußerst aktiven Vereinsleben mit seinen über 40 Gruppierungen. Auch auf die Gründung und die schwierigen Anfängen wird in der Schrift eingegangen.

So war die Stimmungslage vor der Fusion

So kamen beim Fest auch einige Bürger zu Wort, die einst die Anfänge mitgestalteten. Dazu gehört auch Gerold Häßler, damals quasi Gründungsgemeinderat aus Überauchen. Er könne sich noch gut erinnern, als in Klengen eine Bürgerversammlung zur bevorstehenden Gemeindereform abgehalten wurde und wo es äußerst große Vorbehalte, vor allem aus Überauchen, gab.

„Wir geben keinen Fußbreit Boden freiwillig auf“, sagte beispielsweise Franz-Josef Fehrenbacher, damals Bürgermeister in Überauchen. Klengens Bürgermeister Hermann Münch war da schon ein wenig umgänglicher und signalisierte durchaus Bereitschaft für einen Zusammenschluss. Noch positiver gestimmt war hingegen der Kirchdorfer Bürgermeister Hermann Hartmann: „Eine Verwaltungsgemeinschaft wäre auf allen Gebieten zu begrüßen“, sagte er damals.

Brigachtaler Urgesteine auf der Bühne

Brigachtals Ehrenbürger, der 88-jährige Max Hirt, und der damalige Architekt Georg Birkle aus Konstanz, zwischenzeitlich 90 Jahre alt, wurden auf die Bühne gebeten. Auch Hirt saß damals im Gemeinderat und gilt als Macher des neuen Ortszentrum mit neuer Kirche, Rathaus, Supermarkt und Feuerwehrgerätehaus. Zusammen mit Birkle wurde in den 1980-er Jahren dann die neue Ortsmitte eindrucksvoll umgesetzt.

Moderator Wilfried Dold (links) von den gleichnamigen Medien-Firma, Ehrenbürger Max Hirt und Architekt Georg Birkle, die in den 1980er ...
Moderator Wilfried Dold (links) von den gleichnamigen Medien-Firma, Ehrenbürger Max Hirt und Architekt Georg Birkle, die in den 1980er Jahren die neue Ortsmitte Brigachtals gemeinsam geschaffen hatten. | Bild: Klaus Dorer

Auch Landrat Sven Hinterseh war natürlich gekommen und gab ein Statement ab: „Brigachtal hat sehr viel richtig gemacht“, gab der Kreischef zu Protokoll.

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Eine kleine Ergänzung kam dann noch vom Bürgermeister: „Brigachtal ist eine äußerst attraktive Gemeinde“, so Schmitt. Dann ging‘s zum gemütlichen Teil über, den gut 200 Gästen wurden Häppchen und Getränke offeriert.