Fast 1000 Euro hat eine 57 Jahre alte Donaueschingerin an Betrüger verloren. Was die Polizei als „Falsches Gewinnversprechen„ einordnet, nahm am Freitag vergangener Woche angefangen. Die Frau bekam zu Hause einen Anruf. Ein Mann verkündete ihr, sie habe in einer Lotterie 49000 Euro gewonnen. Über die geplanten Modalitäten der Übergabe weiß Herbert Storz von der Pressestelle des Polizeipräsdiums Konstanz. „Die Gewinnübergabe sollte, so die Masche der Betrüger, am Montag im Beisein eines Notars und zweier Sicherheitsexperten stattfinden.“
Man benötigt wenig Fantasie, um zu ahnen, dass es anders kam. Bei der Planänderung spielte das Coronavirus den Betrügern in die Karten. Die Donaueschingerin bekam am Montag einen weiteren Anruf. „Ein angeblicher Mitarbeiter eines Gewinnspielzentrums verwies darauf, dass wegen des Coronavirus der Gewinn transportiert werden müsse. Zudem brauche es die Anwesenheit des Notars. Kostenpunkt: 950 Euro.
Die Frau solle den Betrag aber nicht überweisen, sondern sogenannte „Steam-Karten“ erwerben. Dem Anrufer solle sie später die befindlichen Codes mitteilen. Die Frau erwarb die geforderten Karten und übermittelte die Zahlenfolge.
Weiter stand ihr angeblicher Gewinn aus: Der Täter überdrehte. Jetzt habe sich ihr Gewinn gar auf 94000 Euro erhöht, gab er vor. Doch für den Transport würden weitere 3000 Euro fällig. An dieser Stelle witterte die Frau Betrug. Doch zu spät.
Das liegt am Charakter der Steam-Karten. Jeder, der in Besitz eines solchen Codes ist, kann den entsprechenden Wert einlösen und sich den Wert auf das eigene Konto überweisen. Sobald die Codes weitergegeben werden, ist der Wert unwiederbringlich verloren.
Steamkarten sind Guthabenkarten, vergleichbar mit einer Prepaidkarte eines Handys. Mit ihnen können über die Plattform Steam Spiele, Computer, Filme und Serien im Internet gekauft werden können. Mittlerweile nutzen die Betrüger nicht mehr nur Steam-Karten. Alle im Handel erhältlichen Guthaben-Karten werden zum Zahlungsmittel. Auch Amazon-, Playstation, Google-Play- oder iTunes-Karten werden laut Internetseite verbraucherchutz.de eingesetzt. Auf den Karten befindet sich ein Code zum Freischalten des Geldes. Wurde der Code verwendet, ist das Geld gebucht und kann nicht wiedererlangt werden.
Das Geld der Frau war weg. In ihrem Missgeschick ist sie nicht allein. „Falsche Gewinnversprechen haben wir gut einmal in der Woche im Bereich des Präsidiums“, sagt Storz. Der Polizeibeamte kennt noch eine weitere Masche. So gebe es einen Betrüger, der regelmäßig samstags in Tankstellen anruft: wohlwissend, dass er an diesem Tag eine unbedarfte Aushilfe an der Strippe hat. Der Betrüger täuscht vor, er spreche im Auftrag des Kartenbetreibers. Die Codes seien ungültig geworden. Die Aushilfskraft möge sie ihm doch am Telefon durchgeben. Die Falle schnappt zu.
Die Polizei warnt eindringlich davor, sich am Telefon auf eine derartige Verfahrensweise einzulassen: Niemals sollen Steam-, Paysafe- oder sonstige Prepaid-Kartencodes am Telefon an Unbekannte weitegegeben werden.
Niemals sollte vor einem angeblicher Gewinn etwas in Voraus gezahlt werden. Beste Antwort: Auflegen und die Polizei informieren. Oftmals sei auch die auf dem Display erscheinende Nummer manipuliert: laut Polizei ein betrügerischer technischer Kniff unter dem Begriff Call-ID-Spoofing.