Das Ende kam unverhofft, leise und war für die öffentliche Wahrnehmung zunächst gar keines. Technische Gründe wurden wurden angegeben, der Stillstand eine „Betriebspause“ genannt. Die Geschichte weiß es besser. Am 30. September, 1972, einem Samstag, schnaufte die Bregtalbahn zum letzten Mal auf der 30,4 Kilometer langen Strecke zwischen Furtwangen und Donaueschingen. Danach wurde der Betrieb dauerhaft eingestellt.
Bedenken äußerten sich schon früh
Am Abend des dritten Tages ohne Bahnverkehr debattierte der Donaueschinger Gemeinderat über „etwas Unerfreuliches“, wie Bürgermeister Schrempp die Aussprache eröffnete. Ein doppeltes Ärgernis – weil Endpunkt Donaueschinger Bahnhof und Haltepunkt Wolterdingen – ziehe in Wolterdingen selbst wirtschaftlichen Schaden nach sich. So habe das Sägewerk Schmiederer nach dem Brand 1970 den Gleisanschluss als logistischen Vorteil mit einbezogen und müsse die technischen Abläufe nun wohl neu konzipieren.
Generell, so der Bürgermeister, gehörten öffentliche Verkehrsmittel in öffentliche Hand. Stadrat Artur Metzger meinte gehört zu haben, dass die Bundesbahn eventuell bereit sei,den Streckenabschnitt zwischen Donaueschingen zu übernehmen. Eckart Rothweiler sah die Situation realistischer. So sei in Furtwangen, Hüfingen und Bräunlingen die Bahntrasse bereits für eine Umgehungsstraße beziehungsweise Gewerbeflächen eingeplant.

Überraschung über Stilllegung aus technischen Gründen
Und die Kunde aus Wolterdingen? Ortsvorsteher Emil Winterhalter fand „das ganze Vorgehen irgendwie komisch“. „Fünf vor zwölf“ sei das Schreiben der Betreibergesellschaft eingetroffen. Die Südwestdeutsche Eisenbahngesellschaft sei selbst überrascht über die Stilllegung aus technischen Gründen. Tenor am Schluss der Sitzung: Die Stadt will in jedem Fall etwas unternehmen. Stadtrat Martin Reichmann hatte zuvor gewarnt, sich in Einzelaktionen zu verzetteln. Er empfahl eine gemeinsame Aktion von Stadt, Kreis, Industrie und Handwerk. Das Ergebnis ist bekannt.
Mit ,,Romulus“ durchs Bregtal
79 Jahre zuvor war die Stimmung euphorischer. Der 1. August 1893 war im oberen Bregtal ein stolzer Tag. Das Badische Eisenbahnkonsortium nahm den zweiten Teilabschnitt der Bregtalbahn von Hammereisenbach nach Furtwangen in Betrieb. Von Furtwangen aus fuhr die Dampflokomotive ,,Romulus“ mit zwei mit Prominenz gefüllten Wagen los. An allen Bahnhöfen der Strecke gab es einen euphorischen Empfang: Stadtmusiken begrüßten den Zug, der sich, 200 Höhenmeter abwärts rollend, durch festlich geschmückte Durchgangsstationen schob.
1897 wurde die Bahn Teil der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft (SEG) mit Sitz in Darmstadt. Diese Gesellschaft konnte 1901 einen Teil der Streckenverantwortung abgeben. Der Abschnitt Donaueschingen – Hüfingen als teil der neuen Höllentalbahn wurden von der Großherzoglich Badischen Staatsbahn bewirtschaftet. Vereinbart wurde ein Gemeinschaftsbetrieb, sodass die Bregtalbahn unverändert zwischen Donaueschingen und Furtwangen pendeln konnte.
Der Anfang vom Ende
Ab 1953 wurde die Bregtalbahn durch das Land Baden-Württemberg betrieben. Von der Mittelbadische Betreibergesellschaft ging die Bahn am 1.Oktober 1971 an die Südwestdeutsche Eisenbahnen (SWEG) über. Das Ende nahte bereits. Der Bahnbetrieb litt unter mehreren Faktoren: Die lange Strecke mit den durch die Höhenlage bedingten harten Winter erforderte einen hohen Erhaltungsaufwand. Dem gegenüber stand das Missverhältnis zwischen Streckenlänge und Einwohnerzahl. Die meisten Passagiere beförderte die Bregtalbahn zwischen Donaueschingen und Wolterdingen.
Als sich zudem der Zustand der Bregbrücke hinter Bräunlingen als kritisch herausstellte und die Reparatur zu teuer erschien, stellte die SWEG am 30.September den Betrieb der Triebwagen ein. Die Trasse zwischen Bräunlingen und Furtwangen wurde abgebaut, der Bahndamm wurde zum beliebten Rad- und Wanderweg oder zur Loipe. Der Gleisabschnitt Bräunlingen – Hüfingen hingegen wurde 2003 reaktiviert und Teil des Ringzuges.