Im neuen Jahr steht die nächste Runde für die Gnadentalkapelle in Neudingen vor der Tür: Die kleine Kirche im Gnadental im Süden des Stadtteils soll vom Hausschwamm und vom Holzwurm befreit werden. Das große Sanierungsprojekt, das seit ein paar Jahren von vielen Seiten engagiert verfolgt wird, soll einen guten Schritt vorankommen. Der Gemeinderat hat 300 000 Euro in den Haushalt 2018 eingestellt, um das Gebälk vom Zerfall durch den "Echten Hausschwamm" zu erlösen. Aber bis es soweit ist, stehen Gespräche an.
Die Stadt Donaueschingen, das Amt für Bauverwaltung und dessen Leiter Ingo Kottmann, die Erzdiözese Freiburg und das Landesamt für Denkmalschutz wollen sich an einen Tisch setzen und die weiteren Schritte für die Rettung des jahrhundertealten Barock-Kirchleins in Neudingen ausloten. Ingo Kottmann, seit 2016 Amtsleiter im Donaueschinger Rathaus und Jurist, wird mit am Tisch sitzen, wenn um das weitere Vorgehen und über die anstehenden Schritte der Sanierung mehr oder weniger heftig gestritten wird.

Wie berichtet, hat sich im Gebälk des Dachstuhls der "Echte Hausschwamm" zügig ausgebreitet, ein Pilz, der bevorzugt verbautes Holz befällt und es zerstört: Wenn es schön feucht ist in der Umgebung und nicht zu kühl, wächst der Pilz munter drauf los. Rolf Hummel, Gutachter und Fachmann für Holzbau aus Heiligenberg ließ vergangenes Jahr keinen Zweifel daran, dass die grundlegende Sanierung des Dachstuhls dringend erforderlich sei.
Die Stadt Donaueschingen steht in der Pflicht. Denn in der Mitte der Fünfziger Jahre hat die damals noch selbständige Gemeinde Neudingen die Kapelle im Gnadental in einem Tauschgeschäft übernommen: Das Fürstenhaus bekam das Grundstück und die Kaplanei auf dem Areal der Fürstlichen Gruftkirche und Neudingen die Barockkirche, die ihr heutiges Aussehen im Jahr 1619 bekommen haben soll. Die Kirche gab es aber wohl schon im 13. Jahrhundert, 1276 soll sie erstmals erwähnt worden sein.
Wie auch immer: Seit der Eingemeindung Neudingens ist nun die Stadt Donaueschingen für die Unterhaltung des Gebäudes zuständig. Und damit auch für die Sanierung der Schäden am Gebälk des Dachstuhls, der unter dem Hausfäule-Pilz leidet. Die befallenen Holzteile müssen ausgebaut und teilweise erneuert werden. Vor allem aber müssen befallene Hölzer mit Sorgfalt entsorgt werden, um eine Verschleppung des Hausschwamms zu vermeiden: Denn er kann über viele Jahre im Holz schlummern und unter für ihn günstigen Bedingungen auch wieder ausbrechen und sein zerstörerisches Werk fortsetzen.

Ingo Kottmann hat freilich mit diesen technischen Details nichts zu tun. Der Jurist steht in den Verhandlungen mit Erzdiözese und Landesdenkmalamt vielmehr vor der Aufgabe, die komplette Baumaßnahme unter den Beteiligten abzustimmen und mögliche Zuschüsse auszuloten. Wenn es dann grünes Licht gibt, werden Zimmerleute und Dachdecker an die Arbeit gehen können und dem Hausschwamm den Garaus machen, damit der Dachstuhl wieder stabil wird. Denn dies ist die Voraussetzung dafür, dass der Kirchenraum auch vom Holzwurm befreit werden kann.
Der engagierte "Förderverein zur Erhaltung der Gnadentalkapelle Neudingen", vor wenigen Jahren unter der Regie von Neudingens Ortsvorsteher Klaus Münzer gegründet, ist seither nicht untätig gewesen. Die Mitglieder und Förderer haben mit allerlei pfiffigen Aktionen Geld gesammelt, um ihren Anteil zu der Sanierung beizutragen: Eine Begasung des Kirchenraums ist das nächste große Ziel, wenn der Hausschwamm im Dach beseitigt ist. Die Aktion soll helfen, den Holzwurm aus dem Innenraum der Kapelle zu vertreiben.
Spenden
Der Förderverein zur Erhaltung der Gnadentalkapelle Neudingen ist nach wie vor aktiv und sammelt Spenden. Auf der Internetseite www.gnadentalkapelle.org kann man ein Spendenformular herunterladen und Spenden überweisen. Der Förderverein bittet darum, dieses Formular zu benützen. Außerdem läuft auch eine Postkartenaktion. Für fünf Euro kann man bei den Vorstandsmitgliedern zwei gedruckte historische Postkartenmotive kaufen und damit den Erhalt der Kapelle unterstützen. Die Postkarten stammen aus der Sammlung von Willi Hönle, des kürzlich verstorbenen Sammlers und früheren SPD-Stadtrats. (bea)