Vakante Amtsleiterstellen sind im Donaueschinger Rathaus in den vergangenen Jahren durchaus keine Seltenheit gewesen. Zuerst war das große Amt für Tourismus, Kultur und Marketing das Sorgenkind. Nach der Trennung in zwei Ämter und mit der Besetzung durch Andreas Haller (Tourismus) und Kerstin Rüllke (Kultur) scheint dort Ruhe eingekehrt zu seine.
Die nächste Baustelle wurde durch den Ruhestand des langjährigen Stadtbaumeisters Heinz Bunse aufgerissen: Schnell wurde das große Amt in zwei kleine Ämter geteilt und mit dem Stadtbaumeister Christian Unkeln ein neuer Verantwortlicher für den Hochbau und mit Dirk Monien ein Amtsleiter für den Tiefbau gefunden.
Doch dann teilte Ingo Kottmann, Leiter der Bauverwaltung mit, dass auch er das Rathaus verlassen werde. Es zieht ihn zurück in seine Heimat Freiburg, wo er ebenfalls in der Bauverwaltung tätig sein wird. Doch wer wird Kottmann nachfolgen? Einfach wäre die Suche sicher nicht geworden, denn schon als Kottmanns Vorgänger Josef Bea sich in den Ruhestand verabschiedet hat, wurde lang gesucht. Zweimal wurde die Stelle ausgeschrieben, niemand bewarb sich. Bis OB Erik Pauly seinen alten Kanzleipartner auf die Stelle aufmerksam gemacht hat. Doch nach knapp drei Jahren muss schon wieder ein neuer Amtsleiter für die Bauverwaltung gesucht werden.
Mit einem Personalkarussell will OB Pauly das Problem nun lösen. Lange ausgeschrieben werden muss die Stelle allerdings nicht, denn die Lösung sitzt nur zwei Zimmer von Paulys Büro entfernt. Tobias Butsch, bislang Leiter des letzten verbleibenden Mammuntamtes "Zentrale Steuerung und Finanzen" soll zum 1. März die Bauverwaltung übernehmen. Während die Fraktionssprecher am Montagabend über die Idee informiert wurden, erfuhr Butsch am Dienstagmorgen von der Veränderung. "Der Oberbürgermeister als Behördenleiter darf Beamte in andere Positionen versetzen, falls er es erforderlich hält", sagt Tobias Butsch. Gewisse Verfahrensschritte wie die Anhörung, die das Verwaltungsverfahrensgesetz vorschreibt, müssten allerdings eingehalten worden. Die Aufgabe in der Bauverwaltung ist für ihn auch durchaus kein Neuland, war er doch von 2007 bis 2011 als Amtsleiter bei der Stadtverwaltung Waldenbuch in diesem Bereich tätig.
Tobias Butsch soll Ingo Kottmanns Stelle erhalten
Für Pauly war die Stellenumbesetzung ein logischer Schluss. "Es haben unterschiedliche Gründe dafür gesprochen. Der wichtigste war, die Stelle des Amtsleiters Bauverwaltung nach dem Weggang von Ingo Kottmann adäquat und vor allem schnell zu besetzen", erklärt das Stadtoberhaupt. Die Bauverwaltung sei durch eine gewisse Fluktuation, die auf unterschiedliche Gründe zurückzuführen sei, sowieso bereits geschwächt worden. Nun komme noch die Amtsleiterstelle hinzu. Und schon die vergangene Besetzung habe ja gezeigt, dass es in diesem Bereich nicht leicht sei, geeignete Kandidaten zu finden. Mit Tobias Butsch, den er als "zuverlässigen Mitarbeiter" wertet, sei dies gntiert. Außerdem sei Butsch auch Jurist und somit fachlich bestens geeignet. Aus diesem Grund soll Butsch auch ein Sachgebiet mit in die Bauverwaltung nehmen: das Justiziariat, das bislang im Amt "Zentrale Steuerung und Finanzen" angesiedelt war. Und die Position als Geschäftsführer der Konversion- und Entwicklungsgesellschaft werde er auch behalten.
Auch die Bürgermeisterwahl wird eine Rolle gespielt haben
Während Pauly die fachliche Qualität von Butsch hervorhebt und das Personalkarussell als Lösung für die Stellenbesetzung unterstreicht, gibt es aber wohl noch einen weiteren Grund, Tobias Butsch an eine andere Position zu setzen. Bei der Bürgermeisterwahl, bei der auch Butsch angetreten war, hatte dieser sich deutlich positioniert. So manch einer hatte sich nach der Rede des Hauptamtsleiters gefragt, wie der OB und Butsch wohl zukünftig Zimmer an Zimmer zusammenarbeiten werden.
Und wer wird der Nachfolger von Tobias Butsch?
Doch was ist dann eigentlich mit dem Amt für "Zentrale Steuerung und Finanzen", das ja ab dem 1. März einen neuen Amtsleiter braucht? Diese Aufgabe soll Mike Biehler übernehmen, der seit 1. Januar 2017 Chef der Innenrevision und Nachfolger des damals überraschend verstorbenen Volker Kuntz ist. Bislang war Biehler also dafür verantwortlich, die Verwaltung zu kontrollieren. "Es ist nicht nur ein einfaches Prüfen, es geht auch darum, dass man vorbereitend Vorgänge im Auge hat und eingreift, bevor etwas falsch läuft“, erklärte Pauly bei der Amtseinführung von Biehler, der zuvor fünfeinhalb Jahre Kämmerer in der Hotzenwald-Gemeinde Görwihl war. Pauly hat bereits mit Biehler gesprochen, allerdings gibt es von Biehler selbst noch keine Zusage. Läuft alles nach Plan, dann müsste ein neuer Innenrevisor gesucht werden. "Die Stelle ist zwar auch wichtig, aber da können wir eine Karenzzeit eher überbrücken als in der Bauverwaltung", erklärt Pauly.
Auch das letzte Mammutamt wird geteilt
Wenn sich das Personalkarussell fertiggedreht hat, wird es voraussichtlich noch eine Neustrukturierung geben. Denn selbst wenn Butsch das Justiziariat mit in die Bauverwaltung nimmt, wird das Amt Zentrale Steuerung und Finanzen, das einst unter Thorsten Frei zu einem gemeinsamen Amt zusammengelegt wurde, noch immer fünf Sachgebiete umfassen und ist somit das größte Amt im Donaueschinger Rathaus. Das soll geändert werden, die Hauptverwaltung und die Kämmerei sollen wieder getrennte Wege gehen und Kämmerer Georg Zoller soll dann den Titel Amtsleiter bekommen. Aktuell fungiert er zwar nur als Sachgebietsleiter, doch im Donaueschinger Rathaus und auch in der Außenwirkung wird die Kämmerei ohnehin schon als eigenständig wahrgenommen und behandelt. So ist Zoller beispielsweise schon jetzt bei allen Amtsleitersitzungen mit dabei.
OB und zukünftiger Bürgermeister sprechen über Zuständigkeiten
Und dann gibt es ja noch die Frage, für was zukünftig der OB und der Bürgermeister verantwortlich sein sollen. Schon im Bürgermeisterwahlkampf wurde des Öfteren betont, wie ungewöhnlich der Zuschnitt der Verantwortlichkeiten doch sei. Denn der Bürgermeister, der nach dem Ausscheiden von Bernhard Kaiser zukünftig Severin Graf heißen wird, ist für den Hochbau, den Tiefbau, die Bauverwaltung, das Amt für Öffentliche Ordnung sowie das Amt Bildung und Soziales verantwortlich. Pauly und Graf wollen sich in den nächsten Tagen zusammensetzen und besprechen, ob es bei diesem Zuschnitt bleiben soll oder ob die Dezernate auch noch anders aufgeteilt werden sollen.