Das David Orlowsky Trio besitzt Genie. Der klanglich unglaublich flexible Klarinettist David Orlowsky, der mit allen Wassern in Sachen Anschlags- wie Grifftechnik gewaschene Gitarrist Jens-Uwe Popp und der rhythmisch unerschütterlich souveräne Kontrabassist Florian Dohrmann haben beim Musikfreunde-Konzert im ausverkauften Spiegelsaal des Museums Art Plus stürmischen Beifall geerntet.
Jazz und Folk
Das Trio spielte ausgewählte Stücke aus seinem umfangreichen Repertoire, das mit dem selbst formulierten Begriff „Kammer-Weltmusik“ belegt wird. Deren Stil basiert im Kern auf der Musik der Klezmer, das heißt auf traditioneller jüdischer Instrumentalmusik aus Osteuropa. Mit dieser verschränken die drei Musiker hauptsächlich Elemente des Jazz und des Folk.
Unverwechselbares Profil
Eine akustische Visitenkarte erster Güte präsentiert das David Orlowsky Trio als modernes Klezmerensemble gleich zu Beginn. Zart leitet die Gitarre zunächst ein in eine samtweich angeblasene, wehmütige Melodie der Klarinette. Dann beschleunigt sich das Tempo, die Dynamik steigert sich zum markanten Forte, der Bass treibt mit schnellen Pizzicati vorwärts, ehe die Klarinette in den Gefilden gemäßigter Jazz-Rhythmik landet – das Trio lässt kurz und bündig sein unverwechselbares Profil hörbar werden.
Ein Kreuzfahrt auf hoher See
Eine Eigenkomposition des Trios ist der Titel „Insomnia“. Entwickelt bei einer Kreuzfahrt auf hoher See, werden mehr oder weniger mulmige Empfindungen fast körperlich nachvollziehbar: Der Rhythmus wiegt hin und her, die Melodien der Klarinette fließen und volle Akkorde der Gitarre lassen an stürmische Wetterlagen denken, ehe sich alles in sensiblem Klarinettenklang und mit Daumentupfern auf der untersten Bass-Saite wunderbar wieder beruhigt.
Bei mehreren Rückgriffen auf zwei wichtige Vertreter der nordamerikanischen Klezmermusik, Naftule Brandwein und Dave Tarras, unterstreicht das David Orlowsky Trio sein grandioses Können. Dank einer professionell lockeren Präsenz bietet das tolle Ensemble ein mitreißendes Konzert.