StephanieJakober

Nächsten Mittwoch ist es so weit: Die Einbahnstraße an der Stadtkirche wird eingerichtet. Schließlich hatte Oberbürgermeister Erik Pauly auch versprochen, dass die Schilder erst nach der Informationsveranstaltung aufgestellt werden. Neben der Einbahnstraße wird auch die Tempo-20-Zone für die südliche Innenstadt eingerichtet.

Diese hat nun stattgefunden: Im Gegenteil zum Meinungsaustausch im Twist standen dieses Mal weniger die Emotionen, sondern die Informationen im Vordergrund. Und auch wenn das Verkehrskonzept viele Bestandteile hat und es unterschiedliche persönliche Interessen gibt: Die Einbahnstraße an der Stadtkirche, die ab Mittwoch die Ausfahrt über die Fürstenbergstraße verbietet, sorgt für die meisten Fragen.

Ralf-Roland Schmidt-Cotta sah darin gar eine "Diskriminierung" der Sennhof-Bewohner und der Kopierquelle, die vom Rest der Stadt durch die Einbahnstraße abgeschnitten würden. Man gebe sich hier einer Illusion hin. Wenn man den Verkehr in der Innenstadt wirklich reduzieren wolle, dann müsste man beim Stadtbus anfangen. Gemessen an den Fahrgastzahlen sorge dieser nämlich für mehr Verkehr in die Innenstadt als jeder Autofahrer. Eine Meinung, die auch Lydia Hönle, die am Parkweg wohnt, teilt: "Bei uns hält ja noch nicht einmal der Stadtbus."

Ganz anderer Meinung ist hingegen Wolfgang Thedy. Der Anwohner kann es kaum erwarten, dass der Verkehr auf der Fürstenbergstraße abnimmt. Schließlich halte sich keiner an die 30 Stundenkilometer und das Verkehrsaufkommen sei enorm. "Ich finde das Verkehrskonzept gut und schlüssig. Mir gefällt es nicht, dass Donaueschingen so eine Autostadt ist."

Auch Peter Rausch, der seit einer Woche vom Souvenirladen in den Arkanden den besten Blick auf diesen Bereich hat, sieht Handlungsbedarf: "Ich wundere mich schon, dass da noch kein Tourist überfahren wurde."

Wie sieht das Verkehrskonzept wirklich aus? Rathausmitarbeiter, Stadträte und Bürger verfolgen die Erläuterungen des Planungsbüros Karajan.
Wie sieht das Verkehrskonzept wirklich aus? Rathausmitarbeiter, Stadträte und Bürger verfolgen die Erläuterungen des Planungsbüros Karajan. | Bild: Stephanie Jakober

Und Armin Kleiser würde gar noch weitergehen: "Warum machen wird die Straße nicht in beiden Richtungen zu. Dann hätten wir einen schönen Residenzbereich ohne Autos und der Hindenburgring kann die Fahrzeuge ja scheinbar aufnehmen." Das sei laut Verkehrsplaner Jürgen Karajan jedoch nicht zu empfehlen: "Wenn es keine Möglichkeit mehr gibt, dann sucht sich der Verkehr neue Wege", erklärt Karajan. Bei einer Einbahnstraße käme es nicht zu so großen Verlagerungen, wie wenn man die Straße komplett sperren würde.

Dass sich der Verkehr neue Wege sucht, befürchten auch die Anwohner der Werderstraße. Denn während der Verkehr ab Mittwoch nicht mehr von der Karlstraße in die Moltkestraße fahren darf, sind für ihre Straße noch keine Maßnahmen geplant. "Was sicher ist, die Autofahrer werden sich den kürzesten Weg suchen. Und die Donaueschinger kennen den kürzesten Weg", sagt Susanne Lutz, die an der Werderstraße wohnt und dort ein erhöhtes Verkehrsaufkommen befürchtet.

Für die Werderstraße heißt es nun: abwarten. Denn eine Verkehrszählung, deren Daten allerdings noch nie veröffentlicht wurden, soll als Basis dafür dienen, um kontrollieren zu können, wie sich die Einbahnstraße an der Stadtkirche auf die Werdestraße auswirkt. "Die Werderstraße ist ja schon beruhigt. Das ist für die Verkehrteilnehmer nicht so attraktiv, diesen Weg zu nutzen." Beobachten und gegebenenfalls reagieren heißt die Lösung. Wie genau reagiert werden kann, wird nicht erklärt. Es heißt nur nachjustieren.

Sowieso ist das Verkehrskonzept ja nicht "in Stein gemeißelt" wie Oberbürgermeister Erik Pauly betont. Man könnte immer noch eingreifen, wenn es nicht funktioniert. Und auch Planer Karajan sieht das so: "Wenn der Rathausplatz nachher mit Verkehr übersprudelt, besteht die Möglichkeit, die Einbahnstraße wieder aufzuheben."

Das Verkehrskonzept kurz erklärt

Das Verkehrskonzept hat viele Bestandteile. "Natürlich lässt sich nicht alles auf einmal umsetzen", erklärt der zuständige Verkehrsplaner Jürgen Karajan.

  • Hermann-Fischer-Allee: Hier wurden der Radfahrerschutzstreifen und das Parkverbot bereits realisiert.
  • Geschwindigkeitsbegrenzung: Derzeit gibt es von Spielstraßen über Tempo 20 bis zu Tempo 30 die unterschiedlichsten Zonen in der Innenstadt. Dies soll nun angeglichen werden. Die Spielstraßen und die bereits bestehende Tempo-20-Zone bleiben bestehen. Aber ansonsten gilt für die Karlstraße, die Max-Egon-Straße, die Zeppelinstraße und die Rosenstraße einheitlich 20 Stundenkilometer. "Dies ist nicht gebunden an andere Maßnahmen und kann jederzeit umgesetzt werden", so Karajan. Am Mittwoch sollen die Schilder aufgestellt werden. Im Rest der Innenstadt gilt Tempo 30.
  • Einbahnstraße Stadtkirche: Mit der Einrichtung der Einbahnstraße an der Stadtkirche soll der Durchgangsverkehr in der Innenstadt reduziert werden. Karajan geht davon aus, dass die Zahl der Fahrzeuge pro Tag in der westlichen Karlstraße von 2500 auf 2200 und in der östlichen Karlstraße von 3000 auf 1800 sinken wird. Dafür müsste der Hindenburgring 1800 Fahrzeuge mehr pro Tag aufnehmen und die Lehenstraße, wo beim Rathaus ein Parkdeck entstehen soll, 1000 Fahrzeuge pro Tag. "Beide Straßen können den zusätzlichen Verkehr aufnehmen", so Karajan.
  • Parkdeck: Beim blauen Rathaus soll ein Parkdeck mit 200 Stellplätzen entstehen. Realisiert werden soll es im kommenden Jahr – immer vorausgesetzt, dass die Stadt und der Grundstückseigentümer Lidl irgendwann auch noch eine gemeinsame Basis finden.
  • Neugestaltung südliche Innenstadt: Eine Steigerung der Aufenthaltsqualität ist die Maßnahme, die von 2020 bis 2022 geplant ist. Die Fußgängerflächen sollen vergrößert und siw Anzahl der Parkplätze verkleinert werden. Anstatt 173 Parkplätze werden es nur noch 113 sein. "Es fallen zwar 60 Parkplätze weg, aber durch das Parkhaus kommen 200 hinzu, sodass es in der Innenstadt mehr Parkplätze geben wird."
  • Ausbau Hindenburgring: Vorgesehen ist, den Hindenburgring auf eine Strecke von 300 Metern umzubauen und so zu beschleunigen. So soll im Kreuzungsbereich der Villinger Straße eine zusätzliche Abbiegespur entstehen und im Bereich der Friedhofsstraße die Abbiegespuren neu aufgeteilt werden. Hinzu kommt eine Optimierung der Ampelanlagen, sodass der Verkehr auf dem Hindenburgring nicht immer ins Stocken gerät.
  • Busbahnhof/Bahnhofsstraße: 2022 soll dann der Busbahnhof umgebaut werden. Nötig wird diese weil die Barrierefreiheit bei öffentlichen Verkehrsmitteln gesetzlich verlangt wird. Durch eine sägezahnartige Anordnung der Haltestellen wird auch der Platz besser genutzt. Ansonsten gilt für die Bahnhofsstraße: "Die Knotenpunkten sind an und für sich leistungsfähig", sagt Karajan. Die Ampel würden lediglich auf Rot schalten, wenn Fußgänger die Straße queren wollen oder der Bus aus dem Busbahnhof ausfahren wolle.