Diese Innenstadtecke, an der sich Wasser- und Käferstraße kreuzen, ist den Eschingern wohlbekannt, war aber einige Jahre befremdlich still. Seit Ende 2018 waren Café und Bäckerei nach dem Tod des Bäckermeisters, glühenden Brauchtumsbewahrers und begeisterten Reiters Friedebert Gleichauf geschlossen.
Verheerender Brand 2020
Sein Sohn Mathias Gleichauf sagte damals schon, als es um die Spekulationen ging wie es um die Zukunft des Ladengeschäfts weiterging, „Wer eine gute Idee hat, ist jederzeit willkommen“. Wer kam, war am Pfingstmontag 2020 ein Brandstifter, der den Anbau Richtung Wasserstraße zur Ruine machte.
Im Laden gab die Narrenzunft Frohsinn zwar mit einer Besenwirtschaft über Fastnacht einmal ein kurzes Intermezzo, doch dann hielt vor einigen Jahren ein Blumengeschäft Einzug. Und nun hatten Mathias Gleichauf und seine zwei Teilzeitbediensteten Brunhilde Weiler und Manuela Leismann, beide ausgebildete Floristinnen, eine pfiffige Idee.
Zusätzlich zum Ladengeschäft gibt es nun direkt daneben einen Selbstbedienungsladen für Blumensträuße jeglicher Art und Üppigkeit, mit gestaffelten und runden Preisen. Bei „Blumen rund um die Uhr“ gibt es eine saisonal wechselnde Auswahl an frischen Blumen und Sträußen.
„Wir richten diese Arrangements jeden Tag neu“, sagt Brunhilde Weiler. Wann immer sie möchten, unabhängig von den regulären Öffnungszeiten. Die Blumen werden regelmäßig ausgetauscht, um Frische und Qualität zu gewährleisten.
Zahlen in Bar oder digital
Die Bezahlung ist unkompliziert und flexibel, entweder bar und abgezählt in eine in die Wand fest montierte Metallkasse oder digital am Automaten. Damit können Kunden rund um die Uhr Kunden Blumen kaufen.
Aber ist denn immer ehrlich, wer für einen Geburtstag, einen festlichen Anlass oder einfach als Überraschung einen Blumenstrauß oder ein Gesteck to go erwirbt? Brunhilde Weiler ist zufrieden. Auch wenn es ab und zu ein schwarzes Schaf gebe.
Der Betrieb im Nebenraum stelle sich dabei erst nach Feierabend ein. Für den Blumenwunsch tagsüber sei der Laden weiterhin die erste Anlaufstelle.
„Die Vertrauenskasse ist ein Überbleibsel von Corona“, sagt Klaus Götz. Er ist Präsident des Landesverbandes Baden-Württemberg des Fachverbands Deutscher Floristen (FDF). Er ist quasi der Chef-Florist im Land. Seit 28 Jahren führt er das Blumenhaus Kramer in Heilbronn.
Bekannter sind ihm eher gesicherte Zugangsmodelle. „Die Kollegen grenzen einen Teil des Ladens ab, der nur mit Scheck- oder Bankkarte zugänglich ist. Der Kunde scannt den QR-Code eines Straußes ab, er zahlt mit Karte und kann den Strauß mitnehmen.“ Wird der Strauß in einem Automaten vorgehalten, könne für das Blumengeschäft kein Verlust entstehen.
Blumenautomaten gab es schon früher
Dabei seien die Blumenautomaten keine Neuerfindung. „Man kannte sie schon vor rund 60 Jahren“, weiß der Florist. Technisch sei das noch deutlich einfacher gewesen. „Verkauft wurden damals nur ganz schmale Raketensträuße, keine Gestecke.“
Aber auch in Nebenraum-Verkäufen ohne Zugangsbeschränkung, aber mit technischer Überwachung sei der Schwund sehr gering. Automaten beziehungsweise Vertrauenskassen seien dem strukturellen Wandel geschuldet. Der Nachwuchsmangel bei Floristen und personelle Sorgen generell sorgen für reduzierte Öffnungszeiten. Dazu komme beim Verbraucher die Mentalität, nach Möglichkeit rund um die Uhr einkaufen zu können, so Götz‘ Beobachtung.
Florist braucht Gefühl für Farben und Formen
Wie in anderen Handwerken sei es schwierig den passenden Lehrling zu finden. Gewisse Grundlagen über die schulischen Leistungen hinaus seien unabdingbar. Und welche sind das? „Ein Gefühl für Farben und Formen“ sagt der Landes-Chefflorist.