Es gibt für Eltern ein Recht auf eine Betreuung für ihre Kinder, doch das ist für die Kommunen eine große Herausforderung – auch in Donaueschingen. Vor allem dann, wenn sich die Voraussetzungen und der Bedarf schlagartig verändern.

Das ist nicht nur durch anhaltend hohe Geburtenraten passiert, sondern zuletzt auch durch den Zustrom an Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine flüchten. Den Bedarf kann die Stadt Donaueschingen derzeit zwar grundsätzlich decken, trotzdem gerät das System zunehmend unter Druck.

Warteliste ist nötig

„Die Stadt arbeitet daher mit einer Warteliste und versucht, die Betreuungswünsche bestmöglich zu erfüllen“, sagt Beatrix Grüninger, Sprecherin der Stadt. Der Bedarf an Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren sei auch in Donaueschingen stark gestiegen.

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„Der Flüchtlingszustrom verstärkt die Situation“, sagt die Sprecherin. Das insbesondere dadurch, so sagt sie, dass die Flüchtlinge, speziell aus der Ukraine, erkennen, dass eine schnelle Rückkehr in die Heimat wohl nicht gegeben ist.

Nur fünf haben einen Platz bekommen

Mangels entsprechender Betreuungsangebote erfolge auch die Aufnahme der Flüchtlingskinder nach Warteliste. „Derzeit haben circa fünf ukrainische Familien Betreuungsplätze erhalten“, sagt Beatrix Grüninger.

Mit momentan 911 Betreuungsplätzen für Kinder im Alter von über drei Jahren und einer tatsächlichen Versorgungsquote von 99 Prozent könne Donaueschingen den Rechtsanspruch auch weiterhin erfüllen, heißt es von der Sprecherin der Stadt.

„Die Nachfrage an Betreuungsplätzen, vor allem im U3-Bereich, wächst weiter stetig an und kann derzeit nicht abgedeckt werden.“
Beatrix Grüninger, Stadt-Sprecherin

Im Bereich der Betreuung der Kinder unter drei Jahren in Kinderkrippen stehen in Donaueschingen insgesamt 109 Plätze zur Verfügung. Hinzu kommen 78 Plätze für zwei- bis dreijährige Kinder in den altersgemischten Gruppen sowie der Kindertagespflege. Dies entspreche laut Stadt einer tatsächlichen Betreuungsquote von rund 25 Prozent.

Immer mehr U3-Betreuung

„Die Nachfrage an Betreuungsplätzen, vor allem im U3-Bereich, wächst weiter stetig an und kann derzeit nicht abgedeckt werden“, sagt Beatrix Grüninger. Und bestätigt einen Trend, den es landesweit gibt. Demnach greifen immer mehr Eltern von Kindern unter drei Jahren auf ein Betreuungsangebot in ihrer Kommune zurück.

Kita-Leiterin sieht den Bedarf

Den Eindruck von Beatrix Grüninger bestätigt auch Heike Zerbe, Leiterin der Kita am Buchberg, die im Jahr 2020 eröffnet wurde. Und er ist sogar besonders deutlich. „Dadurch dass wir vor gut zwei Jahren erst eröffnet haben, haben wir recht wenige Kinder, die in die Schule wechseln“, sagt Zerbe.

„Man spürt die große Nachfrage.“
Heike Zerbe, Kita-Leiterin

Dadurch seien erstmal alle Plätze vergeben, es werden kaum welche frei, weil die drei- bis vierjährigen Kinder bei der Eröffnung eben noch in der Einrichtung seien. „Wir haben aber trotzdem viele Anfragen“, sagt Zerbe. Nur zusagen kann sie längst nicht alle davon, vor allem aus dem genannten Grund. „Man spürt die große Nachfrage“, sagt sie.

Ebenso deutlich sei der Fachkräftemangel. Zwar seien derzeit alle Stellen in ihrer Einrichtung besetzt, aber schon in den vergangenen Jahren sei die Neubesetzung zunehmend schwerer geworden.

Betreuungsquote der Kinder unter drei Jahren

Die Betreuungsquote liegt in ganz Baden-Württemberg Zahlen des Statistischen Landesamtes zufolge bei 28,7 Prozent. Diese aktuellste Zahl stammt aus dem Jahr 2021. Im Jahr 2015 hatte sie noch bei 27,8 Prozent gelegen. Gleichwohl liegt Baden-Württemberg mit diesen Zahlen am Ende des Vergleichs mit anderen Bundesländern. Dort sind die Quoten teils erheblich höher. An der Spitze steht Mecklenburg-Vorpommer mit 57,9 Prozent.

Zentrale Platzvergabe geplant

Um dem Betreuungsbedarf besser gerecht zu werden, will die Stadt Donaueschingen gegensteuern. Beatrix Grüninger verweist unter anderem auf die Container-Lösung am Kindergarten in Pfohren. „Geplant ist, im rückwärtigen Bereich des Kindergartens das Angebot um zwei Krippengruppen in Form einer Containerlösung zu erweitern“, sagt die Sprecherin.

Der Kindergarten in Pfohren im Dezember 2022. Hier soll eine Container-Lösung für zusätzliche Betreuungsplätze sorgen.
Der Kindergarten in Pfohren im Dezember 2022. Hier soll eine Container-Lösung für zusätzliche Betreuungsplätze sorgen. | Bild: Lutz Rademacher

Zuletzt gab es ein zusätzliches Angebot durch den Neubau der Kindertagesstätte Am Buchberg und den Erweiterungsbau des Kindergartens St. Bernhard in Aasen.

Zudem kündigt sie eine vertiefte Bedarfsanalyse für die erste Jahreshälfte an. Geplant sei für die Eltern die Einführung einer zentralen Vergabe. Dadurch sollen einheitliche Aufnahmekriterien festgesetzt werden. Das soll auch größtmöglicher Transparenz dienen. Details dazu werden folgen.