600 Gefallene und Kriegsopfer ruhen auf dem Ehrenfriedhof Donaueschingen-Allmendshofen. An diesen sonst so ruhigen und bedächtigen Ort der Erinnerung haben am Donnerstagvormittag, 8. Mai, die Stadt Donaueschingen und der Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge geladen. Der Grund: Am 8. Mai 1945 sorgten amerikanische Bomber in der Luft und französische Truppen am Boden für das Kriegsende im Schwarzwald.

Zwei Soldaten des Jägerbataillons 292 gedenken der Gefallenen.
Zwei Soldaten des Jägerbataillons 292 gedenken der Gefallenen. | Bild: Tobias Weißert

Pauly mahnt auch zum Blick nach vorne

Oberbürgermeister Erik Pauly leitet die Veranstaltung nach einer musikalischen Einlage ein. Der Gedenktag rege zum Erinnern wie auch zum Blick nach vorne an, erklärt Pauly in seinem Grußwort. Gleichzeitig erwachse daraus der Auftrag, dafür zu sorgen, dass es nie wieder einen Krieg, eine Diktatur und Entmenschlichendes gebe.

Donaueschingens Oberbürgermeister Erik Pauly will nicht nur den Blick zurück, sondern auch nach vorne werfen.
Donaueschingens Oberbürgermeister Erik Pauly will nicht nur den Blick zurück, sondern auch nach vorne werfen. | Bild: Tobias Weißert

Für Donaueschingen kam das Kriegsende frühzeitig, wie der Oberbürgermeister ausführt. Die Stadt wurde bereits am 21. April 1945 befreit. „Das lag daran, dass die Donaueschinger Bürger die Wehrmacht davon abgehalten haben, weiterzukämpfen und diese somit ohne Widerstand aufgab“, erklärt Pauly. In der vorherigen Nacht hatten die französischen Truppen 31 Häuser in einem Bombenangriff zerstört.

Der Landesvorsitzende des Volksbundes und Landtagsabgeordnete, Guido Wolf (links), und Oberbürgermeister Erik Pauly legen einen Kranz ...
Der Landesvorsitzende des Volksbundes und Landtagsabgeordnete, Guido Wolf (links), und Oberbürgermeister Erik Pauly legen einen Kranz nieder. | Bild: Tobias Weißert

„Kein Tag, an dem die Sirenen nicht heulen“

Wie Pauly ausführt, habe es zwischendurch keinen Tag gegeben, an dem die Sirenen nicht geheult hätten. „Aber die Donaueschinger haben die Trümmer beseitigt. Der 8. Mai war kein Tag des Zusammenbruchs, sondern ein Tag des Neuanfangs und Aufbruchs“, zeichnet Pauly das Bild einer Stadt in Trümmern. Heute stehe die Stadt für Offenheit und Toleranz: „Wir schaffen Frieden durch Begegnung, Respekt und Vertrauen.“

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Dies zeige sich etwa durch das Europadiplom, das Donaueschingen 2014 erhalten hatte. „Die Antwort auf diesen Tag muss ein bewusstes Bekenntnis zur Menschlichkeit sein“, erklärt Pauly weiter. Dennoch: Krieg sei kein Kapitel der Vergangenheit, wie man in der Ukraine und im Nahen Osten sehen könne. „Deshalb muss die junge Generation das Erbe bewahren und den Frieden jeden Tag neu erringen“, so der OB.

Guido Wolf appelliert an Jugend

Guido Wolf, Landtagsabgeordneter und Landesvorsitzender des Volksbunds, führt dieses Thema weiter: „Der Mittelpunkt der Veranstaltung ist die Jugend.“ Man spüre an Gedenkstätten wie jenen in Donaueschingen die besonderen Erinnerungen. „Der Krieg ist noch ein Thema. Das zeigt die Betroffenheit, die noch heute in den Familien herrscht“, sagt Wolf.

Guido Wolf ist Landtagsabgeordneter des Wahlkreises Tuttlingen-Donaueschingen und Vorsitzender des Landesverbandes des Volksbunde ...
Guido Wolf ist Landtagsabgeordneter des Wahlkreises Tuttlingen-Donaueschingen und Vorsitzender des Landesverbandes des Volksbunde Deutsche Kriegsgräberfürsorge. | Bild: Tobias Weißert

Auf Spurensuche in der Vergangenheit ist derweil Sabine Scherr: „Ich bin extra aus Stockach hergekommen und suche nun das Grab meines Großvaters väterlicherseits.“ Vor zwei Wochen reiste sie mit ihrer Tochter nach Polen, wo sie das Grab ihres anderen gefallenen Großvaters suchte – vergeblich. „Viele Gräber sind bereits zugeschüttet. Aber wir haben Erinnerungen an ihn gefunden“, berichtet Scherr.

Sabine Scherr aus Stockach ist Mitglied des Volksbundes: „Mir hat die Veranstaltung gut gefallen.“ In ihrer Tasche hat sie Unterlagen zu ...
Sabine Scherr aus Stockach ist Mitglied des Volksbundes: „Mir hat die Veranstaltung gut gefallen.“ In ihrer Tasche hat sie Unterlagen zu ihren Vorfahren gesammelt. Ein Teil ihrer Familie stammt aus Donaueschingen. | Bild: Tobias Weißert

Schulklasse hofft auf Peace

Als Zeichen für den Frieden erzählen Schüler der Klasse 10e der Realschule Donaueschingen nicht nur von den schmerzhaften Erinnerungen an den 22. Februar 1945. Sie legen schwarze Bänder an den Gräbern der Gefallenen nieder und haben Schilder gebastelt. Ein Friedenszeichen, eine weiße Flagge, eine Waage oder Kerzen sind darauf zu sehen. Zu Ende der Veranstaltung legen die Gäste weiße Rosen an die Gräber.

Die Schüler der 10e der Donaueschinger Realschule setzen sich für Frieden und Gerechtigkeit ein.
Die Schüler der 10e der Donaueschinger Realschule setzen sich für Frieden und Gerechtigkeit ein. | Bild: Tobias Weißert

Als Pfarrerin Dagmar Kreider ihre Gedanken zum Gedenktag ausführt, kommt die Sonne aus den Wolken hervor: „Ich bin froh, in einem Land zu leben, in dem das Grundgesetz die Würde des Menschen zum obersten Ziel hat. Das gilt für alle.“