600 Gefallene und Kriegsopfer ruhen auf dem Ehrenfriedhof Donaueschingen-Allmendshofen. An diesen sonst so ruhigen und bedächtigen Ort der Erinnerung haben am Donnerstagvormittag, 8. Mai, die Stadt Donaueschingen und der Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge geladen. Der Grund: Am 8. Mai 1945 sorgten amerikanische Bomber in der Luft und französische Truppen am Boden für das Kriegsende im Schwarzwald.
Pauly mahnt auch zum Blick nach vorne
Oberbürgermeister Erik Pauly leitet die Veranstaltung nach einer musikalischen Einlage ein. Der Gedenktag rege zum Erinnern wie auch zum Blick nach vorne an, erklärt Pauly in seinem Grußwort. Gleichzeitig erwachse daraus der Auftrag, dafür zu sorgen, dass es nie wieder einen Krieg, eine Diktatur und Entmenschlichendes gebe.

Für Donaueschingen kam das Kriegsende frühzeitig, wie der Oberbürgermeister ausführt. Die Stadt wurde bereits am 21. April 1945 befreit. „Das lag daran, dass die Donaueschinger Bürger die Wehrmacht davon abgehalten haben, weiterzukämpfen und diese somit ohne Widerstand aufgab“, erklärt Pauly. In der vorherigen Nacht hatten die französischen Truppen 31 Häuser in einem Bombenangriff zerstört.

„Kein Tag, an dem die Sirenen nicht heulen“
Wie Pauly ausführt, habe es zwischendurch keinen Tag gegeben, an dem die Sirenen nicht geheult hätten. „Aber die Donaueschinger haben die Trümmer beseitigt. Der 8. Mai war kein Tag des Zusammenbruchs, sondern ein Tag des Neuanfangs und Aufbruchs“, zeichnet Pauly das Bild einer Stadt in Trümmern. Heute stehe die Stadt für Offenheit und Toleranz: „Wir schaffen Frieden durch Begegnung, Respekt und Vertrauen.“
Dies zeige sich etwa durch das Europadiplom, das Donaueschingen 2014 erhalten hatte. „Die Antwort auf diesen Tag muss ein bewusstes Bekenntnis zur Menschlichkeit sein“, erklärt Pauly weiter. Dennoch: Krieg sei kein Kapitel der Vergangenheit, wie man in der Ukraine und im Nahen Osten sehen könne. „Deshalb muss die junge Generation das Erbe bewahren und den Frieden jeden Tag neu erringen“, so der OB.
Guido Wolf appelliert an Jugend
Guido Wolf, Landtagsabgeordneter und Landesvorsitzender des Volksbunds, führt dieses Thema weiter: „Der Mittelpunkt der Veranstaltung ist die Jugend.“ Man spüre an Gedenkstätten wie jenen in Donaueschingen die besonderen Erinnerungen. „Der Krieg ist noch ein Thema. Das zeigt die Betroffenheit, die noch heute in den Familien herrscht“, sagt Wolf.

Auf Spurensuche in der Vergangenheit ist derweil Sabine Scherr: „Ich bin extra aus Stockach hergekommen und suche nun das Grab meines Großvaters väterlicherseits.“ Vor zwei Wochen reiste sie mit ihrer Tochter nach Polen, wo sie das Grab ihres anderen gefallenen Großvaters suchte – vergeblich. „Viele Gräber sind bereits zugeschüttet. Aber wir haben Erinnerungen an ihn gefunden“, berichtet Scherr.

Schulklasse hofft auf Peace
Als Zeichen für den Frieden erzählen Schüler der Klasse 10e der Realschule Donaueschingen nicht nur von den schmerzhaften Erinnerungen an den 22. Februar 1945. Sie legen schwarze Bänder an den Gräbern der Gefallenen nieder und haben Schilder gebastelt. Ein Friedenszeichen, eine weiße Flagge, eine Waage oder Kerzen sind darauf zu sehen. Zu Ende der Veranstaltung legen die Gäste weiße Rosen an die Gräber.

Als Pfarrerin Dagmar Kreider ihre Gedanken zum Gedenktag ausführt, kommt die Sonne aus den Wolken hervor: „Ich bin froh, in einem Land zu leben, in dem das Grundgesetz die Würde des Menschen zum obersten Ziel hat. Das gilt für alle.“