Baustellenschilder, offene Straßen, hügelige Straßenoberfläche, Umwege und Zeiteinbußen: Fahrspaß ist definitiv etwas anderes. Die Baustelle in der Friedrich-Ebert-Straße bringt nicht nur erhebliche Verkehrsbehinderungen mit sich, sondern sorgt auch für deutliche Einbußen bei Anrainer-Betrieben, insbesondere in der Gastronomie.

Für Abdullah Se, den Inhaber des Urfa Grill Haus, hat die Baustelle dramatische Folgen. Seit Beginn der Bauarbeiten verzeichnet er einen Umsatzrückgang von bis zu 60 Prozent. „Eine ganze Stadt kommt nicht durch“, beschreibt Se die Lage, die nicht nur seine Laufkundschaft betrifft, sondern auch die Stammkunden, die große Mühe haben, das Restaurant überhaupt zu erreichen. Insbesondere, seit am 23. September der nächste Abschnitt der Straßensanierung in die nächste Phase ging. 

Eine Stunde Umweg täglich

Stark betroffen sei der Lieferdienst des Urfa Grill Haus, der normalerweise Schulen und Betriebe in der Umgebung beliefert. „Der Umweg, den die Baustelle verursacht, kostet uns eine Stunde zusätzlich. Das kann sich kein Laden leisten“, sagt der Gastronom.

Der wirtschaftliche Druck auf den Betrieb ist enorm. Während die Einnahmen rapide gesunken sind, laufen die Kosten weiter. Miete, Strom und die Gehälter der Mitarbeiter müssen weiterhin gezahlt werden. „Das Geschäft ist gerade fast bei null. Es ist komplett schwierig“, beschreibt Se die Lage. Trotzdem denkt er nicht daran, seine Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken. „Gute Mitarbeiter sind schwer zu finden. In Kurzarbeit geht nichts“, erklärt er. Für Se sei es essenziell, seine Angestellten zu halten, obwohl die finanzielle Situation extrem angespannt sei.

Das Kepab-Geschäft Urfa-Grill ist durch die Sperrung der Friedrich-Ebert-Straße massiv betroffen.
Das Kepab-Geschäft Urfa-Grill ist durch die Sperrung der Friedrich-Ebert-Straße massiv betroffen. | Bild: Hannah Schedler

Se hofft auf ein schnelles Ende der Baustelle, ist jedoch frustriert über die langsamen Fortschritte. „Die Baustelle dauert schon zu lange, und wir sehen kaum Besserung. Es müsste viel intensiver und schneller gearbeitet werden“, fordert er.

Ähnlich prekär ist die Lage bei der „Yeni Mevlana-Pizzeria“. Seit vier Monaten leidet das Geschäft stark unter der Baustelle. Inhaber Ekrem Avim erzählt, dass die Zufahrt zu seiner Pizzeria von beiden Seiten gesperrt ist, was den Kundenstrom nahezu zum Erliegen gebracht habe. „Teilweise habe ich Tage, da kommen nur fünf Leute“, berichtet Avim. Die fehlende Erreichbarkeit mit dem Auto habe die Gäste regelrecht abgeschreckt. „Mit dem Auto kommt keiner mehr durch, und ein Flugzeug habe ich natürlich auch nicht“, sagt er sarkastisch.

Kaum noch Kundschaft: Die Yeni Mevlana Pizzeria leidet unter der Baustelle Friedrich-Ebert-Straße.
Kaum noch Kundschaft: Die Yeni Mevlana Pizzeria leidet unter der Baustelle Friedrich-Ebert-Straße. | Bild: Hannah Schedler

Auch für Avim bedeuten die ausbleibenden Kunden massive Umsatzeinbußen, während die Fixkosten, wie die Gehälter seiner Angestellten und die Betriebskosten, weiter bestehen. „Das Geschäft ist ganz unten. Es gibt kaum noch etwas zu verdienen“, schildert er die schwierige Situation. Obwohl er wütend und frustriert ist, bleibt ihm nichts anderes übrig, als die nächsten Wochen durchzuhalten.

Harte Zeiten für Ekrem Avim. Er betreibt die Yeni Mevlana Pizzeria.
Harte Zeiten für Ekrem Avim. Er betreibt die Yeni Mevlana Pizzeria. | Bild: Hannah Schedler

Die Stadtverwaltung habe ihm mitgeteilt, dass die Bauarbeiten noch etwa einen Monat andauern würden. Ob sich das Geschäft danach erholen werde, sei ungewiss. „Ich hoffe nur, dass es nach der Baustelle wieder besser wird, aber sicher ist das nicht“, sagt er.

„Es müsste rund um die Uhr gearbeitet werden“

Kritisch sieht auch Avim den aus seiner Sicht langsamen Baufortschritt. „Manchmal passiert auf der Baustelle tagelang nichts“, äußert er seinen Frust und fordert eine schnellere und effizientere Arbeitsweise. „Es müsste rund um die Uhr gearbeitet werden, damit wir diese Situation so schnell wie möglich hinter uns lassen können“, so seine Forderung an die Verantwortlichen.

Die Straße ist offen vor der Firma Bromberger Verpackungen. Lastwagen zur Anlieferung kommen nur mit Schwierigkeiten auf das Werksgelände.
Die Straße ist offen vor der Firma Bromberger Verpackungen. Lastwagen zur Anlieferung kommen nur mit Schwierigkeiten auf das Werksgelände. | Bild: Hannah Schedler

Die Baustelle hat massive Auswirkungen auf unser Geschäft. Wir haben mehr als 20 Prozent weniger Umsatz“, erklärt Stephan Biedermann von Biedermann Getränke. Die Kundenfrequenz sei deutlich geringer. Er betont, dass die weiten Umwege zu den Lieferanten ein zusätzliches Problem darstellen: „Wir müssen gewaltige Wege auf uns nehmen.“

Kritik an der Beschilderung

Ein weiteres Ärgernis sei die unzureichende Beschilderung der Baustelle. „Die Baustelle-Beschilderung ist katastrophal“, kritisiert er. Biedermann ist überzeugt, dass die Bauarbeiten deutlich schneller abgeschlossen werden könnten, „wenn der Wille da ist“. Die aktuelle Situation an der Baustelle, die er als „wichtiges Nadelöhr“ in Donaueschingen bezeichnet, sei eine „absolute Zumutung“.

Auch der Getränkehändler Biedermann ist von der Baustelle betroffen.
Auch der Getränkehändler Biedermann ist von der Baustelle betroffen. | Bild: Hannah Schedler

„In der Tat hat die Baustelle in der Friedrich-Ebert-Straße in Donaueschingen Auswirkungen auf die Kundenfrequenz an der dortigen Jet-Tankstelle“, räumt Firmensprecher Andreas Tholund ein. Und wie geht es dem Tankstellenbetreiber vor Ort? Jet befinde sich über die Situation im kontinuierlichen Austausch mit dem dortigen Tankstellenunternehmer.

Auch die Jet-Tankstelle ist von der Baustelle betroffen. Fahrzeuge, die tanken, sind kaum noch zu sehen.
Auch die Jet-Tankstelle ist von der Baustelle betroffen. Fahrzeuge, die tanken, sind kaum noch zu sehen. | Bild: Hannah Schedler

Andere Unternehmen in Donaueschingen scheinen dagegen weniger stark betroffen. Christof Bromberger, Inhaber von Bromberger Packungen, erklärt, dass die Auswirkungen der Baustelle auf seinen Betrieb „zum Glück sehr gering“ seien. Vor Beginn der Bauarbeiten gab es ausführliche Gespräche mit allen Beteiligten, und die Kommunikation mit der Bauleitung sei bis heute hervorragend.

„Planung ist das eine, die Realität im Boden häufig das andere. Im Großen und Ganzen können wir uns nicht beschweren.“Christof ...
„Planung ist das eine, die Realität im Boden häufig das andere. Im Großen und Ganzen können wir uns nicht beschweren.“Christof Bromberger, Chef Bromberger Packungen | Bild: Winfried Reichle

„Etwaige Durchfahrts-Probleme werden angekündigt und wenn nötig, werden Stahlplatten über Gräben gelegt, damit die Lkws fahren können“, erklärt Bromberger. Zwar erwartet er im Oktober eine kurze, aber kritische Phase, wenn der neue Asphalt verlegt wird und sein Betrieb ein bis zwei Tage lang komplett abgeschnitten sein wird. Doch bisher habe es keine wirtschaftlichen Einbußen gegeben.

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Auf die Frage, wie zufrieden er mit der Bauplanung sei, antwortet Bromberger pragmatisch: „Planung ist das eine, die Realität im Boden häufig das andere. Im Großen und Ganzen können wir uns nicht beschweren, auch wenn die Bauzeit von fast fünf Monaten natürlich einige Beschwernisse mit sich bringt. Hoffentlich ist anschließend wieder ein halbes Jahrhundert Ruhe.“