Es war einmal: Im „Zum Schwarzen Buben“ zwischen Wolterdingen und Hammereisenbach, die es seit etwa 250 Jahren gibt, gehen die Lichter aus. Das Wirtshaus schließt endgültig die Pforten.
Die Wirtin Siglinde Preisinger tritt den wohlverdienten Ruhestand an.
Wirtin freut sich auf die freie Zeit
Und dies mit einem weinenden und lachenden Auge, wie sie sagt. „Ich war die vergangenen 28 Jahre über gerne Wirtin, doch jetzt ist es an der Zeit, aufzuhören“, erklärt die 67-Jährige, die derzeit auch etwas gesundheitlich angeschlagen ist. Jetzt möchte sie mit ihrem Ehemann Kurt noch etwas das Rentnerdasein genießen, sagt sie. Da keine Nachfolge gefunden wurde, wird es in Zindelstein nun keine Gastronomie mehr geben.
Beliebtes Ausflugsziel und Narren-Treffpunkt
Nicht nur für Radler und Wandergruppen im Unteren Bregtal fällt somit das Ausflugsziel weg. Auch viele Vereine aus den umliegenden Ortschaften seien in regelmäßigen Abständen gekommen, überwiegend Stammgäste, wie Preisinger sagt.
Und zu denen gehörten auch traditionell der Wolterdinger Narrenverein Immerfroh, dessen Mitglieder dort noch am 11. November 2024 den Beginn der Narren-Hochzeit zelebrierten.

Auch am Schmutzigen Donnerstag trafen sie sich dort über die Mittagszeit immer vor dem Kinderumzug zum Nudelsuppe-Essen. Am Fasnachtsdienstag wanderte ebenfalls die heimische Musikkapelle und weitere Fasnetnarren traditionell in den Zindelstein zur Einkehr.
Treue Stammgäste
Die Wolterdinger Abteilungswehr freute sich immer, ihre Nikolausfeier dort abhalten zu können. Ein Highlight sei immer der Schwarze-Buben-Teller gewesen, den es da traditionell gegeben habe, ist von Mitgliedern zu hören.
Dazu gab es auch noch seit rund 30 Jahren einen Donnerstagnachmittag-Stammtisch und seit über 50 Jahren einen Sonntagabend-Stammtisch, zählt Siglinde Preisinger auf.
Ebenfalls kehrte das Anton-Durler-Bregtal-Loipe-Putzteam immer ein. Wenn es mal eine größere Einkehr-Gruppe zu verköstigen galt, konnte „ich mich auf meinen Ehemann und den Rest der Familie als Unterstützung verlassen“.
Ein Blick in die Geschichte
Den „Schwarzen Buben“ gibt es wohl schon seit 1772, kann man der Wolterdinger Ortschafts-Chronik entnehmen. Zindelstein ist ein kleiner Weiler, der aus einer losen Bebauung in Vorder-und Hinterzindelstein besteht, und sich am 1. April 1924 freiwillig Wolterdingen anschloss.
Der damalige Wirt Johann Kirner habe neben dem Tavernengeld auch den Beckenschuss und Mühlzins zu zahlen gehabt. Er hat also wohl nicht nur Bier verkauft, sondern auch noch als Bäcker seine Brötchen verdient und vermutlich für den Eigenverbrauch eine Mühle betrieben.
1828 übernahm sein Sohn Christian das Anwesen und bewirtschaftete dies zusammen mit seiner Ehefrau Maria. 1856 wurde dies an Tochter Sophie übergeben, die es mit ihrem Ehemann Alex Wehrle weiterführte.
Familienbetrieb seit einem Jahrhundert
Josef Kromer aus Hammereisenbach kaufte 1914 die Gaststätte, und bewirtschaftete sie mit seiner Ehefrau Karolina Kirner bis 1920. Dann übernahm sein Sohn Josef das Anwesen, der den Wirtschaftsbetrieb mit einer Frau Josepha, geborene Neininger, führte.
1963 trat ihr Sohn Stefan zusammen mit seiner Frau Hilda, geborene Willmann, die Nachfolge an. 1997 übergaben sie das Gasthaus aus Altersgründen an Tochter Siglinde Preisinger.
Und wieder ist ein Stück Gastro-Infrastruktur weggebröckelt. Einst gab es in Wolterdingen sechs Gasthäuser und sogar ein Café. Im Oktober 2021 hörte der Inhaber des Zum-Falken-Gasthauses Lothar Ebner aus gesundheitlichen Gründen auf. Und zum 1. November 2022 hat die Lounge, im ehemaligen Gasthaus Zur Sonne, seine Pforte nach nur 13 Monaten wieder geschlossen. Im Ort gibt es nun keine einzige Gaststätte mehr.