Wenn es um Holz geht, ist Florian Dorer in seinem Element. In seiner Arbeitsstätte bei Holzbau Faller in Neukirch arbeitet er als Zimmerer jeden Tag mit dem Naturmaterial. Eigentlich hätte der 19-Jährige bis vor Kurzem jedoch noch die Schulbank gedrückt – doch dort hielt ihn nach der zehnten Klasse nichts mehr.
Bereits nach der achten Klasse machte der Neukircher ein Praktikum bei Holzbau Faller – und war gleich hin und weg. In den Ferien arbeitete er danach regelmäßig im Betrieb mit. „Ich konnte es jedes Mal kaum erwarten“, erzählt Dorer. Schon bald reifte in ihm der Gedanke, die Schule abzubrechen. „Ich wusste ja dann, was ich machen will, was mir Spaß macht – und dafür brauche ich kein Abi.“
Die Reaktionen auf diese Entscheidung fielen gemischt, aber überwiegend gut aus: „Ein Teil der Lehrer hat das unterstützt, ein anderer fragte: warum?“, berichtet Dorer und ergänzt: „Meine Familie war voll dafür.“ Nach der zehnten Klasse folgte also der neue Lebensabschnitt: 2020 begann er seine Ausbildung, die er in diesem Jahr abgeschlossen hat. Im Betrieb hat er sich gleich wohlgefühlt. „Ich habe ja schon alles gekannt“, sagt er. „Für mich ist die Arbeit perfekt und macht echt Spaß.“
Ein großer Erfolg: Beim diesjährigen Kammerwettbewerb der Deutschen Meisterschaft im Zimmerer-Handwerk in Rottweil konnte Dorer den Sieg mit nach Hause nehmen. Anfang Oktober folgte die nächste Stufe beim Landeswettbewerb in Biberach – und auch diesen konnte er für sich entscheiden. War er da nicht aufgeregt? Sehr, bekennt Dorer. „Aber wenn man einmal losgelegt hat, blendet man alles um sich herum aus.“ Seine Aufgabe dabei: Eine spitzwinklige, ungleichgeneigte Gradecke mit steigendem First mit Gradwechsel und zwei verkanteten Gradklauenschleifern zu bauen. Was sich nach einem hochkomplexen Gebilde anhört, erschaffte der 19-Jährige in sieben Stunden und gewann den Wettbewerb.
Seinen Erfolg krönen kann er nun noch Mitte November in Erfurt bei der Deutschen Meisterschaft. Danach, sagt Dorer, stünden bei einem weiteren Sieg die Mitgliedschaft im Nationalteam und gegebenenfalls auch die Weltmeisterschaft an. Doch egal, wie der Wettbewerb Mitte November ausgeht: Dorer ist einfach nur glücklich, jeden Tag seiner Arbeit nachgehen zu können. Und hier mache ihm „eigentlich alles Spaß“, wie er betont. Was er daran mag? „Holz ist der beste Werkstoff und leicht zu bearbeiten“, ist er überzeugt und ergänzt: „Es ist schön, mit einem so nachhaltigen Naturstoff zu arbeiten.“
Kein Verständnis für Azubi-Mangel
Seinen Schulabbruch hat der Neukircher nie bereut: „Ich würde es immer wieder so machen.“ Den aktuellen Azubi-Mangel kann er daher absolut nicht nachvollziehen. „Es hat nur Vorteile, wenn man arbeitet“, ist er überzeugt. Der eigens verdiente Lohn könnte dann auch wieder in die weitere Ausbildung investiert werden. „Sonst leiht man sich ja immer Geld“, erklärt er. Auch den Abschluss als Meister und Techniker könne er schließlich noch machen: „Es steht mir alles offen.“
So sieht das auch sein Chef Christoph Faller, Inhaber von Holzbau Faller, der mit seinem Gesellen hochzufrieden ist. „Wir hatten ein Riesenglück mit Florian“, betont er. Und tauschen möchte auch der 19-Jährige mit niemandem: „Das Team ist toll, es macht direkt jeden Morgen Spaß“, sagt er und strahlt dabei. „Ich habe meinen Traumjob gefunden.“