Geisingen – Weil Ausschreibungsverfahren einem sehr eng gefassten rechtlichen Rahmen unterliegen, hat es Seltenheitswert, dass im Gemeinderat bei Arbeitsvergaben Gegenstimmen aufkommen. An der Maßgabe, den jeweiligen Auftrag dem jeweils günstigsten Bieter zuzuschlagen, lässt sich nur anhand strikter Kriterien rütteln. Umso mehr ließ die Diskussion bei der Vergabe von zwei Kanalisationsprojekten im Bereich Alemannen-/Schulstraße im Stadtteil Gutmadingen und in der Karl-Hall-Straße in Geisingen aufhorchen. In beiden Fällen war die Firma Behringer günstigste Bieterin. Die Vergabe schien reine Formsache zu werden, bis Stadtrat Paul Haug auf den Plan trat.

Da er aufgrund von Erfahrungswerten Zweifel an der Zuverlässigkeit und der Termintreue habe, werde er in beiden Fällen der Vergabe an Behringer seine Zustimmung verweigern, erklärte der FW/FDP-Fraktionssprecher. Haug verwies als prägnantes Beispiel auf den Kreisverkehr an der B31 bei Kirchen-Hausen. Mit den Arbeiten sei Behringer betraut gewesen, sie seien nach wie vor nicht abgeschlossen, geschweige denn abgenommen. „Wenn die Kanalisationsarbeiten im Bereich der Karl-Hall-Straße nicht spätestens bis zum Geisinger Straßenfest abgeschlossen sind, haben wir ein riesiges Problem, weil in der Straßenfest-Zeit die Umleitungsstrecke dort entlanggeführt wird“, gab Haug zu bedenken. Auch im Bereich Alemannen-/Schulstraße in Gutmadingen dränge die Zeit, weil dort Linienbusse verkehren, deren Fahrten durch die erforderliche Umleitung empfindlich gestört werden könnten.

Im Gutmadinger Ortschaftsrat seien ähnliche Bedenken aufgekommen, griff Stadt- und Ortschaftsrat Matthias Huber (Freie Unabhängige Bürger) die Position von Paul Haug auf. Es gelte in jedem Fall, dauerhaft ein scharfes Auge auf die Arbeiten zu werfen, damit „kein Schlendrian einkehrt“, meinte Huber. Die Fertigstellung der Karl-Hall-Straße spätestens zum Straßenfest sei ein Kriterium in der Ausschreibung gewesen, bestätigte Stadtbaumeister Christian Butschle auf Nachfrage von CDU-Fraktionssprecher Christoph Moriz. Das städtische Bauamt werde die beiden Arbeitspakete in Gutmadingen und Geisingen engmaschig überwachen und bei Bedarf „ordentlich Druck machen“, versicherte Butschle. Paul Haugs Bedenken waren offensichtlich nicht ausgeräumt: Während die Mehrheit der Stadträte die Vergabe an Behringer befürwortete, stimmte er in beiden Fällen dagegen.