Geisingen/Immendingen – Reformen in den Kirchen stehen derzeit überall an. Die katholischen Seelsorgeeinheiten und Pfarrgemeinden in der Diözese Freiburg werden zu Großpfarreien zusammengeschlossen. Bei der evangelischen Kirche der württembergischen Landeskirche sieht dies nicht anders aus. Da wurde ein Großdekanat durch die Zusammenlegung der Dekanate Sulz und Tuttlingen geschaffen. In diesem Großdekanat sind neun Pfarrstellen unbesetzt.

Ein Lichtblick gibt es für das Dekanat und erst recht für die beiden evangelischen Kirchengemeinden Immendingen und Geisingen: Nach dreieinhalbjähriger Vakanz gibt es eine neue Pfarrerin. Kim Ajna Adchayan wird am morgigen Samstag in zwei getrennten Veranstaltungen in ihr Amt eingeführt. Die finden in zwei unterschiedlichen Gemeinden statt, und das hat auch seinen Grund. Denn die seelsorgerische Betreuung geschieht hier künftig in Personalunion. Aus bisher eineinhalb Stellen – eine halbe für Geisingen und eine ganze für Immendingen – wird eine 100-Prozent-Stelle.

In Immendingen findet morgen in der Auferstehungskirche um 16 Uhr der feierliche Gottesdienst zur Ordination durch Dekan-Stellvertreter Ulrich Dewitz statt. Dieser Gottesdienst wird vom katholischen Kirchenchor Kirchen-Hausen mitgestaltet. Anschließend findet in der Stadthalle Geisingen die offizielle Begrüßung der neuen Pfarrerin bei einem Empfang statt.

Seit Oktober des vergangenen Jahres steht fest, dass zum 1. Februar die beiden Pfarrstellen zusammengelegt werden, und dass sich jemand für die Stelle interessiert. Und diese Interessentin war Kim Ajna Adchayan, die nach dem Vikariat und der rund einjährigen Stelle als Militärseelsorgerin als neue Pfarrerin eingeführt und vereidigt wird. Seit einigen Tagen wohnt sie bereits im Geisinger Pfarrhaus.

Eine lange Vakanz

Nach dem Wegzug des Pfarrerehepaares Gerold im Juli 2021 wurden beide Pfarrstellen vakant. Gerold Herold hatte die halbe Stelle in Geisingen, seine Frau Silke Bauer-Gerold hatte die Vollzeitstelle Immendingen inne. Seither wurden die beiden Kirchengemeinden von verschiedenen Pfarrern seelsorgerisch betreut, sei es von aktiven Pfarrern, Ruheständlern oder auch von Prädikanten. Die Arbeit vor Ort wurde durch ehrenamtliche Kräfte und Kirchengemeinderäte weitergeführt. Ohne diese Frauen und Männer wird es auch künftig nicht gehen, sie sind aber alle froh, einen Ansprechpartner in der Person der neuen Pfarrerin zu haben.

In beiden Gemeinden sind nach wie vor Pfarrbüros, Andrea Vöckt aus Gutmadingen ist Ansprechpartnerin. Die evangelische Kirchengemeinde Immendingen hat eine längere Geschichte als die Geisinger. Im Zuge des Baus der Schwarzwaldbahn und der zunehmenden Industrialisierung wuchs die Zahl der evangelischen Christen in Immendingen an, 1871 wurden die evangelischen Gemeindeglieder von Donaueschingen aus betreut, 1884 dann von Tuttlingen aus, 1897 wurde die erste evangelische Kirche errichtet. Als Immendingen zum Bundeswehrstandort wurde, war die Kirche zu klein, weil die Zahl der Gemeindeglieder größer wurde. 1959 wurde dafür eine Militärpfarrstelle eingerichtet, 1965 wurde die heutige Versöhnungskirche gebaut.

Auch in Geisingen gab es vor über 100 Jahren evangelische Christen. 1957 wurde die Markuskirche gebaut, die Geisinger wurden durch die Immendinger Pfarrer mitbetreut. 1971 wurde dann Geisingen als Pfarrei selbständig. Otto Hans Epperlein war von 1969 bis 2005 Pfarrer in Geisingen und wurde zum Ehrenbürger ernannt. Im Zuge der Kreisreform wurden die Kirchengemeinden Geisingen und Immendingen von der badischen in die württembergische Landeskirche umgegliedert.