Geisingen – „Hüttengaudi“ hieß die Veranstaltung zum Auftakt des Jahres, in dem das Geisinger Medizintechnik-Unternehmen Pajunk seinen 60. Geburtstag feiert. Die Hütte ist ein Teil des neuen Logistikzentrums an der Pajunkstraße. Dort fanden auch viele der knapp 700 Beschäftigten des renommierten Betriebs genügend Platz.
Im Jahr 2023 war die Veranstaltung für die Pajunk-Mitarbeiter noch als Weihnachtsmarkt angeboten worden. Nun wurde sie an den Beginn des Jahres gelegt, in dem das Unternehmen seinen 60. Geburtstag begeht. Horst und Heinrich Pajunk gründeten die Firma vor sechs Jahrzehnten. Die beiden Senioren wurden von den Beschäftigten bei der Veranstaltung mit viel Beifall gefeiert.
Innovative Entwicklungen, die vor 60 Jahren in der Garage begannen, nehmen inzwischen einen großen Umfang an medizinischen Produkten an, die eine rasante Entwicklung der Firma ermöglichten. In den letzten vier Jahren von 2022 bis 2024 stieg der Umsatz von 67 auf 115 Millionen an. Einhergehend wuchs auch die Zahl der Mitarbeiter von 500 auf annähernd 700 in der gesamten Firmengruppe an. Eine Entwicklung, die sich Horst und Heinrich Pajunk, wie sie den Mitarbeitern erzählten, auch nicht im Traum hätten vorstellen können.
Alles beginnt in einer Garage
Für viele neue Mitarbeiter schilderten die zwei Firmengründer die Anfänge des Unternehmens. Nebenberuflich am Abend starteten sie in einer Garage mit Feinwerktechnik. Heinrich Pajunk betonte, dass sie von ihren Eltern, die Flüchtlinge waren und in Geisingen eine neue Existenz aufgebaut hatten, nur die Garage zur Verfügung gestellt bekamen. Dort arbeiteten sie bis zu dem Tag im Jahr 1979, als der junge Arzt Günter Sprotte aus Würzburg, der eine atraumatische Kanüle entwickelt hatte, den Weg zu den Brüdern fand. Zuvor hatten Großkonzerne kein Interesse an Sprottes Erfindung gezeigt.
Die Kanüle mit vielen technischen Verbesserungen und Weiterentwicklungen war der Grundstein für den Aufwärtstrend bei der Firma Pajunk, aus der inzwischen eine Firmengruppe geworden ist. Die Kanüle mit ihren Weiterentwicklungen wird bis heute hergestellt und weltweit von der eigenen Vertriebsfirma ausgeliefert. Pajunk hat sich zu einem international agierenden Unternehmen entwickelt. Der Exportanteil liegt bei 75 Prozent. In Amerika hat Pajunk eine Niederlassung, um die Produkte für den amerikanischen Markt herzustellen.
Der Arzt Günter Sprotte, der mit seiner Erfindung der Kanüle Professor wurde und die Schmerzklinik in Würzburg leitete, erhielt hierfür 2009 den Deutschen Schmerzpreis. Die Innovationen und ständigen Neuentwicklungen seien der Verdienst von vielen motivierten und einsatzbereiten Mitarbeitern, betonten die beiden Geschäftsführer Simone Pajunk-Schelling und Martin Hauger, die 2012 die Geschäftsführung übernommen haben.
Um der gestiegenen Nachfrage nach den Produkten der Firma im Bereich Regionalanästhesie, Biopsie, minimalinvasiver Chirurgie, Schmerztherapie und Neurologie nachzukommen, muss wieder investiert werden. In diesen Bereichen hat sich die Firma eine weltweite Marktführerschaft erarbeitet. Das Logistikzentrum D 20, das Ende 2023 in Betrieb genommen wurde, ist für die Zukunft ausgelegt. Noch gibt es dort Raumreserven, die auch für die Feier genutzt wurden. Wie lange noch, bleibt offen. Denn die Erfolgsgeschichte geht bei der Firma seit Jahrzehnten mit Planungen und Bautätigkeit einher.
Spätestens 2027 soll unterhalb des Gebäudes D 10, in dem der Reinraum und der frühere Logistikbereich untergebracht sind, ein neuer Produktionskomplex entstehen. Das wird die bislang größte Investition der Firma mit geschätzten 30 Millionen Euro. Es gibt ferner Pläne für die weitere Zukunft, um den Standort Geisingen und auch die Firma zu stärken. Langfristig soll der gesamte Produktions- und Vertriebsbereich vom Holzplatz ins Gewerbegebiet Danuvia 81 verlagert werden. Am alten Standort ist dann nur noch Forschung und Entwicklung.