Kurz nach acht auf der B-27-Baustelle. Andreas Schulz setzt den Meterstab an. Er misst, wie hoch der Beton bis zur Kante des Umfassungsrings steht. Ein Dutzend dieser frischen Betonierstellen ziehen sich an der Straße entlang. Die Straße ist der Abzweig von der B 27 auf die B 31, die von einem Betonsteinring umschlossene Betonschicht stabilisiert einen fast acht Meter hohen Stahlträger.

Andreas Schulz setzt im Betonring den Meterstab an.
Andreas Schulz setzt im Betonring den Meterstab an. | Bild: Wursthorn, Jens

Die Träger stehen jeweils in drei Meter Abstand in einer Reihe. Rund 150 Meter lang ist die Reihe und Teil der von Hüfingen sehnsüchtig erwarteten Abhilfe gegen den Verkehrslärm: die 630 Meter lange Lärmschutzwand, die das Wohngebiet Auf Hohen von der demnächst vierbahnigen Bundesstraße 27 trennt.

An einem Stangenwald führt gegenwärtig die Abbiegespur auf die B31 vorbei. Hier entsteht die neue Lärmschutzwand.
An einem Stangenwald führt gegenwärtig die Abbiegespur auf die B31 vorbei. Hier entsteht die neue Lärmschutzwand. | Bild: Jens SWursthorn

Noch aber entsteht nur die konventionelle Variante. Bevor die Holzbeton-Elemente quer zwischen die Träger auf Sockel-Elemente gesetzt werden können, müssen Betonringe sauber ausgegossen werden. Etwa zehn haben Schulz und seine ebenfalls polnischen Kollegen Marek Gala, Jacek Koalczyk und Danusz Sztyglic schon geschafft.

Betonarbeiten Video: Wursthorn, Jens

Das Prozedere ist jeweils gleich: 25 Kilo Zement-Fertigmischung werden in der Mörtelschüssel mit dem Betonrührer angemischt. Kowalczyk leert den Sack, Szytyglic bedient den Rührer und ebnet dann den flüssigen Beton innerhalb des Rings.

Marek Gala sägt derweil auf der Kreissäge kurze Lättchen. Sie werden im nächsten Betonierschritt gebraucht – der zweite Betonguss benötigt Präzision. Weil das Gelände leicht abschüssig ist, werden die Lättchen später als Abgrenzung verwendet, damit der Beton nicht über die Kante fließt.

Marek Gala sägt kleine Holzlatten, die später als Begrenzung dienen.
Marek Gala sägt kleine Holzlatten, die später als Begrenzung dienen. | Bild: Wursthorn, Jens

Als auf der bereits fertigen und mit Mittelleitplanken versehenen westlichen Fahrbahn ein Hubsteiger heranrollt, unterbricht Gala seine Arbeit. Der Kapo, seinen Namen möchte er nicht nennen, braucht ihn.

Hoch hinaus im Hubsteiger Video: Wursthorn, Jens

Er lässt sich an die Oberkante eines blauen Trägers heben, setzt dort ein Maßband an und lässt es nach unten ausrollen. Gala hält es unten fest. Die Messung ergibt: Der Träger, wie die anderen auf vier Meter Bohrstählen stehend, hat die richtige Länge.

Marek Gala (unten) hilft beim Abmessen der Stahlträger.
Marek Gala (unten) hilft beim Abmessen der Stahlträger. | Bild: Wursthorn, Jens

Lange zieht sich die Straßenbaustelle der B 27 hin. Zwischen der B 31-Abfahrt und den Containern, die Aufenthaltsräume und Materiallager bieten, liegen einige hundert Meter. Auf Höhe der Container entsteht der zweite konventionelle Abschnitt, der bis über die Unterführung zur Biogasanlage reicht.

Fahrt über die Baustelle Video: Wursthorn, Jens

Zwischen diesen blauen Stangenreihen zieht sich momentan nur ein rund einen Meter breites Betonband, das etwa 60 Zentimeter unter Fahrbahnniveau liegt. Darauf werden dann auf 330 Metern Länge die gebogenen Stahlbeton-Elemente der speziellen Lärmschutzwand gesetzt.

Ein schon gegossenes Fundament zeigt, wo künftig die Haupt-Lärmschutzwand verläuft
Ein schon gegossenes Fundament zeigt, wo künftig die Haupt-Lärmschutzwand verläuft | Bild: Wursthorn, Jens

Anfang September werden sie geliefert. Jeweils 7,80 Meter hoch sind sie und 1,75 Meter breit. Hartmut Trenz spricht von einem Gewicht von 22 Tonnen je Element. Bis Ende Oktober müssen beide Wände fertiggestellt sein. Ebenfalls im Oktober wird Richtung Wohngebiet noch der Wall aufgeschüttet. 7500 Kubikmeter Erdbewegung listet der Projektleiter des größten Straßenbauprojekts in der Region auf. Aber alles werde rechtzeitig fertig. Zumal die Firma, die sich um die Lärmschutzwand kümmert, in zwei Kolonnen parallel arbeiten kann und keinen Urlaub eingeschoben hat.

Das Wäldchen wird gerodet Video: Wursthorn, Jens

In anderen Abschnitten ruht in den Sommerferien die Baustelle. Etwa an der Bahnbrücke. Die Anfahrt erfolgt, den Zubringer Allmendshofen querend, über teils ramponierte Wirtschaftswege, die, wie jenseits des Zubringers in Richtung Hüfingen schon geschehen, nach der Straßenbaumaßnahme saniert werden. An diesem Morgen tummeln sich viele Radfahrer. Entlang eines schmalen, langen Waldstreifens, der die an dieser Stelle noch einspurige B 27 flankiert, haben sie Schatten

Schwenk über die Bahnbrücke Video: Wursthorn, Jens

Das wird sich ändern. Zwischen Januar und Ende Februar werden auf 7800 Quadratmeter die kleinen Bäumchen gefällt. Die Rodung gehört zum Ausbauabschnitt Nord zwischen Donaueschingen Anschluss Mitte und der Anschlussstelle Allmendshofen, der ab April 2021 umgesetzt wird.

Blick von der Bahnbrücke in Richtung Süden. Ein mehrere hundert Meter langer Waldstreifen muss wegen der Straßenverbreiterung gerodet ...
Blick von der Bahnbrücke in Richtung Süden. Ein mehrere hundert Meter langer Waldstreifen muss wegen der Straßenverbreiterung gerodet werden. | Bild: Wursthorn, Jens

Um die abschüssige Böschung so zu verbreitern, dass hier eine Doppelfahrbahn Platz hat, sind tausende Tonnen von Erdreich notwendig. Eine Ahnung von den Dimensionen der Erdbewegungen verschafft der Blick auf ein Bauwerk, das mit seinem Betonvorbau von unten wie ein gestrandetes Schiff wirkt.

Wie ein gestrandes Schiff: die Bahnbrücke von unten.
Wie ein gestrandes Schiff: die Bahnbrücke von unten. | Bild: Jens Wurshorn

Auf der nahezu fertiggestellten Bahnbrücke liegt im Fahrbahnbereich Kies. Dieser Belag soll den darunter liegenden Gussasphaltbelag schützen, wenn ab nächstem Jahr die Erdtransporte über die Brücke laufen. Einen Ausblick über die Landschaft bietet die Brücke nicht. Denn auf beiden Seiten stehen Holzwände statt eines Geländers. Es sind Irritationsschutzwände für Fledermäuse. Sie sollen verhindern, dass die Flugsauger in den Verkehr stürzen. Neben der Holzwand verläuft später auch ein 2,25 Meter breiter Radweg über die Brücke.

Hartmut Trenz prüft die Baufortschritte auf der Kappe der Donaubrücke.
Hartmut Trenz prüft die Baufortschritte auf der Kappe der Donaubrücke. | Bild: Wursthorn, Jens

Ganz anders ist gegenwärtig noch der Blick von der Donaubrücke auf die Neugestaltung des Donau-Zusammenflusses. Auch hier sind die Kappen, also die erhöhten Randbereiche über der Fahrbahn, zumindest auf der Seite der alten Brücke fertig, Richtung Donau ist bisher die Bewehrung eingebaut.

Auf der Donaubrücke Video: Wursthorn, Jens