Treffen Landwirtschaft und ein geplantes Neubaugebiet aufeinander, sorgt das für reichlich Zündstoff. So zumindest ist das in Sumpfohren, wo in unmittelbarer Nähe zum Demeterhof der Familie Bogenschütz mehrere Wohnhäuser entstehen sollen.

Gelder sind eingeplant

Nun wurde in der jüngsten Hüfinger Gemeinderatssitzung mehrheitlich beschlossen, dass das Gebiet erschlossen wird – bei einer Enthaltung sowie zwei Gegenstimmen von den BFSO/Grünen-Fraktionsmitgliedern Hannah Jaag und Peter Albert. Zur Erschließung zählen die Verkehrsanlagen, die Entwässerung und Kanalisation sowie die Wasserversorgung. Im Investitionshaushaltsplanentwurf für das Jahr 2021 sind entsprechende Mittel veranschlagt. „Mit Verkauf der letzten Bauplätze im Stadtteil Sumpfohren ist es notwendig, die Voraussetzungen für eine weitere Entwicklung zu schaffen, um Wohnbauplätze anbieten zu können und damit der Nachfrage gerecht zu werden“, informiert die Stadtverwaltung zum Sachverhalt.

Rundumblick Video: Singler, Julian

Ratsmitglied Peter Albert kritisierte die aus seiner Sicht unzureichende Kommunikation mit dem an das Neubaugebiet angrenzenden Hof Bogenschütz. Bereits im Sommer 2019 seien vonseiten der Stadtverwaltung Gespräche mit der Landwirt-Familie zugesagt worden, aber das ist „bislang nicht wirklich geschehen“, so Albert. „Solange diese Angelegenheit nicht geklärt ist, hat unsere Fraktion große Bedenken.“

Peter Albert, Gemeinderatsmitglied in Hüfingen, hat in Sachen Sumpfohrener Neubaugebiet durchaus Bauchschmerzen.
Peter Albert, Gemeinderatsmitglied in Hüfingen, hat in Sachen Sumpfohrener Neubaugebiet durchaus Bauchschmerzen. | Bild: SK

Bürgermeister Michael Kollmeier wehrte sich. Diese Sache habe nichts mit dem Tagesordnungspunkt zu tun. Und die Familie Bogenschütz habe einen Terminvorschlag für ein gemeinsames Gespräch von ihm erhalten: „Von meiner Seite aus herrscht uneingeschränkte Kommunikationsbereitschaft. Es ist außerdem nicht so, dass nicht schon gesprochen wurde.“

Gespräch Nummer drei steht an

Auf SÜDKURIER-Nachfrage bestätigt Max Bogenschütz das Terminangebot von Kollmeier für Anfang November. Doch große Hoffnung macht er sich nicht, denn die beiden bisherigen Gespräche haben ihm zufolge nicht viel gebracht: „Wir sind direkt von dem Projekt betroffen. Das Baugebiet soll an unserer Weidefläche umgesetzt werden, das ist zu nah aneinander.“

Das könnte Sie auch interessieren

Alt-Bürgermeister Anton Knapp – zwischen 1989 und 2016 Kollmeiers Amtsvorgänger – habe im Februar 2004 gesagt, dass die auf der anderen Straßenseite des Hofes gelegene Fläche kein Baugrund mehr sei, sondern nur noch Wiese. Damals ging es im Technik- und Umweltausschuss um die Erweiterung des Sumpfohrener Biohofes; Max Bogenschütz zitierte Knapp aus einem früheren SÜDKURIER-Artikel. „Diese Aussage ignoriert Bürgermeister Kollmeier total. Ihn interessiere nicht, was sein Vorgänger dazu gesagt hat“, erzählt Bogenschütz.

Retourkutsche der Stadt?

Der Landwirt aus Sumpfohren befürchtet indes, dass die Stadt das Bauprojekt „jetzt einfach durchdrücken möchte“. Bogenschütz führt aus: „Das Tierwohl steht bei uns im Mittelpunkt. Es gehört zu unserer Philosophie, dass sie draußen im Freien weiden können, das ist ein Muss.“ Darüber hinaus würde im besagten Bereich auch regelmäßig ein Kuhaustrieb von über 70 Tieren stattfinden.

Max Bogenschütz (links) und sein Sohn Benedikt, der als Juniorchef für den Demeterhof mitverantwortlich ist, befürchten negative Folgen ...
Max Bogenschütz (links) und sein Sohn Benedikt, der als Juniorchef für den Demeterhof mitverantwortlich ist, befürchten negative Folgen für das Familienunternehmen. | Bild: Singler, Julian

Im Dorf gebe es ihm zufolge andere Flächen, auf denen ein Neubaugebiet entstehen könne. Es sei ein Unding, das Vorhaben vor seinem im Jahr 2008 erbauten Stall umzusetzen. „Der Hofbetrieb ist die Lebensgrundlage für drei Familien mit Kindern. Dazu haben wir Ferienwohnungen und arbeiten schon seit 40 Jahren sehr ökologisch, was die Politik ja immer wieder fordert.“

Max Bogenschütz hat das Gefühl, dass sich die andauernde Fehde mit der Stadt negativ auf seinen Hof auswirkt. Weil dort im Juni eine Lagerhalle vollständig abbrannte und rund eine halbe Million Euro Schaden entstand, stellte er in der Folge einen Bauantrag. Bis zum Neuaufbau der Halle, wofür ebenfalls eine Genehmigung benötigt wird, will er als „vorübergehende Notlösung“ einen Anbau am bestehenden Pferdestall anbringen, der nun im Ausschuss für Umwelt und Technik zurückgestellt wurde. Petra Schmidtmann-Deniz, Bauamtsleiterin, sagt jedoch, dass der Antrag vonseiten der Stadtverwaltung als genehmigungsfähig eingestuft wird, aber das Denkmalamt mit im Boot sei. Über den Antrag soll nun erneut im Ortschaftsrat beraten werden.

Das könnte Sie auch interessieren

Ob im Dauerstreit zwischen dem Hof Bogenschütz und der Verwaltung ein Ende in Sicht ist oder nicht, wird sich allem Anschein nach Anfang November entscheiden. Doch klar ist schon jetzt: Das Vorhaben, im Örtchen Sumpfohren ein kleines Neubaugebiet zu errichten, wird von erheblichen Nebengeräuschen begleitet.