Das Immendinger Heimatmuseum ist um eine Rarität reicher. Der Gemeindeverwaltung ist es gelungen, in den Besitz eines vor 100 Jahren in der ehemaligen Maschinenfabrik entwickelten und produzierten Zweitakt-Benzinmotors zu kommen. Das Exponat kann bei der Öffnung des Museums zum Weihnachtsmarkt am Sonntag, 3. Dezember, von 14 bis 16 Uhr, besichtigt werden. Bei 3000 Umdrehungen je Minute leistete der ausgestellte, luftgekühlte Typ je Minute acht PS.
Das Ausstellungsstück hat schon einen weiten Weg hinter sich, bis es nun an den Ort seiner Herstellung zurückkehrte. Von einem Sammler im schottischen Edinburgh erworben, kam es in der Folge in das Eigentum eines Professors der Technischen Universität Wien. Über einen Artikel des SÜDKURIER, von ihm im Internet gelesen, kam mit dem Besitzer der Kontakt zustande, der es schließlich ermöglichte, aus dessen Privatsammlung das gute Stück für das Heimatmuseum zu erwerben.
Rennfahrer testen Motorräder
Kaum bekannt war bisher, dass damals in einem großem Unternehmen wie der Maschinenfabrik auch Verbrennungsmotoren gefertigt wurden. Schon einst war Immendingen also ein Industriestandort. In der Betriebschronik, die in wesentlichen Teilen vom langjährigen Mitarbeiter Josef Schmid verfasst wurde, wird berichtet, dass das Unternehmen zu Beginn der 20er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts zunächst luftgekühlte Motoren produzierte, mit welchen die ebenfalls hergestellten Sport- und Touren-Motorräder ausgestattet wurden. Namhafte Rennfahrer der damaligen Zeit haben die Beschleunigung und Leistung der Maschinen in Richtung Mauenheim und auch bei Rennen am Dreifaltigkeitsberg bei Spaichingen, am Schauinsland und in Stuttgart-Untertürkheim getestet.
Um von Patentproblemen wegzukommen – der bei der Maschinenfabrik tätige Ingenieur war zuvor bei BMW – wurde die Produktion in der Folge auf wassergekühlte Motoren umgestellt. Die Fertigung der Motorräder wurde mit der Zeit aufgegeben und durch den Bau von stationären Benzinmotoren ersetzt. Das Unternehmen firmierte damals unter der Bezeichnung „Maschinenfabrik Immendingen, Inhaber Johann Georg Mehne“. Daraus entstand die Bezeichnung „Mehne-Motoren“.
Entwickelt wurden zehn verschiedene Typen, mit einer Leistung von einem bis 30 PS. Die mit Bosch-Magnetzündung und Kickstarter ausgestatteten Motoren wurden vielfach in tragbare Feuerlöschpumpen eingebaut. Ab 1925 fand die Konstruktion unter anderem verstärkt Absatz in Kleinmotorspritzen der Firma G. Ewald in Küstrin, die Feuerwehren belieferte.
Mit in die weitere Motoren-Entwicklung einbezogen wurde um das Jahr 1930 herum der Immendinger Ingenieur Josef Iwangoff, der einen leistungsfähigeren Typ entwickelte, um unter anderem auch größere Löschaggregate anzutreiben. In der Blütezeit verließen monatlich bis zu 100 Stück das Werk. Der Hauptteil ging in den Inlandsmarkt. Neben der Firma Ewald insbesondere an die Feuerlöschgerätefirmen Metz, Karlsruhe, Magirus, Ulm, Ludwig, Bayreuth, Balcke, Frankenthal, Diener, Gingen und Fischer, Görlitz. Abnehmer gab es jedoch auch aus der Schweiz, Schweden, Österreich und Jugoslawien.
Neben dem Feuerlöschmarkt hatte die Werksleitung auch andere Absatzfelder im Blickfeld. Naheliegend war in der damaligen Zeit insbesondere ein Einsatz in der Landwirtschaft. Versuche gab es unter anderem mit dem Kramer-Schlepperwerk in Gutmadingen und der Firma Schutzbach in Möhringen, die um jene Zeit Motormäher und später auch Traktoren produzierte, sowie beim Schiffsbau am Bodensee.
Im Sommer 1935 entschloss sich die Geschäftsleitung, den größten Teil des Maschinenparks für den Motorenbau an die Firma Sonneberg in Düsseldorf zu veräußern, was für die Motorenherstellung das Aus bedeutete. Lediglich noch die Instandsetzung von Benzinmotoren und Feuerlöschaggregaten aus dem früheren Fertigungsprogramm mit Lieferung von Ersatzteilen wurde beibehalten, was jedoch zu Beginn des Zweiten Weltkrieges ebenfalls auslief. Von dem Immendinger Motor soll es heute nur noch einige wenige Sammlerstücke geben.