Die Bevölkerung im Landkreis Tuttlingen hat voraussichtlich ab Donnerstag kommender Woche wieder die Chance auf einen zweiten Öffnungsschritt in Sachen Corona-Beschränkungen.
Mit Inzidenzwerten von 52 am Donnerstag und 57 am Freitag lagen die Zahlen allerdings zunächst wieder über dem Grenzwert von 50, der an fünf Tagen hintereinander unterschritten werden muss, um diese Öffnungen zu erreichen. Am Freitag gab es 146 mit dem Coronavirus infizierte Menschen im Kreisgebiet, die zehn in der Region neu Erkrankten leben in fünf Kreisorten.
Bei der vorerst letzten seiner Pressekonferenzen zum Thema Covid-19 bezeichnete Landrat Stefan Bär zumindest die Entwicklung in der Kreisklinik als „sehr, sehr gut“. Derzeit werden vier Corona-Patienten behandelt, davon zwei 32 und 53 Jahre alte Personen intensiv. „Das Besuchsverbot in der Klinik ist jetzt aufgehoben“, so Bär weiter. Von 14 bis 17 Uhr sei pro Patient täglich ein Besucher erlaubt.
Fünfthöchster Wert in Deutschland
Auf der Suche nach Ursachen, warum der Kreis Tuttlingen mit seinen Inzidenzwerten noch immer so hoch liegt – am Donnerstag der fünfthöchste Wert in ganz Deutschland, am Freitag der zweithöchste in Baden-Württemberg – nannte Stefan Bär unterschiedliche Gründe.
Derzeit seien wohl vermehrt Großfamilien mit vier bis sechs Fällen auf einmal betroffen, was bei nun niedrig liegenden Neuinfizierten-Zahlen deutliche Auswirkungen auf den ganzen Landkreis habe. Außerdem habe der Kreis viele Arbeitsplätze in der Produktion, was Homeoffice-Tätigkeiten einschränke. „Und wir haben eine geringe Impfquote,“ bedauerte Landrat Bär mit dem Hinweis, dass jene Kreise mit den höchsten Impfquoten die günstigsten Inzidenzen aufweisen.
Bisher 90.000 Impfungen
Im Kreisimpfzentrum Tuttlingen wurden bislang 90.000 Impfungen gegen das Coronavirus verabreicht, davon 60.000 Erstimpfungen. Wer seine Zweitimpfung erhalten hat, soll ab Montag, 14. Juni, den neuen digitalen Impfpass bekommen. Dabei handelt es sich um einen QR-Code, den man auf seinem Smartphone mit einer App einscannen kann. Bereits davor vollständig Geimpfte sollen den Code per Post erhalten. Auch die Hausarztpraxen, die kreisweit bislang 25.500 Impfungen vorgenommen haben, werden in den Prozess eingebunden.
Sollte der Landkreis Tuttlingen Ende nächster Woche definitiv unter den Inzidenzwert von 50 sinken, dann könnten Kinos wieder öffnen, Kulturveranstaltungen stattfinden, die Gastronomiebetriebe dürften bis 22 Uhr geöffnet bleiben, Musikproben und kontaktarmer Sport wären wieder möglich, ebenso Bäderöffnungen. Alles aber nur für nachweislich Getestete, Geimpfte oder Genesene sowie mit Hygiene- und Nachverfolgungskonzept.
Was die Corona-Testzentren angeht, so hat der Landkreis laut Landrat Stefan Bär zwei Zentren eines bestimmten Anbieters überprüfen lassen, der auf Baumarkt-Parkplätzen aktiv war, und dabei Mängel festgestellt. Diese müssen nun behoben werden.