Löffingen Die Löffinger Wallfahrt wird traditionell am 1. Mai eröffnet. Gleichzeitig werden sich dann wieder die Tore der alten Witterschnee-Kapelle öffnen, die nun im neuen Glanz erstrahlt. Vorbei ist die Zeit, in der die Kirche voll gestellt wurde, mit Bildern, Kreuzen, Figuren und Devotionalien, meist aus Haushaltsauflösungen. Die Wände, der Boden, ja selbst die Kirchenbänke wurden dafür benutzt. Nun ist die Kirche wieder zu einem Ort der Einkehr und Besinnung geworden.

Bereits im vergangenen Jahr hatte die Pfarrgemeinde nach Rücksprache mit Erzbischof Burger und den beiden ausgewiesenen Geschichtskennern Werner und Jörg Waßmer die 1846/47 erbaute Kirche von den privaten Sakralgegenständen befreit. Die holzvertäfelten Wände wurden weiß gestrichen und ein großflächiges, modernes Wandgemälde mit stilisiertem Kreuz geschaffen. Mit der neu installierten Ausstellung zur Geschichte des Wallfahrtsorts wurde die Umgestaltung vollendet.

Für das neue Konzept hat die Kirchengemeinde Vater Werner und Sohn Jörg Waßmer gewinnen können. Der Löffinger Werner Waßmer, pensionierter Geschichtslehrer, veranstaltet seit vielen Jahren Führungen zur Geschichte des Schneekreuzes. Sohn Jörg hat sich als Historiker, Autor und Museumsmitarbeiter in Berlin einen Namen gemacht. Er ist auch mit dem Schneekreuz persönlich verbunden.

„Schon als Kind war ich von den ausgestellten Holzkrücken und Gehschienen beeindruckt. Dass ich nun gemeinsam mit meinem Vater die Ausstellung gestalten durfte, ist mir eine große Freude“, so informiert Jörg Waßmer. Mit großem Wissen, Engagement und Leidenschaft haben Vater und Sohn die Geschichte des Schneekreuzes Stück für Stück aufgearbeitet, historische Hintergründe recherchiert, Texte verfasst und Bildmaterial ausgewählt.

So entstand im rückwärtigen Eingangsbereich eine beeindruckende Ausstellung mit sieben Tafeln, die sich in das Gesamtbild einfügt. „Uns war es wichtig, dass die Kapelle weiterhin als Ort der stillen Einkehr und des Gebets genutzt werden kann. Daher sollte die Ausstellung den Raum nicht dominieren“, wie Jörg Waßmer sagt. Vater Werner ergänzt: “Farbige Gestaltungselemente des neuen Wandgemäldes dienen als Hintergrund der Tafeln und schaffen eine optische Verbindung.“ Kurze Texte vermittelten die wesentlichen Informationen, während 56 Abbildungen, darunter historische Ansichtskarten, Andachtsbilder, Gebetszettel, Urkunden und Zeitungsartikel, die Geschichte anschaulich illustrieren.

Die Ausstellung gibt einen umfassenden Einblick in die Geschichte des Wallfahrtsorts. Untergliedert ist sie in die Themen „Ein Schneesturm und seine Folgen“, „Vom Kreuz zur Kapelle“, „Eine Kirche aus Stein“, „Wunder und Votivgaben“, „Gruß aus Löffingen“ und “Wallfahrten“. Jedes Kapitel hat seinen kleinen Höhepunkt. So sind die Ausstellungsmacher stolz auf eine Urkunde von 1290 aus dem Pfarrarchiv, die den früheren Namen des Gewanns „itirsne“ enthält und damit auf die Herkunft des Namens „Witterschnee“ hinweist. Nicht weniger spannend ist die Entwicklung des Wegkreuzes bis zur Gebetsnische und schließlich zur hölzernen Kapelle und der neoromanischen steinernen Kirche.

Wunder und Votivgaben seien Zeugnisse der gelebten Volksfrömmigkeit, welche die Ausstellung durchleuchtet. Interessant sind die Ansichtskarten, die zeigen, dass Löffingen um die Jahrhundertwende als Wallfahrtsort weit bekannt war. Die Wallfahrt selbst bezeichnete Stadtpfarrer Eggstein 1804 als „ein Graus“. Anfänglich standen sowohl die Behörden als auch die katholische Amtskirche dem Wallfahrtsort zum „Schneekreuz“ skeptisch gegenüber. Doch die Wallfahrt hat die Stadt geprägt. So gab es allein im Bereich Maienland, also in unmittelbarer Nähe der Kirche, gleich drei Gastwirtschaften.