Im Baarstädtchen Löffingen haben zahlreiche Menschen mit Migrationshintergrund eine neue Heimat und Arbeit gefunden. Zwei von ihnen berichten, wie sie ihre Weihnachtstage verbringen: Ludmila Fischer, aus Kasachstan stammend und schon seit über 30 Jahren in Deutschland, sowie Angela Malovana, die vor zwei Jahren alleine vor dem Krieg in der Ukraine nach Löffingen geflohen ist. Bei WST haben beide Arbeit und ein kommunikatives Umfeld gefunden. Dort hilft man sich auch gegenseitig, vor allem, wenn die Verständigung ein Problem ist.

Obwohl die beiden Länder doch relativ eng beieinanderliegen und durch die gemeinsame Zeit in der Sowjetunion die gleiche Vergangenheit haben, gibt es an Weihnachten doch gewisse Unterschiede. Sowohl die 62-jährige Mutter und zweifache Oma Ludmila Fischer als auch 50-jährige Angela Malovana, die ihren Mann und 27-jährigen Sohn in der Ukraine zurücklassen musste, sind evangelisch. „Nach der Selbstständigkeit der Ukraine wurde auch der Glaube wiederentdeckt“, so Angela. Viele Kirchen wurden neu gebaut.

Vor allem an Weihnachten verbringe man viele Stunden in den Kirchen. Dort gebe es auch viele Süßigkeiten zu naschen. Die Menschen der verschiedenen Kirchen treffen sich am ersten Weihnachtsfeiertag dann im Freien, um sich mit kleinen Geschenken zu erfreuen, die ausgetauscht werden. Erst dann gehe es zur Familie nach Hause, wo beim bunten Weihnachtsbaum weitergefeiert werde. Allerdings gibt es nur wenige evangelische Ukrainer. Der Großteil der Bevölkerung ist orthodox und feiert deshalb Weihnachten nach dem julianischen Kalender, also am 6./7. Januar.

Auch in Kasachstan sei Weihnachten ein großes Familienfest, bei dem der Kirchgang ebenso dazu gehöre wie große Mengen von Essen. Schon seit Wochen ist Ludmila Fischer dabei, zu backen. „Wir backen viele Kuchen, Torten und Süßigkeiten“, sagt sie. Dazu zählt leckeres Kleingebäck, wie „Schneebällchen“ mit Creme oder die Sirup-Brötle (Hefeteig). Hinzu kommen dann für Weihnachten aufwendige Torten, wie Napoleon-Torte oder Honigtorte – jedes Jahr etwas anderes.

Ehemann Emanuel hat schon den Christbaum aufgestellt, herrlich geschmückt mit vielen glitzernden Kugeln, Lametta und Strohsternen. Nach 30 Jahren wird Weihnachten in gewissem Maß nach deutscher Art gefeiert. Doch Emanuel Fischer erinnert sich noch gut an seine Kindheit, als das imaginäre Christkind ans Fenster klopfte, um zu schauen, ob die Kinder brav waren. „Weihnachten war damals, noch zur Sowjetzeiten, ein ganz normaler Arbeitstag. Nur am Abend wurde in der Familie gefeiert, da kamen dann auch das Christkind und Knecht Ruprecht“, so Emanuel Fischer, dessen Vorfahren aus Deutschland stammten.

„Geschenke brachte in der Neujahrsnacht Väterchen Frost, ‚Djed Moros‘, mit seiner Enkelin Snegurotschka“, so seine russisch stämmige Ehefrau. Heute wird bei den Fischers Weihnachten vor allem als Familienfest gefeiert. Die Geschenke sind relativ klein, werden alle auf dem Tisch verteilt und mittels eines Würfelspiels zugewiesen. Doch zuerst ist der Kirchbesuch angesagt, dann gibt es Essen, Bescherung und hinterher wird gespielt. Die Kinder in Kasachstan verschönern das Fest mit Gedichten und Gesängen. Bei der Familie Fischer freut das nun vor allem die Urgroßeltern.

Während an Heiligabend richtig geschlemmt wird, hat am ersten Weihnachtsfeiertag die Nudelsuppe mit Hühnerfleisch Tradition. Auch wenn die Fischers schon lange in Deutschland sind, bevorzugen sie zum guten Essen eher Wein als Bier und zur Verdauung den Wodka. Lediglich der Glühwein hat in der Familie Einzug gehalten.