Über 300 Jugendliche im Alter zwischen 16 Jahren und 18 Jahren dürften bei den Kommunalwahlen im kommenden Jahr ihre Stimmen abgeben. Unter dem Motto „Politik und Pizza“ lud die Stadt Löffingen diese Jugendlichen zu einem Treffen ein. Dabei wurde ihnen die Arbeit des Gemeinderats vorgestellt. Außerdem konnten sie ihre Wünsche an die Politik einbringen. Die Resonanz auf die Einladung war aber enttäuschend.
Sozialarbeiterin Stefanie Gutenkunst leitete den Diskussionsabend für ihre erkrankte Kollegin Sina Schneble. Bürgermeister Tobias Link, sein Stellvertreter Dieter Köpfler, Kreisrat Rudolf Gwinner sowie die Gemeinderäte Wolfram Wiggert, Joachim Streit und Hugo Wenzinger warteten zunächst gespannt auf die Jugendlichen. Dann aber zeigte sich, dass nur die 16-jährige Veronika Otto und der 18-jährige Roman Hettich die schriftliche Einladung angenommen hatten. Die Enttäuschung war offensichtlich, doch die Jugendlichen überraschten mit einer interessanten und vielfältigen Diskussion.
„Es zählt nicht die Quantität, sondern die Qualität“, resümierte Stefanie Gutenkunst. Ist die Jugend an Politik nicht interessiert? Wie erreichen wir die Jugendlichen besser? Ist Kommunalpolitik für die Jugendlichen nicht relevant? So lauteten die selbstkritischen Fragen, die sich die Löffinger Verantwortlichen stellten. Sehr engagiert zeigten sich die Jugendlichen, die beide das Gymnasium besuchen oder besucht haben und politisch interessiert sind. Veronika ist Mitglied bei den Jusos, allerdings im Kreis Waldshut. Roman wird demnächst den freiwilligen Wehrdienst ableisten.
Für beide wäre ein Freiwilliges Soziales Jahr, allerdings für Mädchen und Jungen, durchaus akzeptabel. Als positiv sieht Veronika die Tatsache, dass man sich hier einer sozialen Arbeit auch beruflich widmen könnte. Roman Hettich sah eher „ein verlorenes Jahr“, besonders bei langen Studiengängen. Klimaschutz und Energie liegen auch der Löffinger Jugend am Herzen. So wünscht sich Veronika Otto Photovoltaik-Anlagen auf jedem Dach. Dagegen solle man bei Photovoltaik auf Freiflächen etwas zurückhaltender sein, weil viel Ackerfläche verloren gehe, so Roman Hettich. Dass die Jugendlichen über Stadtgrenzen hinaus denken, wurde schnell beim Thema Zug- und Busverbindungen klar. Schon die Jugendbeteiligung, der jüngere Heranwachsende angehören, hatte hierzu mit großem Erfolg neue Ideen für Löffingen entwickelt und die übervollen Züge bemängelt. Freundschaften und Aktivitäten in Nachbarkreisen sind bei den Jugendlichen völlig normal.
Freuen konnten sich die Kommunalpolitiker über das positive Abschneiden des Löffinger Freizeitangebots. „Wir haben hier alles, was wir brauchen, sind perfekt aufgestellt“, so Veronika Otto. Roman Hettich ergänzte: „Dass wir in einer so kleinen Stadt wie Löffingen beispielsweise eine solche Dreifeldsporthalle, Freibad und Hallenbad haben, ist fantastisch.“ Die Halfpipe oder der Fußballkäfig – dieser war die erste Aktion der Löffinger Jugendbeteiligung – seien beachtenswert.
Dass man in Löffingen Stellschrauben ändern muss, um die Jugendlichen zu erreichen, wurde an diesem Abend deutlich. „Wir lesen keine Zeitung und beziehen unsere Informationen hauptsächlich aus sozialen Medien“, so die beiden, denen die Gefahren der Internetnutzung klar sind. Auch das Bahnhofsgebäude wurde in die Diskussion mit eingeschlossen. Hier könnte sich Bürgermeister Tobias Link vorstellen, günstigen Wohnraum zu schaffen. „In Löffingen haben wir eine Kaufkraft, die unter dem Bundesdurchschnitt liegt“, sagte er. Diesem Argument schlossen sich die Jugendlichen an. Aus eigener Erfahrung berichteten sie über das Fehlen bezahlbarer Wohnungen.