Niedereschach – Dass die Eschachapotheke zum 31. Dezember ihre Pforten schließt, das hat sich inzwischen im Ort herumgesprochen und zu großem Unverständnis und entsprechenden Reaktionen geführt. Aus den Reihen der Bevölkerung wurde bereits eine Unterschriftenaktion für den Erhalt der Apotheke ins Leben gerufen. Bereits beim bevorstehenden Niedereschacher Adventsdörfle wollen die Initiatoren beginnen, Unterschriften zu sammeln
Apotheken-Inhaber Simon-Peter Skopek nennt als wesentlichen Grund für die Schließung mangelndes Personal und rote Zahlen. Womit er dem Gerücht „Wegen Reichtum geschlossen“, das in Niedereschach wohl kursiere, klar entgegentreten wolle.
Skopek verweist darauf, dass es letztes Jahr deutschlandweit zwei Streiktage bei den Apotheken gegeben habe, weil das Honorar seit 2012 für die verschreibungspflichtigen Packungen für Apotheker nicht mehr angehoben wurde. Dazu habe Gesundheitsminister Lauterbach vor zwei Jahren den sogenannten Kassenabschlag, den Rabatt, den die Apotheker den gesetzlichen Krankenversicherungen auf jede verschreibungspflichtige Packung gewähren müssen, um 23 Cent erhöht.
Dies und noch vieles mehr habe, wie Skopek betont, zu einem massiven Apothekensterben geführt mit der Schließung von über 2000 Apotheken seit 2019 deutschlandweit. Und insbesondere kleine Apotheken wie die in Niedereschach lebten von verschriebenen Packungen. Und Niedereschach mit lediglich einer Arztpraxis – immerhin mit drei Ärzten – hinke da doch Königsfeld mit drei Arztpraxen mit insgesamt fünf Ärzten deutlich hinterher. Genau das habe er dem Bürgermeister bereits vor langem schon mitgeteilt: „Bringt mir zwei Arztpraxen nach Niedereschach, dann bleibt die Apotheke auf.“
Dem Vorwurf, dass er die Apotheke weiterhin behalten und die Miete für die Räumlichkeiten weiterzahlen wolle, um keinem Nachfolger eine Neueröffnung zu ermöglichen, entgegnete Skopek, dass er die Apotheke, also Einrichtung und Firmenwert, vor vier Jahren gekauft habe und der Kredit über zehn Jahre laufe. Es mithin ja bedeuten würde, dass er sich in seinen eigenen Räumlichkeiten seine eigene Konkurrenz schaffe, wenn er diese Apotheke jetzt vermiete oder verkaufe. Der Umgang damit sei sein unternehmerisches Recht.
Nach wie vor biete er jedoch an, dass ein Rezept in die Apotheke gefaxt werden kann, und die Apotheke werde dann das Medikament ausliefern, dann eben von Königsfeld aus. Er sei da auch im Gespräch bezüglich eines Terminals, bei dem man sowohl Papier- als auch E-Rezepte einlösen und auch zur telepharmazeutischen Beratung Kontakt mit der Apotheke aufnehmen kann, und das Rezept werde dann ausgeliefert.
Dass trotzdem viele aus Niedereschach dann nicht mehr zu ihm kommen werden, dessen sei er sich bewusst, aber er zeige nun einfach Rückgrat und stehe zu seinen Grundsätzen. Zumal ein Verkauf der Apotheke für ihn schon aus dem Grund nicht in Frage komme, wie seitens einiger Verantwortlicher der Gemeinde mit ihm umgesprungen worden sei. Dies nenne er „unterhalb der Gürtellinie“ und sogar „erpresserisch“. So zum Beispiel, dass das Pflegehaus, das er bisher medizinisch versorgt habe, gedrängt worden sei, nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten. Dies nenne er geschäftsschädigend und erpresserisch, „und wer so mit mir umgeht, der hat Pech gehabt“.
Das sagt Martin Ragg
„Innerhalb einer Woche haben wir gleich mehrere ernsthafte Lösungen für eine Nachfolge gefunden. Leider stellt sich uns nun ausgerechnet Herr Skopek in den Weg, indem er die Apothekenräumlichkeiten, um sich Konkurrenz vom Leib zu halten, nicht herausgeben möchte. Wir stehen daher auch bereits mit Eigentümern anderweitiger Räumlichkeiten in Kontakt.“Das sagt Bürgermeister Martin Ragg
„Herr Skopek hat uns am 08.11.2024 in Kenntnis gesetzt, dass er die Eschach-Apotheke zum Jahresende schließen werde. Umstimmungsversuche haben leider nicht gefruchtet. Die Apotheke vor Ort hat für uns eine herausragende Bedeutung. Wir haben daher mit unserer Wirtschaftsförderung EGON einen „Unterstützerkreis Apotheke“ gebildet. Hierbei handelt es sich um Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die sich speziell im Apothekenwesen auskennen oder sich unserer Eschach-Apotheke besonders verbunden fühlen. Bereits innerhalb einer Woche haben wir sogar gleich mehrere, ernsthafte Lösungen für eine Nachfolge gefunden. Darunter sind auch Apotheken aus dem Umland, die in Niedereschach sehr gerne eine Filiale eröffnen wollen. Dabei wurde von den Interessenten immer wieder hervorgehoben, dass sich mit der Arztpraxis Dr. Hummel und Dr. Fuss in unmittelbarer Nachbarschaft eine der größten Hausarztpraxen der Region befindet. Somit könnte der Apothekenbetrieb sogar nahtlos weitergehen. Leider stellt sich uns nun ausgerechnet Herr Skopek in den Weg, indem er die Apothekenräumlichkeiten, um sich Konkurrenz vom Leib zu halten, nicht herausgeben möchte. Bei allem Verständnis für seine wirtschaftliche Lage muss Herr Skopek erkennen, dass das berechtigte Interesse der Niedereschacherinnen und Niedereschacher natürlich nicht darin besteht, den verbleibenden Apothekenverbund Skopek zu sanieren, sondern vielmehr eine Apotheke vor Ort zu haben. Wir stehen daher auch bereits mit Eigentümern anderweitiger Räumlichkeiten in Kontakt. Wir werden nichts unversucht lassen, damit weiterhin eine Apotheke in unserer Gemeinde Niedereschach besteht“.