Niedereschach/Königsfeld – Nach dem großartigen Erfolg des Musikprojektes Stabat Mater im vergangenen Jahr plant die katholische Seelsorgeeinheit An der Eschach erneut ein großes Musikprojekt. Und alle, ob Jung oder Alt, ob Mann oder Frau, sind eingeladen, aktiv daran mitzuwirken.
Bei diesem neuen Musikprojekt kommt die moderne, von außergewöhnlicher liturgischer Musik geprägte „Messe der Kinder“ (Mass of the Children) des englischen Komponisten John Rutter zur Aufführung, die zum Abschluss des Projektes am Samstagabend, 12. Juli, in der katholischen Kirche in Niedereschach stattfinden soll. In Niedereschach deshalb, weil es sich dort um die räumlich größte Kirche innerhalb der Seelsorgeeinheit handelt. Die erste Probe findet am Donnerstag, 20. Februar, um 19 Uhr in der katholischen Kirche in Königsfeld statt. In das Musikprojekt soll auch ein Jugendchor mit eingebunden werden, für den sich interessierte Jugendliche ebenfalls noch anmelden können.
Leitung bei Thomas Scheiflinger
Geleitet wird das ambitionierte Musikprojekt von Dirigent Thomas Scheiflinger. Dieser absolvierte ein Studium der Kirchenmusik, der Klarinette und des Dirigierens in Österreich. Seinen Bachelor machte der zwischenzeitlich Königsfeld-Weiler wohnende Vorarlberger in Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Italienisch an der Eberhard-Karl-Universität Tübingen. Den Master of Arts erlangte er an der staatlichen Hochschule für Musik in Trossingen und im Fach Dirigieren an der Musikhochschule Stuttgart. Er hat schon das letztjährige Musikprojekt Stabat Mater geleitet und alle begeistert. Wie schon bei Stabat Mater werden die Sängerinnen und Sänger, für die auch Stimmbildung angeboten wird, bei dem neuen Musikprojekt von zwei professionellen Solisten und einem Orchester begleitet. Mit im Boot auch der leitende Pfarrer der Seelsorgeeinheit, Frederik Reith, da die Messe im Rahmen eines Gottesdienstes aufgeführt wurde.
Im Rahmen eines Pressegespräches zusammen mit der Vorsitzenden des Pfarrgemeinderates, Christine Blessing, machten Scheiflinger und Reith deutlich, dass „Mass of the Children“ viele Emotionen ansprechen wird. Und dies gerade auch deshalb, weil John Rutter die Messe vor dem Hintergrund seines mit 17 Jahren tödlich verunglückten Sohnes komponiert hat. Die Komposition entstand in Jahren 2002 und 2003 und wurde im Februar 2003 in der New Yorker Carnegie Hall uraufgeführt. In Deutschland wurde das Werk erstmals am 3. Oktober 2004 von Chor und Kinderchor von St. Bonifatius Wiesbaden unter Leitung von Gabriel Dessauer aufgeführt. Der Text umfasst das lateinische Ordinarium ohne das Credo, eine Messform, die im anglikanischen Raum auch als Missa brevis bekannt ist. Allerdings fügte der Komponist mehrere poetische Texte in englischer Sprache hinzu. Der erste und der letzte Text stammen aus Bischof Thomas Kens bekannten Morgen- und Abendlobliedern für die Scholaren des Winchester College. Diese geben der „Mass of the Children“ den Rahmen eines Tagesablaufs, vom Erwachen bis zum Einschlafen, zwischen denen weitere Texte von William Blake und Lancelot Andrewes wie Ereignisse eines Tages oder Wendepunkte eines Lebens erscheinen. „Mass of the Children“ ist eine Komposition, die alle Stärken Rutters in dessen Werken vereint. Text und Musik gehen in idealer Weise zusammen, und klassische Satztechniken verbinden sich mit populärer Harmonik. Sowohl Melodieführung als auch Harmonik im Kyrie entführen scheinbar in die Welt des Musicals, und der eingängige Rhythmus im Gloria erinnert an südamerikanische Tänze. Andere überwiegend homophone Chorsätze mit zurückhaltend eingesetzten fugierten Einschüben und Solostellen verleihen dem Werk eine besondere Farbe und einen besinnlichen Charakter. Im Dona nobis pacem zitiert Rutter das Lied „Glory, to thee, my god, this night“ von Thomas Tallis.
Neun wachsen zusammen
Als die Seelsorgeeinheit vor rund zehn Jahren gegründet wurde, sei die Idee aufgekommen, unter anderem durch ein Musikprojekt das Zusammenwachsen der neun zugehörigen Pfarrgemeinden zu unterstützen, betont dazu Christine Blessing als Vorsitzende des Pfarrgemeinderates und Stiftungsrätin. Bei ihr laufen nach dem Erfolg von Stabat mater, in dessen Verlauf auch viele neue Freundschaften entstanden seien, auch jetzt die Fäden wieder zusammen. „Die Seelsorgeeinheit finanziert das Projekt, das die Gemeinschaft musikalisch erlebbar macht. Wir investieren hier in etwas Außergewöhnliches und nicht in ein Standardprogramm“, freut sich Blessing schon jetzt auf die Aufführung. Sie hat bereits viele Anfragen von Mitwirkenden des zurückliegenden Musikprojektes und würde sich freuen, wenn sich noch viele weitere Männer und Frauen und auch Kinder und Jugendliche anmelden würden. „Es ist ein Musikprojekt, das alle Generationen vereint“, so Blessing.