Niedereschach – Ganz im Zeichen menschlichen Zusammenhalts innerhalb der Dorfgemeinschaft stand der Neujahrsempfang mit der 37. Brotspende der Gemeinde Niedereschach in der Eschachhalle. Schon allein daran erkennbar, dass sich bereits zu Beginn der Veranstaltung im Eingangsbereich der Halle alle sozialen Einrichtungen der Gemeinde – Soziale Drehscheibe, der VdK-Ortsverband Niedereschach-Dauchingen, Bürger für Bürger Sozialgenossenschaft und die Katholische Sozialstation mit ihren Mitarbeitern und Informationsständen aufgestellt hatten, um mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen und ihnen die ganze Bandbreite ihrer Dienste und Unterstützungen zu präsentieren.

Neben der mit Spannung erwarteten kommunalpolitischen Rundschau des Bürgermeisters war die Brotspende natürlich wieder ein willkommenes Podium zur Ehrung verdienter Bürgerinnen und Bürger aus den Bereichen Sport, Kultur und Soziales (Berichte folgen).

Musikalisch begleitet mit geistlichen Liedern durch die Kirchenband „Sempre Tu“ begrüßte dieses Jahr Gemeinderat Markus Dietrich die zahlreichen Gäste, darunter Bürgermeister Torben Dorn aus Dauchingen und Ralf Ulbrich aus Deißlingen, Vertreter der Patenkompanie der Bundeswehr aus Donaueschingen wie auch die beiden Pfarrer Frederik Reith und Peter Krech und Altbürgermeister Otto Sieber. Auf dessen Initiative wurde der früher mittelalterliche Brauch der Brotspende im Jahr 1986 wieder aufgegriffen.

Nach der Vorstellung der in diesem Jahr die Brotspende ausrichtenden fünf Vereine, dem DRK-Ortsverein Niedereschach, dem Motorradclub der Easy Rider, dem FC Fischbach, dem Gesangverein Eintracht und dem Verein für Deutsche Schäferhunde durch deren jeweilige Vereinsvorsitzende, interpretierte Pfarrer Frederik Reith in seinen Segensworten den Sinn der Brotspende damit, dass gesegnetes Brot vielleicht mit einem etwas veränderten Bewusstsein gegessen werde. Nämlich, dass es für viele nicht selbstverständlich sei, das tagtägliche Brot zu haben und in Frieden leben zu können. Und dass es auch in unserer Gesellschaft Menschen gibt, die Hilfe und Unterstützung brauchen. Zum Glück gebe es aber auch Menschen, die sich füreinander einsetzen, eben wie Vereine, die heute ihr Bestes geben und Menschen, die für ihr Engagement um ihre Mitmenschen geehrt werden.

Nachdem beim Reichen der Butter- und Schmalzbrote und dem Most kräftig zugelangt wurde, wobei auch das Miteinander in Form anregender Unterhaltung nicht zu kurz kam, präsentierte Bürgermeister Martin Ragg seine kommunalpolitischen Rundschau. Dabei ging Ragg explizit auf ein Thema ein, das die Gemüter heutzutage immer mehr bewegt, nämlich den Zusammenhalt innerhalb unserer Gesellschaft. „Gibt es den überhaupt noch, oder schaut jeder nur auf sich selbst?“ Er schätze sich glücklich, hierzu zwei aktuelle Beispiele aus der Gemeinde nennen zu können, die den Zusammenhalt innerhalb der Dorfgemeinschaft mehr als deutlich zum Ausdruck brächten:

Einmal die Spendenaktion Tour Gingko der Christiane Eichenhofer-Stiftung durch den Schwarzwald-Baar-Kreis und zugunsten der Katharinenhöhe in Schönwald, zu der in der Gemeinde zahlreiche Aktionen gestartet und Spenden geleistet wurden. Bei der Scheckübergabe Anfang Juli im Rahmen eines Tourstopps an der Gemeinschaftsschule Eschach-Neckar habe man die Organisatoren der Tour mit einer großartigen Spendensumme überraschen können, die bis heute sogar noch auf insgesamt 24.899,22 Euro angewachsen sei.

Nur noch übertroffen durch eine weitere, weitaus größere Spendenaktion nach dem Brand des Anwesens der Familie Gruber/Schwarzwälder am Schulberg in Fischbach, bei dem zwar personell niemand zu Schaden gekommen sei, das Haus jedoch nicht mehr zu retten gewesen sei. Eine außergewöhnliche Hilfsaktion hatte daraufhin eingesetzt. Neben dem DRK und der Notfallseelsorge nahmen sich auch Nachbarn umgehend der Familie an und brachten sie zu sich nach Hause. Ein Kommen und ein Gehen von Bürgerinnen und Bürgern war dort zu beobachten, die alle schlichtweg helfen wollten. Noch am selben Tag konnte eine Wohnung für Familie gefunden werden, in den folgenden Wochen und Monaten habe eine beispiellose Solidarität unsere gesamte Gemeinde Niedereschach erfasst. Überall seien Sach- und Geldspenden gesammelt worden. Aktionen von Bürgern, Vereinen, Kindergarten, über Kirchengemeinden, Unternehmen, sogar die Patenkompanie, bis hin zu einem Benefiz-Essen im Landgasthof Mohren. Bis heute seien auf dem eingerichteten Spendenkonto der Gemeinde 72.942,41 Euro eingegangen.

Ob es Zusammenhalt und Engagement auch bei der jungen Generation gebe, fragte der Bürgermeister weiter. Viele seien doch immer vorschnell geneigt zu sagen: „Mmh, nein, außer Handy interessiert die junga Leit, von heit, nichts“. Er sei dieser Frage im Jahr 2024 einmal ganz bewusst nachgegangen und zu einem ganz anderen Ergebnis gekommen.

Ragg nannte einige Beispiele: Das Dreikönigstreffen der Schwarzwälder Narrenvereinigung, bei der sich auffällig viele junge Zunftmeisterinnen und Zunftmeister begeistert für die Narretei einsetzen – ein regelrechter Generationenwechsel. Dann die Jugendclubs, von denen es mittlerweile in jedem Ortsteil einen gibt. Die Katholische junge Gemeinde, seit Jahren die größte Gruppe im gesamten Dekanat, mit über 100 Jugendlichen aus der Gemeinde, mit einem beispiellosen Engagement, wie die vergangene 72-Stunden-Aktion gezeigt habe. Ragg verwies auf die großartige Jugendarbeit, die in den vier Musikvereinen gepflegt wird, wie auch in den drei Sportvereinen und dem Tennisverein. Auch die Jugendgruppe des Trachtenvereins Reckhölderle und die Twirling-Tanz-Sportgruppe Niedereschach seien solch ein Phänomen. „Spitzensport in der Gemeinde, getragen von jungen Menschen.“ Jugendfeuerwehr, Jugendpolitiktag oder Mofarennen seien weitere lebendige und bei Weitem nicht abschließende Beispiele.

All das zeige, dass das landläufige Bild, das überall von jungen Menschen gezeichnet wird, nicht stimmt. Und er bitte herzlich darum, denen, die dies weismachen wollten, anhand der genannten Beispiele entgegenzutreten, so der Bürgermeister abschließend.