Niedereschach – Schon lange hat, sicherlich von den meisten unbemerkt, auch in der Niedereschacher Verwaltung die Künstliche Intelligenz (KI) Einzug gehalten. Ähnlich wie bei Google Earth, nur weitaus unauffälliger, werden hier seit etwa einem Jahr Straßen und Wege bei den Dienstfahrten der kommunalen Fuhrparkfahrzeuge mittels einer Handysoftware gescannt und die Ergebnisse entsprechen ausgewertet.

Dazu stellte in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates Daniela Birk von der Firma Vialytics aus Stuttgart dem Gremium das von ihrer Firma entwickelte und nach eigenen Angaben bereits in sechs Ländern genutzte Straßenmanagementsystem vor. Dabei werde über die auf den Handys der Bediensteten installierte Software, wenn das Handy im Fahrzeug hinter der Frontscheibe montiert ist, alle vier Meter ein Bild der befahrenen Straßen aufgenommen und automatisch in 16 Schadenskategorien ausgewertet. Auf den Bilddaten erkennt die Künstliche Intelligenz Schäden wie Schlaglöcher, aber auch bereits kleinste Risse auf der Asphaltoberfläche automatisch. Alle Routen werden per GPS-Spur mit Zeitstempel rechtssicher dokumentiert. Kennzeichen und Gesichter verpixelt der Algorithmus automatisch vor der weiteren Verwendung, so dass das System Datenschutzkonform nutzbar sei.

Zusätzlich zu diesen originären Aufgaben erkenne das System aber auch die Standorte von Mülleimern, Hundekotbeutelbehältern oder Ruhebänken, auch diese Objekte können in den Überwachungs- und Arbeitsablauf mit einbezogen werden. Dazu bestätigte Ortsbaumeister Hartmut Stern, dass gerade auch die Erkennung und Erfassung dieser Zusatzobjekte wie Sitzbänke oder Müllbehälter hochinteressant für die Kommune seien, weil diese Objekte von vorhandenem Personal nicht regelmäßig überwacht und kontrolliert werden könnten. Auch ausgeblichene Verkehrsschilder werden erfasst und herausstehende oder marode Schachtdeckel. Wo sind Sanierungsarbeiten an Straßen, Wegen, Straßenrändern notwendig oder sogar überfällig, wo besteht sofortiger Handlungsbedarf? Alles Grundlagen auch für die mittelfristige Finanzplanung, zu denen dieses Überwachungssystem einen wertvollen Beitrag leisten kann, so der Ortsbaumeister. Schließlich, so die Referentin, sei ihre Firma vor allem aus der Notwendigkeit heraus entstanden, dass Städte und Gemeinden einen enormen Fachkräftemangel zu beklagen haben. Gleichzeitig liege die Pflicht zur Verkehrssicherheit in kommunaler Hand. In Gesprächen mit Bauämtern und Bauhöfen hätten die Firmengründer erkannt, wie aufwendig und manuell dieser Prozess vielerorts abläuft, und oftmals bleibe in der Praxis keine Zeit für Verkehrssicherung.

Hartmut Stern und Rechnungsamtsleiterin Melanie Cziep erläuterten auch, dass sich die Kosten für das KI-System im Jahr auf 13.000 Euro belaufen und in Absprache mit dem Rechnungsamt aus einem Haushaltsposten finanziert werden, der vom Gemeinderat genehmigt wurde. Dazu machte Hartmut Stern ebenso deutlich, dass für die Gemeinde die Nutzung des Systems Zeit und auch Geld spare.

Das System analysiere während der Fahrt den Straßenzustand, filtere die schlimmsten Schäden heraus und setze mit einem Klick Markierungen, die wertvolle Planungsdaten liefern. Allerdings funktioniere das System nicht über Nacht und vor allem auch nicht von allein, so Hartmut Stern nach den konkreten Erfahrungen aus dem ersten Jahr der Nutzung. Man sei noch am Anfang. Ziel sei, dass man mit Hilfe des Systems vieles auch auf die Sachbearbeiter-Ebene und an die Mitarbeiter des Bauhofes delegieren könne. Weshalb es Gerhard Rabus und Wilfried Greinus auch für wichtig befanden, die Verwaltung darauf hinzuweisen, dem Gemeinderat regelmäßig Rückmeldung zukommen zu lassen und eine umfassende jährliche Bilanz des Straßenmanagements vorzulegen.