Niedereschach – Vom Niedergang der deutschen Wirtschaft, sogar von einer möglichen Deindustrialisierung ist überall die Rede, Schreckensmeldungen über Insolvenzen und Entlassungen überschlagen sich. In Niedereschach scheint dies anders zu sein. „Gewerbe entwickelt sich gut – In Niedereschach boomt die Wirtschaft im Gewerbegebiet“, war vor Kurzem im SÜDKURIER zu lesen. Dies ist sicherlich mit zu verdanken der Neuaufstellung der interkommunalen Wirtschaftsförderung EGON der Gemeinden Deißlingen, Dauchingen und Niedereschach im Jahr 2022. Seither wird mit dem Steinbeis-Transferzentrum zusammengearbeitet. Im Bericht des Leiters des Steinbeis-Innovationszentrums, Wolfgang Mueller, in jüngster Gemeinderatssitzung über den aktuellen Sachstand bei der Entwicklung der Wirtschaftsförderung konnte dieser sogar von drei neuen Existenzgründern und -innen in Niedereschach berichten. Mit zweien hat der SÜDKURIER Gespräche geführt.
Nicht viel Zeit hatte Ruben Link aus Kappel mit seinem Schritt in die Selbstständigkeit. Nach seiner Bewerbung zum Bezirksschornsteinfegermeister hatte er im Juli den Bescheid bekommen, dass er bereits zum 1. August in sein neues Amt bestellt sei. Damit musste er natürlich auch unverzüglich seine Arbeit aufnehmen und einen großen Kundenstamm bedienen, mit allen Rechten und Pflichten und vor allem einer umfangreichen Ausstattung an Messgeräten und vielem mehr. Seinem früheren Chef Harald Reiser habe er etliches abkaufen und auch von seinem Vater Alfred Link, auch einem ehemaligen Bezirksschornsteinfegermeister, einiges übernehmen können. Wer ohne solche Voraussetzungen diesen Neustart wagt, sei bei all diesen Beschaffungen locker mal mit 30.000 bis 40.000 Euro dabei. Vom neuen Ortsvorsteher Daniel Ruf sei er auf den Fördertopf für Existenzgründer aufmerksam gemacht worden, der bei EGON eingerichtet sei, woraufhin er mit Marcel Reiner vom Transferzentrum Kontakt aufgenommen habe. Auch das Entgegenkommen vieler Hersteller und Lieferanten bei Existenzgründungen in Deutschland wolle er herausstellen: „Mach dir mit der Rechnung erst mal keine Sorgen“, habe er oftmals zu hören bekommen, Zahlungsziele mit 90 oder 120 Tagen seien da keine Seltenheit, berichtet Ruf.
Und wie der Bezirksschornsteinfegermeister, ist inzwischen auch Tanja Schaaf aus Niedereschach auf die Dächer gestiegen. Allerdings, um Photovoltaikanlagen zu inspizieren und zu begutachten. Seit 1994 als Elektroinstallateurin tätig, arbeitete sie mehrere Jahre im Bereich Photovoltaik. Nachdem sie dort Erfahrung gesammelt hatte, fasste sie den Entschluss, sich als Sachverständige für Photovoltaikanlagen selbstständig zu machen. Dafür hat sie beim Verband der Sachversicherer (VdS) die entsprechenden Schulungen nebst Prüfung absolviert.
Als Sachverständige hat Tanja Schaaf nicht nur die PV-Anlagen im Blick, sondern auch die Brandrisiken, den Blitzschutz oder die Windlast. Sie erstellt Gutachten, die der Eigentümer zum Beispiel als Grundlage für die Versicherung oder zur Planung einer neuen Anlage nutzen kann. „Nachdem es anfangs kaum Vorgaben gab, sind mittlerweile viele Normen und weitere Vorschriften erlassen worden“, sagt sie. Deshalb empfiehlt sie jedem, der eine solche Anlage plant, schon aus versicherungsrelevanten Gründen einen Sachverständigen einzubeziehen. Sie kennt einige Fälle, in denen es durch das Fehlen wichtiger Vorkehrungen im Vorfeld zu Schwierigkeiten gekommen ist. Aus ihrer Sicht ist es nicht verwunderlich, dass sogar altgediente Elektrofirmen bei ihr um Rat fragen. Was ihren Schritt in die Selbstständigkeit betrifft, so hat sie sich bei der Existenzgründungsoffensive Neckar-Eschach EGON Hilfestellung und Unterstützung geholt, was eine enorme Hilfe gewesen sei.