„Koyer“, so hießen früher die Deichbauer an der Nordsee. Und Koyer nennt der Maschinenbauer Trumpf aus Ditzingen sein Programm, um sich gegen eine mögliche, bevorstehende Krise zu wappnen. Die sieht Klaus Wallmeroth, der Chef von Trumpf Laser in Schramberg-Sulgen näher kommen.
„Ich orientiere mich stark am Ifo-Index„, erläutert Wallmeroth, „und der ist seit Monaten im freien Fall“. Aber auch die Indices aus Europa und China seien schon länger im Bereich des Schrumpfens und in den USA zeige sich eine Stagnation. Die Gründe, weshalb davon insbesondere auch Trumpf Laser auf dem Sulgen betroffen ist, liegen für Wallmeroth auf der Hand: Trumpf Laser hat einen Schwerpunkt im Automotive-Bereich und die Autobranche sei extrem verunsichert. Beim Antrieb, beim autonomen Fahren, niemand wisse, wie es weiter gehe. Dazu komme die Dieselkrise, die die Autoindustrie teilweise selbst verursacht habe, die dann einige Organisationen noch auf die Spitze getrieben hätten.
Weiter der Handelskrieg der USA mit China, der drohende Brexit. Die Situation in Nordkorea verunsichere die Südkoreaner. Die Nachfrage nach Smartphones sei eingebrochen. „Das lässt alle sehr zurückhaltend beim Investieren werden. Wir sehen das beim Auftragseingang.“ Trumpf Laser habe das im Juni zu Ende gegangene Geschäftsjahr zwar noch gut abgeschlossen. „Aber der Auftragseingang schwächelt gewaltig.“
Dem Hersteller von Festkörperlasern macht noch etwas anderes große Sorgen: „In China gibt es extreme Preissenkungen bei Laser.“ Das treffe Trumpf Laser bisher noch nicht so sehr, weil in China andere Sicherheitsstandards als bei uns gelten. Aber: „Die Chinesen lernen sehr schnell.“ Sie pushen den eigenen Lasermarkt, wollen Schlüsselindustrien selbst beherrschen. Andere Hersteller hätten das schon zu spüren bekommen.
Seit einem Jahr, so Wallmeroth, bereite sie die Trumpf-Gruppe mit dem Kostensenkungsprogramm Koyer auf die Abschwächung vor. „Wir senken die Sach- und Kapazitätskosten“, erläutert der Manager, es gehe aber auch um den „Mind set“, die Einstellung bei den Mitarbeitern: Nur noch beschaffen, was dringend nötig ist, nicht mehr nice-to-have. „Wir haben viele Geräte in der guten Zeit angeschafft. Die müssen wir jetzt auch verwenden.“
Beim Personal gebe es zwar keinen Einstellungsstopp, aber die Hürden für Einstellungen von außen seien sehr hoch. Stattdessen wolle Trumpf Laser interne Karrieren fördern, eigene Leute weiterbilden.
Mit einer Prognose ist Wallmeroth vorsichtig: „Ich habe leider keine Glaskugel.“ Für die Stadt seien aber Gewerbesteuerrückgänge zu erwarten. Denn:“Es gibt Margenrückgänge auch beim Wettbewerb.“ Klug ist, wer rechtzeitig Dämme baut. Das gilt freilich nicht nur in der Wirtschaft.
Unternehmen
Das Unternehmen Trumpf Laser produziert Lasergeräte für die Materialbearbeitung. In Schramberg arbeiten etwa 1300 Mitarbeiter für das Unternehmen, das zum Trumpf-Konzern in Ditzingen gehört. Laser werden zum Schweißen, Schneiden, Bohren und Beschriften eingesetzt. (him)