Eine seltene Ehrung erfuhr am Dienstagabend die langjährige Stadträtin, ehemalige Nachtschwester, Gründerin des Tagesmütter- und Elternvereins und der Galerie Palette, Anneliese Bendigkeit: Oberbürgermeister Thomas Herzog überreichte ihr im Namen von Ministerpräsident Winfried Kretschmann die Staufermedaille.
Nicht wie sonst üblich im Schloss, sondern in Bendigkeits „guter Stube“, der Galerie Palette auf dem H.A.U.-Gelände hatte die Stadt zur Feierstunde eingeladen. Etwa 80 Gäste von Nah und Fern waren gekommen, um ihr die Ehre zu erweisen. Steffi Flaig und Matthias Jakob am Keyboard begrüßten die Gäste mit dem Soulstück „Sunny“ von Bobby Hebb.
Unermüdliche Lebendigkeit
In seiner Rede hob Herzog hervor, dass die Staufermedaille nicht inflationär verliehen werde. Der bisher einzige Schramberger sei der frühere Tennenbronner Bürgermeister Josef Kaltenbacher gewesen, der sie 2008 erhielt. „Lebendigkeit“, wie einer der Spitznamen von Bendigkeit laute, „wirbelt nach wie vor durch Schramberg und dies nicht nur durch ihr geliebtes ehemaliges Krankenhaus“, berichtete Herzog.

Als ganz junge Frau sei sie nach Schramberg gekommen und habe dann seit 1961 40 Jahre lang im Krankenhaus als Nachtschwester gearbeitet. So habe sie Beruf und Familie miteinander verbinden können und bis heute schaue sie dort ab und zu nach dem Rechten. Bei den Dreharbeiten für den Film „Das Leben meiner Tochter“ im leer stehenden Krankenhaus habe sie die Filmcrew unermüdlich unterstützt. Der Produzent des Films, Alexander Frank, war denn auch eigens aus Berlin zur Ehrung gekommen.
„Bereicherung des städtischen Kulturlebens“
Herzog ging auch auf die Gründung der Künstlergruppe und später der Galerie Palette durch Bendigkeit ein: „Ziel war es, unentdeckten Schramberger Talenten ein öffentliches Forum zu bieten.“ Die 2006 gegründete Galerie Palette nannte Herzog eine „Bereicherung des städtischen Kulturlebens“. In Bendigkeits Brust schlage aber auch ein soziales Herz. 2003 habe sie den Tagesmütter- und Elternverein des Landkreises Rottweil mitgegründet und sei bis heute dessen erste Vorsitzende.
Mittlerweile sei der Verein „eine wichtige und verlässliche Stütze des Kinderbetreuungsangebotes im Landkreis Rottweil„. Herzog erinnerte auch daran, dass Bendigkeit in den Jahren 2015 bis 2018 in Schramberg eine Betreuungsgruppe für Flüchtlingskinder eingerichtet hatte. Sie habe damit „einen schönen Beitrag zur Integration von Flüchtlingsfamilien geleistet“.
Dank auch an die eigene Familie
Außerdem sei sie in vielen anderen Vereinen und Institutionen aktiv, von der CDU über Donum Vitae, bei der Volkshochschule, als Schöffin und nicht zuletzt im Schramberger Gemeinderat, dem sie von 1995 bis 2009 und dann noch einmal 2013 bis 2014 angehörte. Schließlich erinnerte Herzog an den Fluthelferorden des Freistaats Sachsen, den Bendigkeit für ihr Engagement in Dresden nach dem Elbe-Hochwasser erhielt. Unter großem Beifall überreichte Herzog dann die Medaille und die Urkunde.
Bendigkeit dankte anschließend für die lobenden Worte. Sie hob die vielen Freunde, Mitarbeiter Behördenvertreter und Künstler hervor, die ihr ehrenamtliches Engagement ermöglichten. Sie begrüßte auch ihre ehemaligen Stadtratskollegen: Es seien „nicht viele, aber die wichtigen“ gekommen, scherzte sie.
Auch ihrer Familie und besonders ihrem Ehemann dankte sie, der ihre häufige Abwesenheit einfach schlucke. „Ohne Familie funktioniert kein Ehrenamt.“ Wenn sich die Leute fragten, weshalb sie sich so engagiere, „weshalb rennt sie schon wieder rum?“, dann habe sie nur eine Erklärung: „Das kommt von Herzen. Wo Hilfe gebraucht wird, helfe ich.“
Auszeichnung
Die Staufermedaille gibt es seit 1977. Sie ist „eine besondere, persönliche Auszeichnung des Ministerpräsidenten für Verdienste um das Land Baden-Württemberg und seine Bevölkerung“, heißt es in den Vergabekriterien. Die Staufermedaille wird pro Jahr ungefähr 50-mal vergeben.