Martin Himmelheber

Eigentlich enden Ratssitzungen mit dem Tagesordnungspunkt „Bekanntgaben, Anfragen, Anregungen“. Doch am Donnerstagabend im Verwaltungsausschuss kam ein weiterer hinzu. Unter „Tagesordnungspunkt 8“ kündigte Oberbürgermeister Thomas Herzog die „Verabschiedung meiner Wenigkeit“ an. Er habe mitbekommen, Udo Neudeck wolle dazu etwas sagen.

Neudeck, der Fraktionsvorsitzende der Freien Liste, wollte und wandte sich an den „sehr geehrten Herrn Oberbürgermeister Herzog, lieber Thomas“. Er könne sich noch gut an die erste Sitzung unter Herzogs Leitung erinnern und wie dieser von Mal zu Mal sicherer geworden sei. Neue Regeln hätten zu einer neuen Diskussionskultur geführt. „Unsachlich oder gar wütend“ sei er dabei so gut wie nie geworden. Bei Haushaltsberatungen habe Herzog anders als sein Vorgänger Änderungsanträge nicht als „Majestätsbeleidigung“ aufgenommen, sondern Mehrheitsentscheidungen akzeptiert.

Viele Projekte in Amtszeit

„Business as usual“. Thomas Herzog leitet seine letzte Ratssitzung routinemäßig.
„Business as usual“. Thomas Herzog leitet seine letzte Ratssitzung routinemäßig. | Bild: Martin Himmelheber

Neudeck zählte eine lange Liste von Vorhaben auf, die in der Ära Herzog umgesetzt wurden: Von attraktiven Betreuungsangeboten in Schulen und Kindergärten, dem Hallenbad Badschnass, den Schulcampusplänen, der Sanierung der Schiller- und der Oberndorfer Straße über die Premiumwanderwege, die Entscheidung für den Schulcampus bis zu den Medzentren auf dem Sulgen und in der Talstadt. Er erwähnte die Freibadsanierung in Tennenbronn mit dem jüngst genehmigten fast 50-Prozent-Zuschuss, die Hallenpläne dort, die Sanierung des Gymnasiums und den Bau des neuen Feuerwehrgerätehauses in Sulgen. Dies sei vom Gemeinderat „alles mit großen Mehrheiten und aktiv begleitet und beschlossen“ worden.

Neudeck erinnerte daran, dass Herzog die Verwaltung umgekrempelt habe: „Die entscheidenden Stellen in der Verwaltung wurden oder sind gut besetzt.“ Dieser Umbau habe ihm im Rathaus sicher nicht nur Freunde gemacht. „Die Verwaltung verliert einen guten Chef.“ Herzog habe sich zur Wiederwahl gestellt und diese Wahl nicht gewonnen. „Die Gründe dafür sind manchen Menschen unverständlich, anderen selbsternannten Experten aber völlig klar“, spottete Neudeck. Herzog habe viele Spuren hinterlassen.

Beeindruckt habe ihn besonders seine ruhige und ausgeglichene Art. „Selbst wenn man nicht zimperlich mit dir umgegangen ist, dann hast du die Fehler zuerst bei dir gesucht. Das ehrt dich.“ Auch Herzogs Verhalten nach der verlorenen Wahl habe ihn beeindruckt: „Du warst der Erste, der deiner Mitbewerberin gratuliert hat.“

Da Herzog ein Familienmensch sei und seine Familie in den letzten Jahren oft auf ihn verzichten musste, wolle der Rat die Kinder beschenken. Neudeck hatte verschiedene Angebote von Freizeitparks dabei. Daraus sollten die Kinder das Passende aussuchen. Für dieses Abschiedsgeschenk hatten die Fraktionen und Räte von CDU, SPD/Buntspecht, Freier Liste und ÖDP zusammengelegt.

Ein bisschen Wehmut war schon dabei: Thomas Herzog bei seiner Dankesrede. Foto: him
Ein bisschen Wehmut war schon dabei: Thomas Herzog bei seiner Dankesrede. Foto: him | Bild: Martin Himmelheber

 

„Es war mir eine Ehre“

Herzog sagte drei Mal Danke: Seinem Rathausteam, denn ein OB könne nur so viel umsetzen, wie sein Team mittrage. „Ich bin jeden Tag gerne ins Rathaus gekommen.“ Er dankte dem Gemeinderat, denn er habe nur eine Stimme im Rat. Es freue ihn, dass fast alle wichtigen Beschlüsse einstimmig oder zumindest mit sehr großer Mehrheit gefasst wurden. Schließlich dankte er der Bürgerschaft, die ihn begleitet und unterstützt habe, sei es im Ehrenamt oder in den Vereinen. „Es war mir eine Ehre, meiner Heimatstadt acht Jahre vorstehen zu dürfen“. Es gab langen Beifall der Ratsmitglieder, von Verwaltungsmitarbeitern und Besuchern. Dann Herzogs letzte Worte im Ausschuss, sachlich wie so oft in den vergangenen acht Jahren: „Damit schließe ich meine letzte Sitzung, danke.“