Seit zwei Wochen laufen die schriftlichen Abiturprüfungen, die noch bis Ende der Woche gehen, wie schon zu Beginn der Pandemie unter erschwerten Bedingungen. Doch wie fühlt sich das an? Und wie sind die ersten Prüfungen gelaufen? Sarah Sieber (St. Ursula Schulen) und Salome Blank (Gymnasium am Romäusring) geben einen Einblick.

  • Wie es anfühlt, in Corona-Zeiten Abitur zu schreiben: Ein komisches Gefühl sei es anfangs gewesen, sagt Salome Blank, die mit ihren drei Prüfungen – in Deutsch, Englisch und Sporttheorie – das schriftliche Abitur schon hinter sich hat. „Wir wurden vor den Prüfungen auf Corona getestet. Und hätten bei einem positiven Ergebnis dann zum Nachtermin schreiben müssen. Das hat uns echt verunsichert, auch wenn die Tests natürlich wichtig sind“, sagt sie. Die Unsicherheit, ob sie ihr Abitur am angesetzten Ersttermin auch schreiben würde, sei bis zum Schluss geblieben. „Bisher musste aber niemand zum Nachtermin.“
  • Wie lief die Vorbereitung? Und fand sie größtenteils online statt? „Abschlussklassen durften auch in Präsenz unterrichtet werden“, sagt Sarah Sieber, „sodass wir tatsächlich wieder viel Zeit in der Schule verbracht haben, zumindest in den Prüfungsfächern.“ Die letzten beiden Wochen vor den Abiturprüfungen seien die Schüler zudem in Sicherheitsquarantäne geschickt worden. Damit es keine Corona-Fälle gibt. Gut vier Wochen vor dem eigentlichen Abitur gab es bei Salome Blank, am Gymnasium am Romäusring, in allen Fächern ein sogenanntes „Probeabitur“. Klausuren in allen Prüfungsfächern unter Abiturbedingungen, also jeweils fünf- bis sechsstündig, mit Maske in der Sporthalle. Und auch der Schwierigkeitsgrad der Aufgaben sei ähnlich gewesen. „Das hat mir total geholfen. Und mir auch ein bisschen die Angst genommen.“, sagt die 17-Jährige.
Die beiden Wochen vor dem Abitur hat sich Salome Blank zuhause vorbereitet, die Schüler waren in Quarantäne.
Die beiden Wochen vor dem Abitur hat sich Salome Blank zuhause vorbereitet, die Schüler waren in Quarantäne. | Bild: Salome Blank
  • Wie waren die Prüfungen? Was hätte besser laufen können? Ihre Prüfung in Religion sei super gelaufen, sagt Sieber. „Aber in der in der Englisch-Prüfung gab es ein Teil, wo unser Hörverstehen abgefragt wurde, und der hat uns ein bisschen geärgert.“ Denn: Die Hörprobe sei kaum zu verstehen gewesen. Es habe mehrere Stimmen mit teilweise starken Hintergrundgeräuschen gegeben. Traurig sei es auch gewesen, „dass wir nach den Prüfungen nicht wenigstens kurz feiern konnten. Abitur zu schreiben, ist ja auch etwas Gemeinsames“, sagt Sieber. Immerhin: mit ihrer Familie hat sie, nach der ersten Prüfung, zum Auftakt angestoßen, und sich mit ihren Freunden nach der zweiten kurz ausgetauscht. „Dann mussten wir auch wieder auf Abstand und nach Hause gehen.“
Sarah Sieber schaut mit gemischten Gefühlen auf die Prüfungen zurück.
Sarah Sieber schaut mit gemischten Gefühlen auf die Prüfungen zurück. | Bild: sarah sieber
  • Wie es war, während der Prüfungen, fünf bis sechs Stunden lang die Maske zu tragen: Gar nicht so seltsam, sagen beide. Sie seien es von anderen Klausuren – und Salome Blank von ihrem Probeabitur – gewohnt gewesen. Dennoch sagt Blank: „Ich kriege von den Masken schnell Kopfschmerzen und war froh, dass wir jederzeit aufstehen, an die frische Luft gehen und die Maske ausziehen konnten.“
  • Ob sie fürchten, dass ihr „Corona-Abitur“ weniger wert ist: Nein, gar nicht, sagen beide unisono. „Wir haben den gleichen Stoff gelernt wie die Jahrgänge vor uns, nur unter schwierigeren Bedingungen“, sagt Sarah Sieber. „Vielleicht ist es auch ein Vorteil, wenn Leute sehen, wie gut wir damit umgegangen sind“, sagt Salome Blank.
  • Nach den letzten Prüfungen beginnt ein neuer Lebensabschnitt für die Abiturientinnen. Werden sie die Schule vermissen? „Ich glaube schon, dass man den Schulalltag vermisst“, sagt Blank. Schließlich habe die Schule jahrelang ihre Tage, ihr Leben strukturiert. Vor allem wird sie ihre Freunde nicht mehr ständig um sich haben. „Und wer weiß, mit wem man danach Kontakt hat.“ Dennoch sei es ein schönes Gefühl, „dann nicht mehr so viel Lernen zu müssen“, sagt Sarah Sieber. Beide werden nach dem Abitur ein Freiwilliges Soziales Jahr machen. Blank an einer Grund-und Sieber an einer sonderpädagogischen Schule.
  • Das Abitur: Beim diesjährigen Abitur ist nichts wie gewohnt: Die Hygieneregeln sind streng, der Abstand muss eingehalten werden und die Jugendlichen müssen während der kompletten Prüfungszeit eine Maske tragen und sich vorher testen lassen. „Organisatorisch ist einiges zu stemmen“, sagt Simone Duelli-Meßmer, Schulleiterin des Gymnasiums am Hoptbühl. Doch: „Bei uns hat das gut geklappt.“ Es hätten sich auch nur wenige Schüler nicht testen lassen – am Hoptbühl Gymnasium waren es bisher nicht mehr als zehn Jugendliche, die in einem Zusatzraum, mit einer weiteren Prüfungsaufsicht, ihr Abitur schrieben. Die anderen, getesteten Schüler seien in der Sporthalle gewesen. Entlastungen gab es zudem durch eine neue Prüfungsordnung: „Weil die Schüler jetzt nur noch mit ihren drei Leistungskursen ins schriftliche Abitur müssen, gibt es für uns weniger Prüfungen vorzubereiten. Und die Termine haben sich entzerrt.“ Für Lehrer wie Schüler bedeutet das, weniger Stress. Die Schüler hätten coronabedingt auch eine halbe Stunde länger Zeit für das schriftliche Abitur. Und die Lehrer können eine Vorauswahl bei den Prüfungsaufgaben treffen.