Die gute alte Zeit ist lange vorbei. Könnte man meinen. Kein Krieg. Keine Pandemie. Keine Inflation. Kein andauernder Krisenmodus. Oder doch nicht? Mitten in Ursula Löfflers Wohlfühlwelt scheint die Zeit langsamer zu gehen.
„Das ist mein Zuhause“
Musik summt durch den Raum, überall stehen Pflanzen und Kerzen, es duftet angenehm. „Das ist mein Zuhause“, sagt Löffler und meint es wörtlich. Denn: Ihr Kosmetikstudio ist gleichzeitig ihr Heim. Sie wohnt im selben Haus in Villingen. Hat hier ihre Kinder aufwachsen sehen. Und hier schon viele Kunden behandelt.
Doch Corona und Inflation, zwei Krisen, die Soloselbstständige wie sie oft in Existenznot trieben, haben auch hier ihre Spuren hinterlassen. „Finanziell hänge ich bis heute nach“, sagt Löffler. Denn: Die erste Corona-Hilfe, die 2020 kam, musste sie zurückzahlen.
„Ich bin Luxus“
„Das war bitter und am Anfang gar nicht klar“, sagt sie. „Wenn ich meinen Mann nicht gehabt hätte, hätte ich das gar nicht geschafft, weil ja alles weiterlief. Etwa die Rente oder die Krankenversicherung, während ich die Hilfe zurückzahlen musste.“
Und jetzt auch noch die Inflation, die sich in so vielen Bereich des Lebens bemerkbar macht. Und wo spart man, wenn der Schuh drückt? Am Luxus. „Ich bin Luxus. Ich weiß das“, sagt die Kosmetikerin. Und: „Ich merke das schon. Ich hatte sonst um die Zeit immer ewig lange Wartelisten. Die Stammkunden sind noch da, aber die, die spontan kommen, die fehlen.“
Hohe Energiekosten fürs Wohlfühlen
Sorgen macht sich Löffler, die inzwischen seit weit mehr als 20 Jahren als Naturkosmetikern arbeitet, auch wegen der gestiegenen Energiekosten. „Sie merken, wie warm es hier ist?“, fragt sie. Und geht durch ihr kleines Studio, an einem Sessel, an Pflanzen. Einer Liege, einem Behandlungsstuhl vorbei. Die Kerzen flackern im Hintergrund.
„Ich könnte hier nicht im Kalten oder nur mit 10 Grad arbeiten. Die Leute werden mir sonst krank. Und es geht ja ums Wohlfühlen.“
„Das bringe ich nicht übers Herz“
Anders als andere Branchen kann sie das nicht auf die Preise umlegen. Denn: Die seien im Kosmetikbereich nicht gerade niedrig. „Ich habe sie vor der Inflation erst erhöht. Das bringe nicht noch einmal übers Herz“, sagt sie.
Stromnachzahlung 4-Stellig
Auch Kosmetikerin Sybille Ganter, die in Donaueschingen und Neustadt zwei Studios unterhält, sagt: „Mit den Preisen kommt ich gar nicht mehr hinterher.“ Erst im Sommer hat sie ihre Preisliste angepasst, müsste das inzwischen aber eigentlich wöchentlich tun. „Weil überall die Kosten steigen. Unsere Produkte werden teurer.“ Und vor allem die Energiekosten.
Gerade erst erhielt sie eine Stromnachzahlung im vierstelligen Bereich.

Und auch Ganter merkt, dass die Umsätze noch lange nicht das „Vor-Corona-Niveau“ erreicht haben. Auch sie merkt, „dass da Ängste bei den Kunden sind, auch bei den Stammkunden. Dass da ein bisschen mehr gespart wird. Dass man im Kosmetikbereich vorsichtig bleibt.“
Plötzlich allein mit zwei Studios
Besonders tiefe Spuren hinterließen die Jahre 2020 und 2021. Damals kündigte coronabedingt erst eine Mitarbeiterin, die Ganter angestellt hatte, und dann die nächste. „Ich habe versucht, sie finanziell die Zeit über zu halten. Und stand dann plötzlich erst mal allein da mit zwei Studios.“
Ein bisschen Pause von Ängsten und Krisen
Inzwischen hat sie zwei neue Mitarbeiterinnen gefunden. Und auch ihren Kampfgeist nie verloren. „Wissen Sie“, sagt Ganter. „Dieses Kosmetikstudio ist aus einer Krise heraus entstanden.“ Aus der Weltfinanzkrise 2008.
Als die heute 48-Jährige ihren Job bei einem Automobilzulieferer verlor. Und kurzerhand beschloss, ihren Traum von einem Kosmetikstudio zu verwirklichen. „Wenn man in so einer Situation gestartet hat, weiß man, man kann das. Und vielleicht suchen die Kunden ja auch gerade das“, sagt Ganter. „Ein bisschen Pause von all den Ängsten und Krisen.“
Denn: Egal, wie hart das Leben da draußen ist, hier wird es warm eingepackt.