Bald blickt die Schlittenhunde-Sportwelt Europas auf einen Ort im Schwarzwald, der keine 2500 Einwohner zählt und ein eher ruhiges Fleckchen Erde ist: Schönwald. Anfang Februar wird es zum Mekka für Musher, also Sportler, die Hundeschlitten lenken.

Florian Bachmann ist selbst einer von ihnen. Schon seit 20 Jahren sieht man den begeisterten Hundesportler in der Gegend um Schönwald mit seinen Tieren trainieren und nimmermüde mit Schlitten sowie im Sommer mit Wagen seine Runden auf Wiesen und Feldern drehen.

Ein bisschen aufgeregt ist er schon. „Das wird sensationell“, sagt er und strahlt über das ganze, noch von der frühen Tour mit seinen Schlittenhunden gerötete Gesicht.

Eine Art Europameisterschaft

Der Musher plant ein Veranstaltungsformat für die Szene, wie sie europaweit einmalig sein dürfte. „Das ist quasi wie eine Art Europameisterschaft, die wir hier veranstalten“, erklärt er.

Vollen Einsatz müssen nicht nur die Hunde vor, sondern auch der Musher auf dem Gespann zeigen.
Vollen Einsatz müssen nicht nur die Hunde vor, sondern auch der Musher auf dem Gespann zeigen. | Bild: Mario Spath

Doch zurück auf Anfang: Florian Bachmann, den Musher aus Schönwald, kennt man in der Region – nicht nur, weil er selbst mit seinen Hundegespannen von Erfolg zu Erfolg fährt, sondern auch, weil er den Schlittenhundesport in den Schwarzwald-Baar-Kreis brachte und ihn wie kein anderer seit 30 Jahren schon betreibt.

Nun rief er einen Internationalen Schlittenhundemarathon ins Leben, der am Samstag, 3. Februar, bei Schönwald über die Strecke gehen soll – bei Schneemangel wurde als Ausweichtermin der 17. Februar festgelegt.

Das Besondere: In Kombination mit dem Wagenrennen, das bereits am 25. November im Villingen-Schwenninger Stadtteil Volkertsweiler veranstaltet worden ist, werden die Musher mit ihren Gespannen gemessen und müssen sich damit in einer Art Cup-Wertung beweisen.

Teilnehmer, „die beides finishen“, als mit Erfolg abschließen, kommen in die Verlosung eines wertvollen Hundeschlittens eines österreichischen Herstellers, der als Sponsor mit eingestiegen ist.

„Ich wollte ein passendes Wagenrennen zum Schlittenhunde-Marathon, dass man es als Vorbereitung sehen kann und sich Hund und Mensch mit der Wettkampfsituation anfreunden“, schildert der 43-Jährige seine Motivation. Denn klar ist: Solche Situationen sind rar.

Fokus auf einer „Wahnsinns-Randsportart“

Der Schlittenhundesport mit Gespannen sei „eine Wahnsinns-Randsportart“. Der Zughundesport, bei dem der Hundehalter ein bis zwei Zughunde vor dem Bauch anspannt und sich auf einem Roller oder Fahrrad ziehen lässt, boome derzeit

Vor dem Wettbewerb steht der Musher in besonders engem Kontakt zu seinen Tieren.
Vor dem Wettbewerb steht der Musher in besonders engem Kontakt zu seinen Tieren. | Bild: Marion Bachmann

Musher hingegen, die mit einer Vielzahl von Tieren vor dem Schlitten auf die Strecke gehen, sind hingegen selten – und zwar weltweit. „In Nordamerika werden Spitzenrennen mit 15 Teams zu Ende gefahren“, verdeutlicht Bachmann.

Zum Vergleich: In Volkertsweiler gingen im November 2023 zwölf große Gespanne auf die Strecke, „das ist enorm“, findet Bachmann. Schweizer, Österreicher und Deutsche waren am Start.

Wie all das erst möglich wird

Froh ist der Schönwälder, dass er vor Ort großen Rückhalt erfährt. Selbstverständlich sei das nicht. Wo die Streckenführung, wie hier, auch durch Waldgebiete führt, gehören die Forstleute mit ins Boot.

Schlittenhundemarathon

Im engen Austausch stand der Veranstalter deshalb für das Wagenrennen mit den Förstern Roland Brauner und Christoph Vögele sowie bezüglich des Schlittenhunderennens mit den Schönwälder Forstmitarbeitern Förster Stefan Schultis und Marisa Schwenninger vom dortigen Forstamt. „Das Wild braucht seinen Platz, man muss auf Biotope und vieles mehr Rücksicht nehmen“, erklärt der Trailchef.

Auch die Gemeinde Schönwald mit Bürgermeister Christian Wörpel sitzt mit im Boot – „die Gemeinde sponsert zum Beispiel das komplette Präparieren der Piste“, sagt ein dankbarer Veranstalter.

Und auch mit den Grundstückseigentümern, über deren Gelände die Route führt, muss man sich einig sein – „hier gibt es viel Privatwald“, lässt Florian Bachmann wissen. Und freut sich, dass – vermutlich aufgrund des jahrelangen guten Kontakts zwischen ihm und den anderen Beteiligten – großer Ärger ausblieb, „völlig abgefahrener Weise“, sagt er und lacht glücklich.

Was die Besucher erwartet

Dem seltenen Vergnügen, ein Schlittenhunde-Event verfolgen dürfen, steht also auch für die Besucher nichts mehr im Wege – und das sogar völlig kostenlos. „Einfach kommen“, lädt Florian Bachmann Interessierte ein.

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Die Strecke umfasse 20 laufende Kilometer, an den meisten Punkten kommen die Gespanne sogar zweimal vorbei. Und den Tag über werden zwei Etappen gefahren, gestartet wird jeweils einmal vormittags (Dauer des Rennens etwa 10 bis 12 Uhr) und nachmittags (14 bis 16 Uhr). „Jedes Team kommt also viermal am selben Punkt vorbei“.

Dort stehen Interessierte richtig

Diese drei Punkte eignen sich für die Besucher des Schlittenhundemarathons besonders gut: die Escheck, der Bereich Hinteres Stöckle beim Stöcklewaldturm sowie in der Nähe vom Guten, Richtung Hubertuskapelle.

Wer das Loipennetz in dieser Gegend kennt, hat gute Chancen am richtigen Fleck zu stehen – „an dem Wochenende werden die Loipen nämlich zur Schlittenhundepiste“, ergänzt Florian Bachmann.

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Er muss jetzt nur noch eines tun: Kräftig die Daumen drücken, dass Frau Holle ihre Betten schüttelt. Aktuell nämlich liegt vor Ort zu wenig Schnee – sollte der bis Anfang kommender Woche weiterhin ausbleiben, ruht alle Hoffnung auf einer ausreichenden Schneelage am 17. Februar, dem Nachholtermin.

Die Gespanne und ihre Musher sind schon heiß auf den Internationalen Schlittenhundemarathon – 17 Teams haben bereits jetzt gemeldet, „wenn wir auf 20 kommen, wäre das sensationell“, sagt Florian Bachmann schon voller Vorfreude.