Nur langsam vorangekommen sind die Sprengstoff-Entschärfer des Landeskriminalamtes (LKA) bei der Sicherung des Hauses am Panoromaweg in Unterkirnach. Erst am Donnerstag konnten die Beamten das Gebäude betreten und begehen. Dabei wurden nach Auskunft der Polizei auch mehrere Waffen sichergestellt.

Nach dem zwölfstündigen Polizeieinsatz am Dienstag, 23. Januar, beim Drama um einen 62-jährigen Ex-Soldaten, der sich gegen eine Zwangsräumung zur Wehr gesetzt und gedroht hatte, das Haus in Flammen aufgehen zu lassen, ist in dem Wohngebiet wieder Ruhe eingekehrt.

Erste Hausbegehung abgebrochen

Allerdings gelang es den Spezialisten des LKA nicht, am Mittwoch das Gebäude von innen zu durchsuchen. Eine angesetzte Begehung des Wohnhauses musste nach Feststellung der Konstanzer Staatsanwältin Patricia Müller „nach zehn Minuten“ wegen giftiger Dämpfe wieder abgebrochen werden.

Nur ein paar übrig gebliebene Hütchen zeugen im Unterkirnacher Panoramaweg am späten Mittwochvormittag von dem, was hier in den Vortagen ...
Nur ein paar übrig gebliebene Hütchen zeugen im Unterkirnacher Panoramaweg am späten Mittwochvormittag von dem, was hier in den Vortagen passierte. Ansonsten liegt die Straße ruhig da. Vereinzelt fährt ein Fahrzeug langsam vorbei. Die Menschen wollen sich ein Bild vom Ort des Geschehens machen. | Bild: Cornelia Putschbach

Polizeisprecher Marcel Ferraro bestätigte, dass der 62-jährige IT- und Elektronikfachmann und ehemalige Zeitsoldat an mehreren Stellen im Haus Benzin verschüttet hatte. Dies wohl in der Absicht, seine Drohung gegebenenfalls umzusetzen. Das ganze Haus habe nach Benzin gestunken.

Fenster von außen eingeschlagen

Am Mittwoch haben daher Männer der Feuerwehr und des LKA von außen die Rollläden entfernt und die Fensterscheiben eingeschlagen, um das Gebäude zu entlüften. Angesichts brennbarer Benzindämpfe zogen die Experten die Gefahr ins Kalkül, dass sich Sprengstoff in dem Gebäude entzünden könnte. Zumindest musste damit gerechnet werden.

Das Grundstück des in die Schlagzeilen geratenen Hauses im Panoramaweg in Unterkirnach macht einen verwahrlosten Eindruck. Vor den zum ...
Das Grundstück des in die Schlagzeilen geratenen Hauses im Panoramaweg in Unterkirnach macht einen verwahrlosten Eindruck. Vor den zum Haus gehörenden Garagen stehen zwei Fahrzeuge und ein Anhänger. Zu spaltendes Holz ist dort aufgehäuft. Auf dem Garagendach liegt ein Haufen bereits gespaltenes Brennholz. | Bild: Cornelia Putschbach

Insofern erschien den Experten das Einschlagen der Fensterscheiben von außen als sicherste Methode. „Da sind die LKA-Kollegen zur Eigensicherung äußerst vorsichtig“, erläuterte Polizeisprecher Marcel Ferraro. Nach Informationen des SÜDKURIER soll auch die Feuerwehr das Gebäude mit Hochleistungslüftern durchgepustet haben.

Erst am Donnerstag hat das Sprengstoffteam des Landeskriminalamtes schließlich das Haus begangen. Dabei wurden nach Feststellung der Staatsanwaltschaft auch verschieden Waffen, zum Teil genehmigungsfreie, aber wohl auch richtige Schusswaffen herausgeholt.

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Mitglied in zwei Schützenvereinen

Der Unterkirnacher war, wie die Staatsanwältin bestätigte, Mitglied in einem Sportschützenverein. Allerdings nicht in Unterkirnach. Dort gibt es keinen Schützenverein. Früher sei der Mann, der sich seit Mittwoch in Untersuchungshaft befindet, noch in einem weiteren Schützenverein aktiv gewesen. Doch diese Mitgliedschaft sei nicht mehr aktuell.

Wie berichtet, verfügt der Unterkirnacher über einen Sprengstoff-Erlaubnisschein. Mit dieser Genehmigung ist es Sportschützen gestattet, ihre leer geschossenen Patronenhülsen selbstständig wieder mit Treibladung zu füllen.

Was die Landeskriminaler an Waffen im Detail aus dem Haus geholt haben, ist von den Ermittlern noch nicht bekannt gegeben worden. Ebenso wenig, welchen Sprengstoff der 62-Jährige am Dienstag, bevor er sich freiwillig ergeben hat, an die Polizei ausgehändigt hat.

Kleine Menge echter Sprengstoff

Am Dienstag gegen 17 Uhr und nicht, wie zunächst angegeben um 18 Uhr, hatte der Mann nach stundenlangen Verhandlungen mit der Polizei eine Box mit Sprengstoff vor die Haustür gelegt, die von einem Polizeiroboter abgeholt wurde. Nach Aussage von Polizeisprecher Marcel Ferraro soll es sich dabei nicht um Schwarzpulver für den Schießsport, sondern um eine „geringe Menge echten Sprengstoffs“ gehandelt haben.

Die Waffen wie auch die Spreng-Substanzen werden nun von den Experten geprüft. Die Staatsanwaltschaft kündigte am Donnerstag an, dass die Öffentlichkeit in den nächsten Tagen über das Ergebnis informiert werde.

Diese Straßenlaterne wurde nach den Informationen unserer Zeitung am Abend des Räumungstages durch einen gezielten Schuss der Polizei ...
Diese Straßenlaterne wurde nach den Informationen unserer Zeitung am Abend des Räumungstages durch einen gezielten Schuss der Polizei außer Betrieb gesetzt. Jetzt klafft im Glaszylinder ein Loch. Allerdings habe es sich nicht um einen scharfen Schuss gehandelt, beteuert ein Polizeisprecher. | Bild: Cornelia Putschbach

Ferraro bestätigte auch, dass die Polizei eine Straßenlaterne am Panoramaweg während des Großeinsatzes am Dienstagabend als störende Lichtquelle eliminiert hatte. Allerdings nicht mit einem „scharfen Schuss“ aus einer Dienstwaffe, wie der Polizeisprecher beteuerte. Die Beamten hätten eine andere Möglichkeit gefunden, die Leuchte auszupusten. Wie genau, wollte oder konnte er am Donnerstag nicht mitteilten.

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Haus wurde zwangsversteigert

Wie Recherchen des SÜDKURIER ergaben, ist für das Wohnhaus am Panoramaweg bereits im Jahr 2021 das Zwangsversteigerungsverfahren auf Antrag des Finanzamtes eingeleitet wurde. Am 31. Oktober 2022 erfolgte der Zuschlag für das Haus an einen Privatmann aus Donaueschingen, der die Immobilie für rund 145.000 Euro gekauft hatte. Offenbar hat sich der bisherige Besitzer dagegen gewehrt. Daher war für Dienstag eine Zwangsräumung angesetzt worden.

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