Der Kunstverein Global Forest hat sein permanentes Schau- und Hörfenster in der St. Georgener Friedrichstraße mit einer neuen Kunstperformance bestückt. Der ausstellende Künstler stammt aus St. Georgen. Und der verbeugt sich auf eine besondere Art und Weise vor seiner ehemaligen Heimatstadt.

Er heißt Kristof Georgen und ja, der Nachname hat nicht zufällig Ähnlichkeit mit dieser Stadt. „Das ist meine Reminiszenz an St. Georgen, die Stadt, in der ich aufgewachsen bin und einen Teil meiner Jugendzeit verbracht habe“, sagt Kristof Georgen bei der Präsentation seiner Ausstellung. „60 Seconds Each“ heißt sie.

Wenngleich der Musiker und studierte Raum- und Klangkünstler seit gut 40 Jahren keine Verbindung mehr zu dieser Stadt hat, im Alter von 13 Jahren zog die Familie weg, so beschreibt er die Zeit bis dahin als prägend.

In seinen Dokumenten hat er offiziell der Name Georgen eintragen lassen

So prägend, dass er seinen ursprünglichen Namen, den er nicht preisgeben will, abgelegt und den Namen Georgen offiziell in seine Dokumente hat eintragen lassen.

Dass er jetzt mit einem seiner Kunstprojekte zumindest temporär wieder den Weg zurück in die Stadt, die seinen Nachnamen trägt, zurückgefunden hat, ist mehr oder weniger Zufall. Ebenso wie die Entstehung des Projekts „60 Seconds Each“.

TU Braunschweig verschickt Absagen an Bewerber ohne Datenschutz

Und das kam so: Als sich Kristof Georgen im Jahr 2020 auf eine Professur für einen künstlerischen Studiengang an der Technischen Universität Braunschweig beworben hat, bekam er auf seine Bewerbung eine Absage. Und nicht nur er.

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Alle Personen, die sich auf die Stelle beworben hatten, erhielten die gleiche Absage. Allerdings wurde die Absage nicht als Blindkopie zugestellt. Sondern jeder Mailempfänger konnte die Namen und Mailadressen der jeweils anderen Personen unverschlüsselt lesen.

Kristof Georgen sieht das künstlerische Potenzial in der Panne

Während sich die meisten der anderen Personen über dieses Datenleck empörten und eine wochenlange Diskussion darüber entbrannte, erkannte Kristof Georgen das Potenzial hinter der Panne. „Es ergab sich eine Konstellation an künstlerisch tätigen Personen, die sonst so nie zustande gekommen wäre.“

Er forcierte und organisierte eine einmalige und einzigartige Zusammenarbeit mit diesen internationalen Klangkünstlern. Entstanden ist ein Kunstprojekt, wonach jeder der teilnehmenden Personen exakt 60 Sekunden Zeit hatte, um ihren jeweiligen künstlerischen Beitrag beizusteuern. Insgesamt sind so 32 einzelne Beiträge von jeweils exakt 60 Sekunden, nicht mehr und nicht weniger, entstanden.

Gemeinsames Werk wird auf 12-Zoll-Schallplatte gepresst

Sozusagen als weitere Reminiszenz an St. Georgen könnte man werten, dass Kristof Georgen das Ergebnis seiner Klangkunst nicht auf irgendeinem Datenträger speichert oder die Klangdateien per Datenübertragung im Internet versendet.

Sondern diese auf eine 12-Zoll-Schallplatte pressen ließ, die wiederum bei der Klanginstallation am Schau- und Hörfenster des Kunstvereins auf einem Original Dual-Plattenspieler abläuft.

Originaler Dual-Schallplattenspieler im Einsatz

„Erstens, weil es sich bei einer Langspielplatte um ein physisches Medium handelt. Und auch, weil ich einen Dual-Plattenspieler CS 621, den letzten seiner Generation, habe. Ein vollautomatisches Gerät“, erläutert Kristof Georgen.

Der zudem eine ganz besondere Funktion hat. „Das Gerät hat eine Reversefunktion. Das heißt, wenn die Platte am Ende angekommen ist, geht der Tonarm automatisch auf Anfang zurück und spielt die Platte erneut ab“, erklärt Kristof Georgen.

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Zu hören ist diese Klangkunst ab sofort rund um die Uhr im Schau- und Hörfenster des Kunstvereins Global Forest, Friedrichstraße 5a. In einem Briefkasten ist ein Kopfhörer, der direkt mit dem Plattenspieler verbunden ist.

Zudem gibt es eine limitierte und vom Künstler handsignierte Auflage von 300 Exemplaren von „60 Seconds Each“, die über das Plattenlabel Corvorecords.de erhältlich ist. Dort gibt es zudem ein ausführliches Booklet mit Informationen über die jeweiligen Künstler und deren Werke dazu.