Mit heftiger Wucht hat Ende Juni 2024 ein schweres Unwetter Stühlingen getroffen. Binnen weniger Minuten schwollen Bäche an, Straßen standen unter Wasser und Keller liefen voll. Besonders dramatisch war die Situation im Pflegeheim „In den Brunnenwiesen“, das aus Sicherheitsgründen evakuiert werden musste.
Auch in der Realschule und der Hohenlupfenschule entstanden große Schäden.
Was bleibt von dem Unwetter in Erinnerung?
„Bereits im August 2020 in Lausheim und im August 2021 in Grimmelshofen mussten wir erleben, welche gravierenden Auswirkungen Starkregenereignisse haben können“, erinnert sich Bürgermeister Joachim Burger. Bei den Ereignissen in Lausheim und Grimmelshofen waren private Gebäude betroffen, beim Unwetter in Stühlingen waren mit der Hohenlupfen- und Realschule auch kommunale Liegenschaften tangiert.

Glücklicherweise seien bei allen drei Ereignissen keine Personen verletzt worden. Eines ist dem Bürgermeister besonders in Erinnerung geblieben: „Die tolle Zusammenarbeit der Dorf- und Stadtgesellschaft.“ Die Einwohner haben sich gegenseitig bei den Aufräumarbeiten unterstützt oder bei der Suche nach Unterkünften geholfen.

Wie wurden die Schäden behoben?
Bisher seien laut Bürgermeister noch nicht alle Maßnahmen umgesetzt. Die Hackschnitzelheizung für das Schulzentrum und das Kinderland soll im September/Oktober in Betrieb genommen werden. Daher gebe es noch keine finale Abrechnung mit der Versicherung. Fest steht aber, dass das Starkregenereignis den städtischen Haushalt belasten wird.
„Auch vor dem Hintergrund, dass Sanierungsmaßnahmen an den betroffenen Gebäuden, die vielleicht erst in den Folgejahren regulär geplant waren, vorgezogen wurden. In Absprache mit dem Rechnungsamt, Bauamt und dem Gemeinderat müssen deshalb Projekte die 2024 /2025 geplant waren, zeitlich verschoben werden“, so Burger.

Wie hoch ist der Schaden an den Gebäuden?
Einen Großteil der Kosten durch das Starkregenereignis hat die BGV-Versicherung übernommen. Allerdings trete diese laut Burger nur für die Wiederherstellung der Schäden im Verhältnis 1:1 ein. Das heißt, dass bei einer Innenwand im Klassenzimmer auch nur der Bereich neu verputzt und gestrichen wird, der durchfeuchtet war und trockengelegt wurde.

„Hier hat die Stadtverwaltung dann entschieden, die komplette Wand zu verputzen und zu streichen und dafür die Kosten zu tragen, um ein komplett renoviertes Klassenzimmer zu erhalten.“ Investiert hat die Stadt auch bei den Heizkörpern. In der Realschule mussten die alte Stahlplattenheizkörper für die Trockenlegung der Wände demontiert werden. Diese habe die Stadt auf eigene Kosten durch kleinere, moderne Heizkörper ersetzt.
Welche Erfahrungen zieht die Stadt für die Zukunft?
Bei einem Treffen nach dem Unwetter haben Vertreter von Feuerwehr, Hauptamt, Bauamt, Bauhof sowie Betroffene Erfahrungen gesammelt, um Verbesserungen abzuleiten und mögliche Maßnahmen zu besprechen. „Dieser Austausch geht über die gemeindeeigenen Strukturen hinaus und bezieht auch den Landkreis mit seinen Organen des Katastrophenschutzes mit ein. Weitere Informationen und Handreichungen holen wir uns über fachspezifische Seminare und Vorträge“, erläutert der Bürgermeister.
Allerdings könne die Umsetzung nicht von heute auf morgen erfolgen. „Gerade bei Baumaßnahmen für den Bereich Hochwasserschutz müssen vielfältige Behörden angehört und einbezogen werden“, so Burger. Gleiches gilt auch für Maßnahmen im Bereich Starkregenmanagement.
Wie sieht es mit dem Hochwasserschutz aus?
Im Bereich Hochwasserschutz wurde für den Kernort in Stühlingen für den Weilerbach ein Machbarkeitsstudie erstellt. Dort wurde herausgearbeitet, welche Maßnahmen zur Vermeidung eines Hochwassers sinnvoll sind und welche Kosten dafür anfallen könnten. Diese Erhebung ist laut Burger wichtig, um gegebenenfalls bei einer Umsetzung Fördermittel für den Hochwasserschutz beantragen zu können.
„Mit einer Maßnahme im Weilertal ist jedoch nur ein Gefahrenpotential auf der größten Flächengemeinde des Landkreises Waldshut betrachtet. Mit dem Ehrenbach in Schwaningen und Weizen, der Wutach und dem Mühlbach in Grimmelshofen, der Wutach in Stühlingen und Eberfingen, dem Weilergraben in Lausheim und dem Mauchenbach in Mauchen sind weitere erhebliche Potentiale für ein Hochwasser vorhanden. Ein Indiz dafür sind die Hochwassergefahrenkarten.“ Die Kosten für die Machbarkeitsstudie für das Weilertal beliefen sich für die Stadt auf mehr als 10.000 Euro.
Wie geht es weiter?
Aktuell suche die Stadtverwaltung ein Planungsbüro, das eine Starkregenrisikokarte für die Gesamtgemeinde erstellen soll. Mit dieser sollen spezielle Gefahrenbereiche definiert werdem und in einem weiteren Schritt mögliche Schutzmaßnahmen erarbeitet werden. Auch dieses Vorhaben sei nicht von heute auf morgen umzusetzen. In diesem Zusammenhang appelliert der Bürgermeister auch an Grundstückseigentümer, in ihrem Umfeld mögliche Gefahrenpotentiale zu prüfen und falls möglich zu beseitigen oder zu minimieren.
Was ist der Unterschied zwischen Hochwasser und Starkregen?
- Hochwasser: Der Begriff „Hochwasser“ bezeichnet eine Situation, in der der Wasserstand in Flüssen, Seen oder anderen Gewässern aufgrund von starkem Regen, Schneeschmelze oder anderen meteorologischen Ursachen über die normalen Pegelstände hinaus ansteigt. Dadurch kann es zu Überflutungen von Ufergebieten, Städten und landwirtschaftlichen Flächen kommen, was erhebliche Schäden an Infrastruktur, Eigentum und Umwelt verursachen kann. Hochwasser ist eine natürliche Erscheinung, die durch wetterbedingte und klimatische Faktoren beeinflusst wird.
- Hochwasserschutz: Hochwasserschutz bezeichnet alle Maßnahmen und Maßnahmenkonzepte, die darauf abzielen, das Risiko und die Auswirkungen von Hochwasserereignissen zu verringern. Ziel ist es, Menschen, Sachwerte und die Umwelt vor schädlichen Überschwemmungen zu schützen. Dazu gehören bauliche Maßnahmen wie Deiche, Mauern und Rückhaltebecken sowie naturnahe Lösungen wie Flussregulierungen und Wiederherstellung von Überschwemmungsgebieten.
- Starkregen bezeichnet sehr intensive und meist plötzliche Regenfälle, die innerhalb kurzer Zeit große Mengen an Niederschlag produzieren. Solche Regenfälle können zu Überschwemmungen, Überflutungen und erheblichen Schäden an Infrastruktur und Umwelt führen. Starkregen tritt häufig im Zusammenhang mit Gewitterfronten, Tiefdruckgebieten oder saisonalen Wettersystemen auf.
- Starkregenschutz bezeichnet Maßnahmen und Vorrichtungen, die dazu dienen, Gebäude, Bauwerke und Anlagen vor den schädlichen Auswirkungen starken Regens oder Starkregenereignissen zu schützen. Ziel ist es, Überschwemmungen, Wasserschäden und Erosion zu verhindern, indem beispielsweise Dachrinnen, Regenwasserabflüsse, Versickerungsanlagen oder Rückstauklappen eingesetzt werden, um das Wasser effizient abzuleiten und zu kontrollieren. Bei Starkregen handelt es sich um punktuelle Ereignisse, die sich auf wenige Quadratmeter, aber auch größere Flächen verteilen können. Ein solches Ereignis kann sich innerhalb weniger Minuten an unterschiedlichen Stellen im Gemeindegebiet ergeben.