Bereits im Sommer hatte das Unternehmen Continental einen sogenannten Spin-off prüfen lassen, doch erst jetzt ist es offiziell: Der Automobilzuliefererbereich wird vom Unternehmen abgespalten. Vorausgesetzt die Hauptversammlung Ende April 2025 und der Aufsichtsrat stimmen dem ebenfalls zu, wie Unternehmenssprecher Sebastian Fillenberg auf Anfrage mitteilt. Doch bereits jetzt werde alles Nötige für die Abspaltung in die Wege geleitet.
Automotive wird eigenständig
Damit soll der Automotive-Bereich, zu dem auch der Standort Villingen vollumfänglich dazugehört, eigenständig werden und an der Börse notiert werden. Die beiden anderen, mit dem Automobilbereich bisher unter einem Dach befindlichen Unternehmenssektoren Reifen (Tires) und ContiTech bleiben unter dem Dach von Continental.
Mehr Wettbewerbschancen
Das Ziel sei, das Wert- und Wachstumspotential voll auszuschöpfen, heißt es in einer Pressemitteilung vom August 2024. „Ein Spin-off von Automotive birgt das Potential, Wettbewerbschancen, Agilität und Transparenz zu erhöhen“, wird der Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Reitzle in einer Pressemitteilung zitiert.
Auswirkungen auf Villinger Standort
Was bedeutet das aber konkret für die rund 1360 Beschäftigten am Standort Villingen? „Sie werden für eine Firma arbeiten, die einen neuen Namen hat und nicht mehr Teil des Continental-Unternehmens ist“, fasst es Fillenberg zusammen.
Gewerkschaft will Prozess begleiten
Thomas Bleile, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Villingen-Schwenningen, sieht jedoch auch weitere mögliche Konsequenzen: „Die Frage ist, ob das so einfach ist.“
Die generelle Abspaltung des Bereichs wolle die Gewerkschaft jedenfalls eng begleiten. Der Vorteil: Die Vorsitzende der IG Metall, Christiane Benner, sei auch die stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende bei Continental.
Viele Fragen noch offen
Vor Ort werde der Prozess jedoch nicht begleitet, so Bleile. „Es ist schwierig zu sagen, was das bedeutet, weil ja die Form der Abspaltung noch nicht feststeht.“
Fraglich sei auch, was für das Unternehmen und die Mitarbeiter denn besser sei: „Ist die Eigenständigkeit besser oder ist es besser, im Schoß des Unternehmens zu bleiben?“, fragt Bleile. Beides biete Chancen und berge Risiken, so der Gewerkschafter. „Was das richtige ist, wird man erst am Ende sehen.“
Tarifbindung soll bleiben
Ein Ziel, das sich die Gewerkschaft aber auf alle Fälle auf die Fahne geschrieben hat: die Tarifbindung. Das sei nicht selbstverständlich, dass diese erhalten bleibe, so Bleile. „Aber ich gehe nicht davon aus, dass Conti sich das traut“, so der IG Metaller. Auch die Mitbestimmung solle laut der Gewerkschaft erhalten werden.
Verkleinerung oder Vergrößerung?
Vieles sei bei dieser Umstrukturierung noch ein Rätsel, stellt Bleile klar: Eine Veränderung berge immer ein Risiko: Unklar sei etwa, ob versucht werde, das Unternehmen zu verkleinern, weil bestimmte Aufgaben nicht mehr erledigt werden oder ob das Gegenteil der Fall sei und sich neue Chance eröffnen, weil Aufgaben hinzukommen, die vorher zentral erledigt wurden. „Ich habe leider keine Glaskugel“, sagt Bleile.
„Wir sind auf der Hut, haben aber keine Sorge, dass etwas über uns hinweg entschieden wird“, sagt Bleile. „Wir passen schon auf, dass die nicht falsch abbiegen“, versichert er.
Mehr Beschäftigte werden Mitglied
Darüber, wie viele der Mitarbeiter am Standort Villingen Mitglied der IG Metall sind, hüllt sich Bleile in Schweigen. Gleichzeitig sagt er, dass die Gewerkschaft aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage und des Personalabbaus im Jahr 2024 steigende Mitgliederzahlen aus dem Unternehmen zu verzeichnen habe.
Stellenabbau abgeschlossen
Zu den 80 Stellen, die bei Continental in Villingen in der Verwaltung abgebaut werden, gibt es indes gute Nachrichten: „Das Thema ist abgeschlossen“, sagt Konzernsprecher Fillenberg.
Die betroffenen Mitarbeiter hätten alle ein Angebot von der Firma erhalten. Und die IG Metall bestätigt: „Bei uns hat sich keiner gemeldet, der eine Kündigungsschutzklage einreichen möchte“, so Bleile. Er gehe daher davon aus, dass das Thema damit erledigt sei.