Einer eigenartigen Diebesbande wird derzeit vor dem Rottweiler Landgericht der Prozess gemacht. Die vier Männer haben Einbrüchen im Raum Tuttlingen, aber auch bei Firmen in ganz Deutschland, zugegeben. Dabei haben sie laut Anklage Metall im Wert von Millionen Euro gestohlen.
Was ihre Beute wert war, wussten sie womöglich selbst gar nicht. Und sie lebten auch keineswegs wie Millionäre.
Das Quartett erinnerte sich nicht mehr detailliert an alle Taten. Zumindest nicht daran, welcher der vier Angeklagten bei welchen Einbrüchen dabei gewesen sein soll. Den Männern fiel es auch schwer, die einzelnen betroffenen Betriebsgebäude zu benennen.
Täter hinterlassen viele Spuren
Diese Erinnerungslücken hängen möglicherweise mit der Menge der Taten zusammen. Allein 20 Fälle werden den vier Tätern vorgeworfen. Weitere Beschuldigte sind anderweitig angeklagt.
In die Firmengebäude waren die Einbrecher laut Anklage durch aufgeschnittene Wände, aufgehebelte Rolltore oder eingeschlagene Scheiben eingedrungen.
Die Ermittler kamen den Angeklagten über Unmengen von Schuhabdrücken, DNA-Spuren auf liegen gelassenen Werkzeugen, Handy-Auswertungen und auch durch Überwachungskameras an Raststätten auf die Spur.
Bande wohnt in schlimmen Verhältnissen
Und die Polizisten fanden die vier Rottweiler Angeklagten und weitere Verdächtige schließlich in einer Wohnung in Gelsenkirchen. Die wurde von einem Einsatzkommando gestürmt.
Einer der Ermittler aus Rottweil war für den Einsatz nach Gelsenkirchen abgeordnet gewesen. Wohnlich sei es dort nicht gewesen, berichtet er in der Verhandlung vor dem Landgericht.
Die Männer hätten offenbar aus Tüten und Taschen gelebt. Er könne sich nicht erinnern, einen Koffer gesehen zu haben.
Total verdreckt und vermüllt sei es gewesen, schlimmer, als es auf den von ihm gemachten Fotos zu sehen sei. „Messi-Wohnung wäre übertrieben, aber nicht bewohnbar“, so könne er das beschreiben, betonte der Beamte.
Verhaftung nehmen sie gelassen
Die Einsatzkräfte seien „personell sehr massiv“ in die Wohnung eingedrungen. Und das schnell, damit keiner der Männer etwas verschwinden lassen oder gar abhauen konnte. Allerdings habe auch keiner Gegenwehr geleistet.
„Die waren erstaunlich teilnahmslos. Ich glaube nicht, dass das ein Schock war“, sagte der Polizeibeamte. „Die saßen da wie Puppen.“ Er habe den Eindruck gehabt, die Verhafteten hätten sich gedacht: „Jetzt haben wir halt Pech gehabt.“
Überhaupt zeugen deren Taten angesichts der vielen Spuren nicht gerade von ausgereifter und akribischer Planung. So zeigten die Ermittler vor Gericht Bilder von eingeschlagenen Oberlichtern der Firmengebäude. Durch die haben sich die Täter nach Einschätzung der Polizei wohl einen Überblick verschafft, wo was zu holen war.
Diebe werden geneppt
Weiteres Zeichen der Unprofessionalität: Offenbar ließen sich die Diebe auch noch selbst übers Ohr hauen. Ihre Fuhren wertvoller Metalle nahm ihnen ein Händler im niederländischen Venlo zwar ab. Von ihm bekamen die Täter nach eigenen Angaben jedoch lediglich ein paar hundert Euro.
Da zeigte sich einer der Angeklagten schwer beeindruckt, als er den wahren Wert der Beute erfuhr. Denn schon allein jene Werkzeuge, die die Vier aus einem Tuttlinger Betrieb gestohlen hatten, sind mit einem Wert von fast einer Million Euro veranschlagt.
Ob sie da Gold geklaut hätten, wollte er wissen. Gold war es jedoch keines, aber wertvolles medizintechnisches Spezialwerkzeug.
Diese Urteil droht den Angeklagten
Den Angeklagten drohen nun zwischen drei und sechseinhalb Jahren Haft, von denen sie wohl nur einen Teil in Deutschland absitzen und dann abgeschoben werden.
Der älteste Angeklagte brach deshalb in Tränen aus, denn sowohl sein pflegebedürftiger Vater als auch seine Frau und die beiden Töchter leben in Deutschland.
Zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung war eine Verständigung aufgrund des Geständnisses möglich. Die könnte sich am Ende des Prozesses möglicherweise mildernd auf die Strafhöhe auswirken. Das Urteil soll am 11. Dezember fallen.