Wie bringt man Schwenninger Töpferwaren in Villingen an den Mann? Eine Frage, die man sich Mitte der 90er Jahre durchaus noch stellen konnte, als die Villinger nicht unbedingt die Stadtmauern verließen, um im anderen Stadtteil einkaufen zu gehen – und umgekehrt genauso.
Schwenninger Keramik im Villinger Eiscafé
Der Schwenninger Keramikermeister Jürgen Strom und seine Frau Brigitte haben die Antwort auf diese Frage, wie man den Villingern Schwenninger Kunsthandwerk nahe bringt, 1997 in der Rietstraße gefunden. Hier, wo sich im zur Winterzeit geschlossenen Eiscafé Zampolli der Winterladen befindet.
Nach mehr als einem Vierteljahrhundert wird am 4. Januar 2025 Schluss sein: Brigitte Strohm gibt den Winterladen auf.
Hobbybastlerinnen legten den Grundstein
Diesen hatten einst Villinger Hobbybastlerinnen ins Leben gerufen und verkauften dort weihnachtliche Bastelarbeiten, Krippenfiguren und selbst Getöpfertes.

Präsentiert wurden die Waren auf stilecht restaurierten Antikschränken und -kommoden des Niedereschacher Möbelschreiners Hans Lierheimer. Fertig war der Winterladen, Villingens erster Pop-up-Store, lange, bevor dieser Begriff in den allgemeinen Sprachgebrauch eingezogen war.
Die Strohms stiegen 1997 ein. Eher zufällig, wie sich Brigitte Strohm erinnert. „Wir haben bei Hans einen Schrank gekauft“, sagt sie. „Als er ihn uns lieferte und die Töpferwaren sah, fragte er, ob wir nicht im Winterladen einsteigen wollten.“
Die Frauen, die das Konzept einst mit ihren Bastelarbeiten begründet hatten, hatten sich zur Ruhe gesetzt – und ohne die schönen weihnachtlichen Artikel fehlte dem Winterladen das gewisse Etwas.
„Heute geht man ja zum Glück auch in den jeweils anderen Stadtteil zum Einkaufen.“Brigitte Strohm über die Einkaufsgewohnheiten der VS-Bürger
Das Ehepaar Strohm mussten nicht lange überlegen. „Das war damals eine tolle Gelegenheit, unsere Waren auch in Villingen zu verkaufen“, sagt Brigitte Strohm. Und fügt lachend hinzu: „Heute geht man ja zum Glück auch in den jeweils anderen Stadtteil zum Einkaufen.“

Antike Möbel plus Töpferwaren plus Kunsthandwerk aus der Region: Ein Konzept, das all die Jahre aufging. Doch 2024 hat alles geändert. Im September starb Hans Lierheimer nach langer Krankheit.
Möbeltransport ist sehr aufwändig
Sein Sohn habe in diesem Jahr zwar noch einmal Möbel bereitgestellt, aber bereits signalisiert, dass er diesen Aufwand künftig nicht mehr bewältigen könne, sagt Brigitte Strohm. Dieser war nicht gering: Immerhin mussten jedes Jahr bis zu 30 Möbelstücke aufwändig auf- und abgebaut und nach Villingen transportiert werden.

„Ich habe immer gesagt, wenn ich 2027 in Rente gehe, gebe ich auch den Winterladen auf“, sagt die gelernte Erzieherin Brigitte Strohm, die von Anfang an von ihrer Freundin Gundula Ettwein und später auch von deren Schwägerin Rosi Ettwein unterstützt wurde. Beide helfen in den Öffnungswochen stets im Laden mit.
Alternativen: Denkbar, aber es wäre nicht dasselbe
Doch „ohne den Hans“ und seine Möbel, die mit ihrem rustikalen Charme die ideale Kulisse für den Winterladen darstellen, wollen Brigitte und Jürgen Strohm nicht weitermachen.
„Wir haben hin und her überlegt, ob es nicht Alternativen gäbe, beispielsweise mit Palettenmöbeln“, sagt sie. Aber nein: „Ich hatte dabei kein gutes Gefühl. Es wäre nicht mehr dasselbe“, sagt Brigitte Strohm.
Lierheimer habe stets schon das ganze Jahr über nach passenden Stücken für den Winterladen Ausschau gehalten, wenn er in alten Schwarzwaldhöfen Nachlässe aufkaufte.
Über all die Jahre habe man Hand in Hand gearbeitet – „Ich wusste, wenn die Eisdiele am Samstag zumacht, kann ich am Montag um 15 Uhr loslegen und die Waren einräumen.“ Deshalb wolle sie die Ära „Winterladen“ nach dem Tod des Möbeltischlers lieber jetzt und gut beenden anstatt in Unzufriedenheit.
Holzkunst und Gehäkeltes
Die Waren – das ist vor allem Kunsthandwerk, bevorzugt aus der Region wie die Keramik von Jürgen Strohm, aber auch Weihnachtspyramiden oder Krippenfiguren. Dazu gesellen sich Kerzen, Genähtes, Gehäkeltes – mal weihnachtlich-winterlich oder einfach nur schön und nützlich.
„Mir war immer wichtig, für jeden Geldbeutel etwas anzubieten“, sagt Brigitte Strohm. Deshalb gibt es nicht nur hochpreisiges Kunsthandwerk, sondern beispielsweise auch kleine Weihnachtsseifen für einen Euro, damit auch Kinder fündig werden, die ihrer Oma etwas schenken möchten.