Die Schwarzwaldbahn kommt einfach nicht zur Ruhe. Nach den Stürmen Anfang 2020, Corona bedingten Personalausfällen während der Hochphase der Pandemie und der neunmonatigen Streckensanierung inklusive Streckenteilsperrung im vergangenen Jahr, hätte 2022 das Jahr der Bahn werden können. Gerade auch, weil wohl so viele Menschen wie selten zuvor wegen des Neun-Euro-Tickets den Zug nutzen.
Für die Schwarzwaldbahn und diejenigen, die eigentlich damit fahren wollen, entwickelt sich das Jahr aber immer mehr zum Albtraum. Der Grund sind die anhaltenden Reifenprobleme. Die Taktung auf der Strecke musste wieder reduziert werden. Statt stündlich verkehrt die Schwarzwaldbahn nun wieder im Zwei-Stunden-Takt, weil die Züge statt alle 20.000 Kilometer aktuell bereits nach 7000 Kilometern zur Inspektion in die Freiburger DB-Werkstatt müssen.
Streckensperrung und SEV
Wie der SÜDKURIER nun exklusiv erfahren hat, bleibt es aber nicht bei der Taktreduzierung. „Der Streckenabschnitt zwischen Hausach und St. Georgen wird ab Donnerstag nicht mehr befahren“, sagt ein Bahn-Sprecher. Bedeutet: Wer mit de Bahn durch den Schwarzwald-Baar-Kreis fahren will, muss in den Schienenersatzverkehr, also den Bus umsteigen.
„Die Umsetzung des Schienenersatzverkehrs ist nicht ad hoc umsetzbar, wir brauchen einen zeitlichen Vorlauf“, so der Bahn-Sprecher weiter. Zur Erklärung: Aktuell benötigt die S-Bahn Stuttgart ebenfalls einen Schienenersatzverkehr. Dieser endet am Mittwoch, dann werden die Busse zur Verfügung stehen und statt in der Landeshauptstadt durch den Schwarzwald fahren.
„Bis auf Weiteres“
Durch die Einrichtung des Schienenersatzverkehrs möchte die Bahn verhindern, dass bei zu vielen Zügen gleichzeitig die Reifen ausgetauscht werden müssen. Wie lange Bahnfahrer zwischen Hausach und St. Georgen in den Bus steigen müssen, ist aktuell noch nicht klar: „Das gilt ab Donnerstag bis auf Weiteres“, so der Bahn-Sprecher.
Warum sind die Reifen so stark abgefahren?
Die Teilstrecke zwischen Hausach und St. Georgen ist die kurvigste der gesamten Schwarzwaldbahn. Dieser Abschnitt war im vergangenen Jahr aufwendig saniert worden. Die zugfreie Zeit soll nun genutzt werden, um zu ergründen, ob die Ursache für den hohen Reifenverschleiß an der Infrastruktur, also den Gleisen liegt. Wie der Bahn-Sprecher bereits am 24. Juni sagte, habe man an den Zügen selbst bereits das meiste untersucht.
Die Folge daraus wäre, dass die Ursache für die Probleme an der Schiene selbst liegt. Bahn-Insider vermuten, dass für den kurvenreichen Abschnitt das falsche Spurmaß verwendet worden ist. Konkret: Die Schienenbreit könnte zu eng sein.
Eine gute und eine schlechte Nachricht gibt es durch die Einrichtung des Schienenersatzverkehrs noch: Ab Donnerstag gilt zwischen Karlsruhe und Hausach und zwischen St. Georgen und Konstanz wieder der reguläre Ein-Sunden-Takt. Aber: Die Fahrtzeit wird sich im Bereich des Schienenersatzverkehrs verdoppelen.