Wohin am Wochenende? Für viele Jugendliche in Villingen beantwortet sich die Frage derzeit schnell. Sie ziehen mit Alkohol in die Parkanlage Hubenloch. Dort eskalierten die Partys im Freien bereits zum zweiten Mal. Ende Juni wurden Polizisten angefeindet, am vergangenen Wochenende sahen sich die Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdiensts (KOD) einer aufgebrachten Menge junger Männer gegenüber, die mit entblößten Oberkörpern die Konfrontation regelrecht suchten. Befragt man die Jugendlichen, hört man meist die Antwort, dass sie nur einen Platz zum Feiern wollen, weil sie das Gefühl hätten, lange genug verzichtet zu haben.

Zu eskalierenden Partys kam es bereits zweimal in der Parkanlage Hubenloch. Vermüllung, Lärmbelästigung und Gewalt sind dabei ...
Zu eskalierenden Partys kam es bereits zweimal in der Parkanlage Hubenloch. Vermüllung, Lärmbelästigung und Gewalt sind dabei wiederkehrende Probleme. | Bild: Hans-Peter Flaig

Meist ist es dann eine Minderheit, die dazu beiträgt, dass es zur Zuspitzung kommt. So sieht es auch Polizeisprecher Jörg-Dieter Kluge. Am vergangenen Samstagabend hielten sich nach Mitternacht immer noch 200 Jugendliche im und um das Parkhaus Theater am Ring auf, berichtet er. Dabei kam es offensichtlich nicht nur zu Angriffen auf die Ortspolizeibehörde, sondern auch zu Auseinandersetzungen unter den Jugendlichen und jungen Menschen, wohl zu Körperverletzungen und Diebstählen. Da reichen schon 20 gewalttätige Personen aus, und die Situation gerate außer Kontrolle, erklärt Kluge. So war es am Samstag der Fall.

Das könnte Sie auch interessieren

Inzwischen ist die idyllische Villinger Parkanlage zu einem Schwerpunkt geworden, was solche Partys angeht, berichtet Kluge. Von einem Brennpunkt wolle er noch nicht sprechen. Das hat aber zur Folge, dass es an anderen Stellen der Stadt, wo es früher turbulent herging, die Situation merklich ruhiger geworden ist, in der Villinger Kneipenmeile Färberstraße zum Beispiel, wie Kluge anmerkt.

14-Jähriger mit Pfefferspray-Attacke

Szenewechsel am vergangenen Sonntag in die Villinger Fußgängerzone: Dort wurde am Mittag an der Stadtkasse ein 14-Jähriger von einem Gleichaltrigen mit Pfefferspray attackiert. An der Einfahrt in der Oberen Straße ist ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche. Dass es zu Streitereien unter Jugendlichen kommt, ist eigentlich normal, dass aber gleich ein Pfefferspray gezückt wird weniger, wie Passanten anmerkten. Der Angegriffene schrie vor Schmerz, offensichtlich hat der Kontrahent nach einem Wortwechsel die Waffe gezückt, bevor er dann flüchtete. Auch hier ermittelt die Polizei, bestätigt Kluge.

Das könnte Sie auch interessieren

Was ist mit der Jugend los, werden sich manche fragen. Nun: 1,5 Jahre Corona-Einschränkungen, weniger soziale Kontakte, worunter vor allem die jungen Leute zu leiden haben, hinterlassen ihre Spuren, nicht nur in Villingen-Schwenningen, aber auch hier. Manche Städte, wie zum Beispiel Ravensburg, belegen besonders beliebte Jugendtreffpunkte mit Verweilverboten. Das ist aber eine umstrittene Maßnahme, weil sich die Jugendlichen einfach andere Orte aussuchen. Auf Anraten von Fachleuten sind auch immer öfters Sozialarbeiter, also Streetworker, im Einsatz.

„Streetworker kennen oft ihre Pappenheimer.“
Jörg-Dieter Kluge, Polizeisprecher

Die seien grundsätzlich eine gute Sache, merkt Polizeisprecher Kluge an. Streetworker „kennen oft ihre Pappenheimer“ und könnten direkt auf die Situation einwirken. Ihr Einsatz sei aber allein Sache der Kommune. In Villingen-Schwenningen hatte die Arbeit bisher der baden-württembergische Landesverband für Prävention und Rehabilitation übernommen. Auf der Internetseite wird immer noch auf die mobile Jugendarbeit von vier Streetworkern verwiesen, allein sie sind nicht mehr auf den Straßen unterwegs, der Vertrag mit der Stadt ist gekündigt, die Stadtverwaltung übernimmt die Regie nun wieder selbst.

Streetworker frühestens ab Oktober

Am Hubenloch und anderswo in der Stadt werden Streetworker jedoch in diesem Sommer nicht eingesetzt. Das hat einen einfachen Grund: Zwar wurden mittlerweile vier Stellen ausgeschrieben und zwei Bewerberrunden durchgeführt, erläutert es die Verwaltungssprecherin Oxana Brunner. Das Ergebnis: „Nach heutigem Stand, vorausgesetzt die beiden Bewerber treten die Stelle auch an, können mindestens zwei Vollzeitstellen zum 1. Oktober besetzt werden.“ Die Bewerbersuche werde durch eine erneute Stellenausschreibung fortgesetzt.